Küss mich, wenn Du kannst
Reeshmans letztes SI- Cover war unglaublich.«
»Um auf meine Kandidatin zurückzukommen - sie ist Harfenistin, an der De-Paul-Universität ausgebildet, achtundzwanzig, und sie macht gerade ihren Magister in Musikwissenschaft an der Loyola University. Vorher hat sie in Vassar studiert. Eigentlich sollten Sie sich letzten Donnerstag mit ihr im Sienna‘s treffen. Das hat ja leider nicht geklappt.«
»Ist sie hässlich?«
»Natürlich nicht.« Annabelle packte ihren Teller und trug ihn zur Spüle.
Ein paar Minuten lang schwieg er. Dann brachte er ihr seinen eigenen Teller. »Auf die geringe Chance hin, dass Dean Sie anruft - passen Sie auf, was Sie über mich sagen.«
»Wieso glauben Sie, da würde nur eine geringe Chance bestehen?«
Heath zeigte zum Tisch. »Noch ein Stück Pizza?«
»Nein.« Sie stellte seinen Teller in die Geschirrspülmaschine. »Das will ich jetzt hören. Warum sind Sie so sicher, dass Dean mich nicht anrufen wird?«
»Beruhigen Sie sich. Ich meine nur, immerhin sind Sie ihm um ein paar Jahre voraus.«
»Ach, tatsächlich?« Krachend warf sie die Tür der Spülmaschine zu und befahl sich, den Mund zu halten. Aber die Worte kamen ihr wie von selbst über die Lippen. »Heutzutage sind ältere Frauen und jüngere Männer en vogue. Lesen Sie niemals People?«
»Dean trifft sich nur mit Partygirls.«
Was er damit durchblicken lassen wollte, wusste sie, und ein masochistischer Impuls spornte sie an. Das sollte er jetzt gefälligst klar und deutlich sagen. »Spucken Sie‘s aus! Sie finden, ich wäre nicht scharf genug für ihn.«
»Legen Sie mir keine idiotischen Worte in den Mund. Ich behaupte nur, zwischen Ihnen und Dean wird keine Liebesbeziehung entstehen.«
»Wohl kaum, aber eine heiße Affäre.«
Nachdem sie den letzten Rest ihrer Vorsicht in den Wind geschlagen hatte, wies ein langer Zeigefinger auf ihr Gesicht. »Sie werden auch keinen Sex mit ihm haben, Annabelle. Diese Jungs kenne ich. Und Sie haben keine Ahnung. Was Claudia Reeshman betrifft, vertraue ich auf Ihr Urteil. Verlassen Sie sich auf meines, wenn‘s um Dean Robillard geht.«
So leicht sollte er nicht davonkommen. »Okay, Sie suchen eine Frau zum Heiraten. Möglicherweise suche ich ein bisschen Spaß.«
»Oh, Sie brauchen Spaß?«, schoss er zurück. »Den können Sie von mir kriegen.«
Annabelle blinzelte entgeistert.
Draußen brauste ein Auto mit plärrendem Radio vorbei. Sie starrten sich an. Auch Heath schaute überrascht drein. Oder vielleicht nicht. Langsam zog er einen Mundwinkel nach oben, und da merkte sie, dass der Python wieder einmal mit ihr spielte. »Jetzt muss ich gehen, Tinker Bell, und meinen Schreibkram aufarbeiten. Danke fürs Dinner.«
Erst nachdem die Haustür hinter ihm ins Schloss gefallen war, brachte sie ein schwaches »Gern geschehen« zustande.
»Ja... Ja, schon gut, schicken Sie ihn rauf.« Mit bebenden Fingern legte Portia den Telefonhörer auf. Bodie war in der Eingangshalle.
Seit dem Date in der Sportlerbar hatte er kein einziges Mal angerufen. Und jetzt kam er um neun Uhr am Abend des 4. Juli zu ihr nach Hause und nahm an, sie würde auf ihn warten. Sicher wär‘s besser gewesen, sie hätte den Portier beauftragt, ihn abzuwimmeln. Doch das hatte sie nicht getan.
Automatisch ging sie zum Schlafzimmer und stieg unterwegs aus ihrem Bauwollkaftan. Die Jensons hatten sie für diesen Abend auf ihr Boot eingeladen, wo sie das Feuerwerk beobachten wollten. Aber solche Spektakel deprimierten Portia, so wie die meisten Feiertagsrituale. Eine schreckliche Woche lag hinter ihr. Erst das Claudia-Reeshman-Debakel, dann hatte die neue Assistentin gekündigt, der Ersatz für SuSu Kaplan, und erklärt, der Job sei »zu anstrengend«.
Außerdem vermisste Portia das Förderprogramm für Berufseinsteigerinnen. Sie hatte sogar versucht, Juanita zum Lunch zu treffen und die Situation zu besprechen. Aber die CSBI-Leiterin ließ sich ständig am Telefon verleugnen.
Wie würde Bodie auf die Eigentumswohnung reagieren, die Portia nach der Scheidung gekauft hatte? Weil sie in diesem Apartment allmonatlich Cocktailpartys für ihre wichtigste Kundschaft gab, hatte sie ausgedehnte Räumlichkeiten im obersten Stockwerk eines sündteuren Vorkriegsgebäudes aus Kalkstein gewählt. Hier wollte sie die Eleganz der Alten Welt demonstrieren, und so hatte sie sich an der Farbenpalette holländischer Meister orientiert - an warmem Braun, Patina-Gold, gedämpftem Olive und subtilen Bitterschokoladenuancen. Im
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