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Küss mich, Werwolf - Warren, C: Küss mich, Werwolf - Wolf at the Door (Others 01)

Titel: Küss mich, Werwolf - Warren, C: Küss mich, Werwolf - Wolf at the Door (Others 01) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Warren
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lediglich den Kopf.
    »Nein, vielen Dank.«
    »Nun, dann nicht. Aber nehmen Sie doch bitte Platz. Wir haben uns alle schon darauf gefreut, uns mit Ihnen zu unterhalten.«
    Sie trat einen Schritt näher an das Feuer heran, um besser erkennen zu können, wen sie noch vor sich hatte. Auf zwei altmodischen, mit bordeauxrotem Samt bezogenen Sofas zu beiden Seiten des Feuers konnte man jeweils eine Gestalt ausmachen, die nun langsam Konturen annahm; auf der einen Seite reichte der Schein des Feuers gerade weit genug in die Dunkelheit, um die Umrisse des zarten Gesichts einer Frau honigfarben zu vergolden. In ihr erkannte Cassidy die Voodoo-Priesterin Marie-Claudette Touleine – eine Person von nicht zu unterschätzender Macht.
    Cassidy bekam mit einem Male das ungute Gefühl, auf der Hut sein zu müssen, und warf eher unwillkürlich einen Blick auf das, was sich rechts von dem Sofa tat. Dieser Teil der Sitzgruppe war von beinahe jedem Lichtschimmer unbeleckt, doch konnte sie nichtsdestotrotz gerade eben die von Narben übersäte Gesichtshaut eines braunhäutigen Mannes von unbestimmbarem Alter erkennen – Thabo Ngala, ein so genannter Animus und afrikanischer Zauberer.
    Solche Animi waren weder den Hexern noch den Zauberkundigen zuzuordnen und kamen in der Geschichte der Anderen in der westlichen Welt eher selten vor; sie traten hauptsächlich in den Kulturen der Ureinwohner Afrikas, Australiens und Südamerikas auf und besaßen die Fähigkeit, die Gestalt von Tieren anzunehmen; im Gegensatz zu herkömmlichen Werwesen jedoch von mehr als nur einem;undanders als bei Fuchsfrauen bestand diese Gestaltwandlung zudem nicht nur darin, dass man sein äußeres Erscheinungsbild veränderte.
    Ein Animus nahm die Gestalt eines Tieres an, indem er sich in magischen Einklang mit diesem Tier versetzte. Dazu musste man sich mit einem Fell dieses bewussten Tieres behängen, ein aus seinen Zähnen gefertigtes Armband oder eine aus seinen Krallen gefertigte Halskette tragen; man musste die dem Tier innewohnende Kraft nutzen, um nicht nur seine äußere Erscheinung zu imitieren, sondern sich ihm auch spirituell annähern. Nahm ein Animus zum Beispiel den Körper eines Leoparden an, wurde aus ihm nicht etwa ein Mensch in einem Leopardenleib. Aus ihm wurde der Leopard, und zwar mit Leib und Seele; Gehirn und Instinkte reagierten wie die des Leoparden.
    Sie waren mächtige, gefährliche Magier, die vollkommen in den Raubtierinstinkten ihrer tierischen Vorbilder aufgehen konnten, wogegen ein Werwolf oder ein anderer Gestaltwandler sich nach wie vor den ethischen Grundwerten des Menschen verpflichtet fühlte. Vielleicht war es ganz gut, dass es nicht so viele Animi gab.
    Cassidy wollte sich ihre Verunsicherung nicht anmerken lassen und nahm in dem Sessel Platz, den Leonard ihr zuwies.
    »Madame«, sagte sie und nickte respektvoll.
    »Und Mr. Ngala. Ich fühle mich geehrt, Sie beide persönlich kennenzulernen.«
    »Ebenso, Miss Poe.«
    Madame Touleine bediente sich nicht eines jener aufgesetzten jamaikanisch-kreolischen Akzente, sondern sprach mit einer leisen Stimme, deren rhythmischer Klang eher von der Bayou Region um Louisiana herum geprägt war.
    »Man hört in jüngster Zeit ja so viel von Ihnen.«
    Irgendwie sorgte diese Bemerkung nicht gerade dafür, dass Cassidy sich wohler in ihrer Haut fühlte. Madame Touleine war nicht gerade die Person, deren Interesse man gerne auf sich zog – im Gegenteil: Je länger sie hier saß, desto mehr wünschte Cassidy sich, das alles wäre nur ein böser Traum.
    »Sie schmeicheln mir«, sagte sie nur.
    »Ich weiß mehr über Ihre Familie als sie selber, Miss Poe«, bemerkte Ngala und ließ Cassidy damit wiederum innerlich zusammenzucken.
    Seine Stimme klang tief und weich und war von einem exotischen Timbre geprägt. Und sie ließ Cassidy eine Gänsehaut über den Rücken laufen.
    »Vor allem über Ihre Großmutter. Sie ist eine Frau, der größter Respekt gebührt. Sie ist weise und mächtig. Wenn Sie nur ein wenig von ihrer Geistesschärfe oder ihren Talenten geerbt haben, zweifele ich nicht daran, dass Sie auf Ihrem Gebiet eine nicht zu unterschätzende Kapazität darstellen.«
    Das Leuchten in seinen Augen war ihr ebenso unbehaglich wie die Art und Weise, in der die Narben, die sein Gesicht wie ein kompliziertes Muster überzogen, im Flackern des Kaminfeuers zu zucken und zu tanzen schienen. In dem Bemühen, einen nonchalanten Eindruck zu machen, schob Cassidy sich ihr langes Haar über die

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