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Küss mich wie damals

Küss mich wie damals

Titel: Küss mich wie damals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY NICHOLS
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ich ihm meine Forderung, damit er nie wieder so herzlos ist.“
    „Oh, James! Du bist ein Narr. Wer soll mich denn traurig gestimmt haben?“
    „Loscoe.“
    „Seine Gnaden?“, fragte Frances scharf. „Wie kommst du denn auf den Gedanken?“
    „Ein Vögelchen hat mir zugezwitschert, ihr hättet euch gestritten. Und derselbe kleine Vogel ist überzeugt, dass du dich jetzt elend fühlst.“
    „Hat dieses Vögelchen einen Namen?“
    „Nimmst du an, ich sei ein Trottel und würde ihn dir verraten? Großer Gott! Lady Lavinia!“ Den Namen hatte er nicht als Antwort auf die Frage ausgestoßen, obwohl das leicht der Fall hätte sein können, sondern weil er eine Erscheinung sah.
    Frances blickte in dieselbe Richtung wie er und sah eine Hexe mit einem spitzen Hut in einem schwarzen Rock und langem schwarzem Mantel. Die untere Gesichtshälfte war mit einer wächsernen Maske bedeckt, die eine unmöglich gekrümmte Nase und ein spitzes Kinn hatte. Aber der lachende Blick und die unverkennbaren Augenbrauen ließen für denjenigen, der Lady Lavinia kannte, keinen Zweifel daran, dass er sie vor sich hatte. Sie tanzte mit dem Sohn von Lord und Lady Willoughby.
    „Oje!“, äußerte Frances. „Glaubst du, ihr Vater weiß, dass sie hier ist?“
    „Das bezweifele ich.“
    „Was sollen wir deiner Meinung nach tun? Er könnte jeden Moment eintreffen.“
    „Lady Lavinia zuliebe hoffe ich, dass er nicht kommt. Was für ein lustiger Streich, dass sie hier ist, nicht wahr?“
    „Nein, das finde ich nicht. Sie ist noch nicht offiziell in Gesellschaft vorgestellt worden. Wenn jemand sie erkennt, gibt das einen Aufruhr. Seine Gnaden muss schon genügend Klatsch ertragen, ohne dass sie noch dazu beitragen sollte.“
    „Wir müssen sie zur Rede stellen.“
    „Lass uns so tanzen, dass wir in ihrer Nähe sind, wenn das Menuett zu Ende ist, damit wir sie der Sicht entziehen und zum Verlassen des Balls überreden können.“
    Ehe man überhaupt etwas unternehmen konnte, war der Tanz beendet, und entsetzt sah Frances, wie Benedict Lady Lavinia bei der Hand nahm und mit ihr den Saal verließ. „Ich folge ihnen“, sagte sie und strebte zum Ausgang. James zuckte mit den Schultern und ging hinter ihr her.
    Als man sich endlich durch die Menschenmenge gezwängt und die Galerie erreicht hatte, war das junge Paar nicht mehr zu sehen. Viele Zimmer gingen von dort ab, doch die Türen waren verschlossen. Frances überlegte, ob Lady Lavinia mit Benedict in einem dieser Räume oder ins Parterre gegangen sein mochte. Dort befanden sich das Esszimmer, die Bibliothek und …
    „Da!“, unterbrach James ihre Überlegungen, beugte sich über das Geländer und erhaschte noch einen Blick auf eine Gestalt in schwarzem Hut und Mantel, die einen Korridor hinunterstrebte. Frances bemühte sich, nicht den Eindruck von Eile zu erwecken, während sie die Treppe hinunterging. Sie hatte keine Ahnung, was sie zu Lady Lavinia sagen sollte, wenn sie sie einholte, doch irgendwie musste sie das Mädchen überreden, nach Hause zu fahren. Das würde nicht einfach sein, weil sie wusste, wie eigensinnig Marcus’ Tochter war. Sie ahnte, dass der Duke ihr Vorwürfe machen würde, falls er je herausfand, dass Lady Lavinia diesen Ball besucht hatte.

9. KAPITEL

    Im Erdgeschoss hielten sich nur wenige Gäste auf. Niemand beachtete Frances und ihren Stiefsohn, die rasch den Korridor hinuntergingen. Ebenso wenig hatte man den beiden vorher durch den Gang eilenden jungen Leuten Aufmerksamkeit geschenkt. Beim Wintergarten, in dem das Pärchen verschwunden war, angekommen, hielt James der Stiefmutter die Tür auf.
    Das Licht der draußen angebrachten Laternen erhellte schwach den üppig mit Pflanzen ausgestatteten Raum. Frances blickte sich um und entdeckte Lady Lavinia, deren Maske auf dem Fußboden lag, in einer engen Umarmung mit Benedict. Das Mädchen wehrte sich mit aller Macht gegen den jungen Mann, der sie festhielt, und versuchte, ihn tretend und kratzend von sich zu stoßen.
    Frances lief mit James zu ihr hin, doch ehe sie eingreifen konnten, hatte Lady Lavinia Benedict einen wuchtigen Fausthieb in die Magengrube versetzt und ihm eine schallende Ohrfeige gegeben. Der Schlag mit der beringten Hand trug dem jungen Mann eine blutige Verletzung auf der Wange ein. Benedict hatte sie losgelassen. Er fluchte, während er die Wunde ungläubig befühlte, und sah im selben Moment den Earl of Corringham auf sich zukommen. Er wartete nicht ab, welches Los ihm beschieden sein

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