Küss mich, wenn Du kannst
fügte er hinzu: »Manchmal muss man sich von den Ladys erholen.«
»Denk daran, mit wem du redest!«, mahnte Annabelle und versetzte ihm einen eher milden Fausthieb an die Schläfe.
Bei Leandro brannten ziemlich schnell die Sicherungen durch. Angeblich war er schon mehrmals auf einen Schiedsrichter losgegangen, wenn ihm eine Entscheidung missfallen hatte. Aber jetzt rieb er sich nur den Kopf und schnitt eine Grimasse. »Genau wie meine Mama.«
»Wie meine auch«, warf Tremaine ein und nickte fröhlich.
Wütend fuhr Annabelle herum. »Ihre Mütter! Ich bin einunddreißig! Und ich erinnere diese Kerle an ihre Mütter!«
»Kein Wunder, du benimmst dich wie meine Mutter«, betonte Sean - unklugerweise, wie sich herausstellte, denn er fing sich den nächsten kurzen Haken ein.
Nachdem Heath mitleidvolle Blicke mit den Jungs gewechselt hatte, richtete er seine Aufmerksamkeit auf Annabelle und bat in sanftem, geduldigem Ton: »Erzähl mir, wie es dazu gekommen ist, Schätzchen.«
»Keine Ahnung!«, seufzend warf sie die Arme hoch. »Im Sommer kam nur Dean vorbei, dann brachte er Jason und Dewitt mit. Schließlich bat mich Arte, ob ich Sean im Auge behalten könnte. Also lud ich ihn ein - nur einmal, wirklich. Da tauchte er mit Leandro und Matt auf. Ein Star hier, ein Bear dort... So führte eins zum anderen. Und jetzt habe ich eine womöglich gewalttätige Bande am Hals, mitten in meinem Wohnzimmer.«
»Habe ich dir nicht versichert, du musst dir keine Sorgen machen?«, mischte sich Jason ein. »Das ist neutrales Terrain.«
»Klar, okay!« Ihre Nasenflügel bebten. »Neutrales Terrain, bis irgendjemand durchdreht, und dann fallt ihr alle übereinander her. ›Tut uns ja so Leid, Annabelle, aber deine vorderen Fenster und der halbe erste Stock sind plötzlich verschwunden ...‹«
»Seit wir hier sind, flippt nur eine Person aus«, murmelte Sean, »und das bist du.«
Da nahm Annabelles Gesicht einen so amüsanten mörderischen Ausdruck an, dass Eddie einen Schluck Bier - oder vielleicht Usambaraveilchendünger - durch seine Nase schnaubte, was die anderen zu Lachstürmen hinriss.
Annabelle stürzte sich auf Heath, packte ihn am Hemdkragen und stellte sich auf die Zehenspitzen. Durch zusammengebissene Zähne zischte sie ihn an: »Die lassen sich voll laufen. Und dann rammt einer dieser Idioten seinen Mercedes gegen ein Auto voller Nonnen. Dafür werde ich verantwortlich gemacht. Das ist Illinois, und in diesem Staat gibt‘s ein spezielles Gesetz. Hier müssen Gastgeber für ihre Gäste, die öffentliches Ärgernis erregen, geradestehen.«
Zum ersten Mal an diesem Abend war Heath enttäuscht von ihr. »Hast du ihnen die Wagenschlüssel nicht abgenommen?«
»Doch, natürlich. Hältst du mich für verrückt? Aber...«
In diesem Moment flog die Haustür auf, und der Großkotz Robillard stolzierte herein, schick herausgeputzt mit Oakleys, Diamanten und Cowboystiefeln. Wie der König von England winkte er mit zwei Fingern in die Menge.
»O Scheiße, jetzt bin ich erledigt.« Annabelle umklammerte Heaths Hemdkragen noch fester. »Heute Abend wird ihm irgendjemand die Schnauze polieren. Das spüre ich. Entweder bricht er sich einen Arm oder sogar alle Knochen. Und ich muss mich mit Phoebe herumschlagen.«
Behutsam löste Heath ihre Finger von seinem Kragen. »Entspann dich, dein Loverboy kann sehr gut auf sich selber aufpassen.«
»Von Anfang an wollte ich nichts weiter als Ehen vermitteln. Ist das so schwer zu verstehen?« Resignierend sank sie auf die Fersen zurück. »Mein Leben ist eine einzige Katastrophe.«
Ärgerlich runzelte Leandro die Stirn. »Du fällst mir allmählich auf den Wecker, Annabelle.«
Mit drei langen Schritten war Robillard an ihrer Seite. Nach einem langen Blick in Heaths Richtung schlang er einen Arm um Annabelle und küsste besitzergreifend ihre Lippen.
Unter Heaths Lidern schien heiße Wut zu explodieren. Doch das war Annabelles Haus, und sie würde ihm niemals verzeihen, wenn er dem Impuls nachgab, der ihn jetzt in Versuchung führte.
»Annabelle ist meine Frau«, verkündete Dean und schaute ihr tief in die Augen. »Wer immer ihr irgendwelche Schwierigkeiten macht, kriegt‘s mit mir zu tun und mit meiner gesamten Verteidigungslinie.«
Indigniert hob Annabelle die Brauen, da fühlte sich Heath sofort viel besser. »Danke, ich komme sehr gut allein zurecht. Aber was ich nicht ertragen kann, ist ein Haus voller besoffener Trottel.«
»Jetzt übertreibst du‘s ein bisschen«,
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