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Küss mich wie damals

Küss mich wie damals

Titel: Küss mich wie damals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY NICHOLS
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ungewöhnlichsten Orte verfallen, wo man sich treffen konnte. Eines Tages hatte er ihr erzählt, er ginge boxen, und sie hatte ihn gebeten, ihm dabei zuschauen zu können. Sie erinnerte sich nicht, wie es ihr gelungen war, der Aufsicht der Mutter zu entrinnen, aber sie hatte das Haus verlassen und den Skizzenblock mitgenommen.
    „Das Bild war eine Auftragsarbeit“, erwiderte sie. Das war nur zur Hälfte gelogen, denn Marcus hatte sie gebeten, es zu malen. „Der Herr ist jedoch anderen Sinnes geworden, sodass es in meinem Besitz verblieb.“ Er hatte auch in anderer Hinsicht einen Sinneswandel durchgemacht. Sie war, wie er geäußert hatte, alles für ihn, dann jedoch vollkommen bedeutungslos geworden.
    „Ich finde es sehr gut, viel besser als das schreckliche Porträt von Lady Willoughby.“
    „Die beiden Bilder sind in unterschiedlichem Stil gemalt und sollten nicht miteinander verglichen werden.“ Frances fühlte sich wohler, über künstlerische Fragen zu reden, statt über Marcus. Noch immer ging ihr der Klatsch durch den Sinn, den James ihr berichtet hatte. Sie fragte sich, ob das Gerücht wohl auf Wahrheit beruhte und wie viel Lady Lavinia in dieser Hinsicht wusste. „Das eine Bild ist ein repräsentatives Porträt, das andere eine realistische und sehr lebhafte Darstellung. Jedenfalls ist es so gedacht.“
    „Oh, das sehe ich. Das Bild von Papa hat eine starke Aussagekraft. Jeder Pinselstrich ist kühn und markant. Die Darstellung scheint zu sagen, er sei ein Gott und unbesiegbar.“
    „Oh, Lady Lavinia! Wie drollig Sie sind!“
    „Bin ich das? Aber Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Wie gut kannten Sie Papa, als Sie beide noch jünger waren?“
    „Nicht sehr gut. Wir trafen uns bei gesellschaftlichen Anlässen. Damals war ich siebzehn Jahre alt und er dreiundzwanzig. Nach der Saison habe ich ihn nicht wieder gesehen.“ Das alles entsprach der Wahrheit. Wie gut hatte Frances ihn gekannt? Vielleicht viel zu gut, oder nicht gut genug, um das Herzweh vermeiden zu können, an dem sie später leiden musste.
    „Oh, ich dachte, an der Sache sei viel mehr gewesen.“
    „Das war nicht der Fall, und ich kann mir nicht vorstellen, wieso Sie das annehmen. Ich werde keine Fragen mehr zu diesem Thema beantworten.“
    „Ich hoffte, Sie wüssten vielleicht, wo jemand wie er mitten in der Nacht hingeht, noch dazu angezogen wie ein Vagabund.“
    „Wie ein Vagabund?“,platzte Frances überrascht heraus.
    „Ja, ich habe ihn gesehen und ihn nur an seinem Gang erkannt. Da ist irgendetwas Faules im Gange.“
    Frances riss sich zusammen. „Sie sollten nicht mit mir darüber sprechen, Lady Lavinia.“
    „Aber Sie sind der einzige Mensch, mit dem ich darüber reden kann.“
    „Unsinn! Vergessen Sie die Sache. Wir brechen die Sitzung ab, und ich werde mir ansehen, wie Sie die Aufgabe, die ich Ihnen gab, gelöst haben.“
    Es handelte sich um die Zeichnung eines großen Herrenhauses, durch die das perspektivische Darstellungsvermögen ihrer Schülerin geschult werden sollte. Lady Lavinia hatte zum Gebäude jedoch zwei im Park befindliche Pferde hinzugefügt und im Vordergrund ein Kaninchen, sodass das Bild belebt wurde. Frances war noch in die Betrachtung vertieft, als der Duke of Loscoe gemeldet wurde. Ehe sie sich auf ihn einstellen konnte, hatte er den Raum betreten.
    Er war sehr elegant gekleidet, und sie konnte sich nur denken, dass er so angezogen, wie seine Tochter ihn in der Nacht gesehen hatte, zu einem der vielen Maskenbälle gegangen sein musste, die während der Saison stattfanden. Plötzlich sah sie ihn in Gedanken in Lumpen gehüllt sich vor einer Königin oder Columbine verneigen und schmunzelte unwillkürlich.
    Nach der Begrüßung schaute er sich die Arbeit der Tochter an. „Hast du das ganz allein gezeichnet, Vinny?“
    „Ja, Papa.“ Sie war nicht mehr so lebhaft wie zuvor.
    „Gut! Das hast du sehr schön gemacht.“ Lächelnd schaute er Lady Frances an. Nichts an seinem Verhalten erinnerte an den leidenschaftlichen Mann, von dem sie in der Kutsche geküsst worden war. „Vinny zeigt vielversprechendes Talent, nicht wahr, Madam?“
    Frances räusperte sich. „Ja, Euer Gnaden. In wenigen Jahren wird sie mir eine Rivalin sein.“
    „Oh, nein! Das glaube ich nicht“, erwiderte er. „Ich bin sicher, sie wird sich nie Sorgen um ihren Lebensunterhalt machen müssen.“
    „Nein, aber das wird sie nicht daran hindern, ihre Talente zu nutzen“, äußerte Frances scharf.
    „Es gibt viele

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