Küss mich wie damals
schweifte über sie und verweilte auf ihrem Gesicht. Seine Mundwinkel zuckten leicht. Dieses seltsame angedeutete Lächeln drückte Irritation aus und etwas Undefinierbares, das vielleicht Schmerz war.
Dann stand er ihr gegenüber. Er konnte die Treppe nicht hinunter und sie nicht hinauf, ohne dass er oder sie zur Seite hätte treten müssen. Eine Ewigkeit lang hatte es den Anschein, dass weder Frances noch Marcus in der Lage waren, beiseitezugehen, weil sie viel zu sehr in den Anblick des anderen versunken waren.
„Wollen Sie den ganzen Abend da stehen bleiben, Euer Gnaden?“ Es überraschte sie, Sir Percivals Stimme zu hören. Im dämmrigen Treppenhaus hatte sie ihn nicht hinter Marcus bemerkt. „Sehen Sie denn nicht, dass Ihre Ladyschaft vorbei möchte?“
Frances riss den Blick von Marcus los, schaute Sir Percival an und gab, sich an den Treppenpfosten wie an einen Rettungsanker klammernd, den Weg frei. „Oh, nein, Sir Percival. Es bringt Unglück, wenn man auf einer Treppe aneinander vorbeigeht. Das weiß Seine Gnaden. Er will mich einfach davor bewahren, Pech zu haben.“ Sie rang sich zu einem Lächeln durch. „Euer Gnaden.“
Marcus nickte und ging die restlichen Stufen hinunter. „Ich habe Sie gesucht, Madam, um mich von Ihnen zu verabschieden. Es war ein …“ Er hielt inne und überlegte, wie er sich ausdrücken solle, ohne lügen zu müssen. Ein pures Vergnügen war der Abend nicht gewesen. „… ein interessanter Abend“, vollendete er den Satz.
„Vielen Dank, dass Sie gekommen sind.“
„Ich werde Sie übermorgen Nachmittag abholen. Ist es Ihnen um zwei Uhr recht?“
„Ja, Euer Gnaden.“
Er verneigte sich, ließ sich von einem Lakai den Zylinder geben und verließ das Haus. Offenbar war er nicht in einer Kutsche hergekommen, denn Frances sah ihn zur Brook Street schlendern und zog daraus die Schlussfolgerung, er sei wahrscheinlich auf dem Weg zu White’s. Sie wandte sich Sir Percival zu, der neben ihr stand und ebenfalls dem in der Dunkelheit verschwindenden Duke of Loscoe hinterhersah.
„Eine Verabredung, so, so!“,sagte er und schaute sie fragend an. „Übermorgen um zwei Uhr nachmittags.“
„Du lieber Himmel, nein! Seine Gnaden und ich wollen mit seiner Tochter in die Königliche Akademie. Das ist Teil ihrer Ausbildung.“
„Mir scheint, die Klatschmäuler haben recht“, meinte Percival bedächtig. „Seine Gnaden benutzt seine Tochter dazu, so oft wie möglich in Ihrer Gesellschaft sein zu können.“
„Wie können Sie so etwas sagen, Sir Percy?“
„Es ist nicht wichtig, was ich sage. Andere Leute reden bereits darüber. Ich habe nur wiederholt, was mir zugetragen wurde.“
„Mir wäre es lieb, Sie würden das unterlassen. Seine Gnaden hat kein Interesse an mir, sondern nur an der Ausbildung seiner Tochter. Und das ist ein rein geschäftliches Arrangement.“
„Sind Sie sicher?“
„Sind Sie eifersüchtig, Sir Percy?“
„Ja, sehr! Wenn ich im Park ausreite, sind Sie mir eine gute Gesellschafterin. Und wenn ich zu Bällen oder dergleichen eingeladen werde und es besser ist, in Begleitung zu erscheinen, habe ich Sie an meiner Seite. Sie wissen doch, dass Gastgeberinnen es lieber haben, wenn jemand nicht allein kommt.“
„Ich kenne mindestens eine Handvoll Damen, die überglücklich wären, ihre Begleiterin zu sein.“
„Nein, das ist nicht der Fall. Viele Leute sehen in mir nur jemanden, der zu ihrem Amüsement beiträgt. Selbst Sie tun das, obwohl Sie den Takt haben, das nicht deutlich zu zeigen.“
„Du lieber Himmel, Sir Percy, was ist denn in Sie gefahren? Natürlich amüsieren Sie mich, aber das ist doch Ihre Absicht, nicht wahr?“ Frances hob die Hand und legte sie ihm auf den Arm. „Streiten wir uns nicht des Duke of Loscoe wegen, Sir Percy. Das ist er nicht wert. In Ihrer Gesellschaft fühle ich mich entschieden wohler.“
„Wenigstens etwas!“ Der Baronet seufzte schwer. „So, und nun werde ich mich verabschieden. Reiten Sie morgen aus?“
„Ich befürchte, ich werde zu müde sein, um früh aufzustehen. Außerdem muss ich dafür sorgen, dass hier Ordnung geschaffen wird. Danach wird das Wohltätigkeitskomitee zusammentreten und sich mit den Einnahmen des heutigen Abends befassen. Vielleicht übermorgen. Wir könnten vormittags ausreiten.“
„Gern“, erwiderte Percival lächelnd, hob die Hand Ihrer Ladyschaft zum Kuss an die Lippen und nahm vom Butler den Zylinder entgegen. Dann verließ er das Haus und ging in die Richtung, die
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