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Küss mich wie damals

Küss mich wie damals

Titel: Küss mich wie damals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY NICHOLS
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würde, sondern floh durch die Terrassentür in den nächtlichen Garten.
    „Du meine Güte! Sie haben sich tapfer verteidigt“, äußerte James bewundernd. „Ich bin sicher, in der nächsten Minute hätten Sie ihn zu Boden geschlagen.“
    Lavinia schaute erst Corringham, dann Lady Frances an und brach in Tränen aus. Frances nahm sie in die Arme und tröstete sie. „James, besorg bitte eine Droschke, und mach das, ohne Aufsehen zu erregen. Wir warten im Damensalon auf dich.“ Dann wandte sie sich an Lady Lavinia: „Kommen Sie! Sie müssen sich herrichten, damit niemand sich über Ihr Aussehen wundert.“ Rasch hob sie die Maske auf. „Setzen Sie sie wieder auf und hüllen Sie sich in den Mantel.“
    „Sie werden Papa nichts erzählen?“
    „Nein, wenngleich ich es ihm berichten müsste.“
    „Ich wollte nicht … Ich habe nicht gedacht …“, begann Lavinia, während James die Tür öffnete und in den Korridor lugte, um sicher zu sein, dass niemand sich dort aufhielt. Dann winkte er die Damen zu sich.
    „Nein, natürlich haben Sie nichts dabei gedacht“, erwiderte Frances, bedeutete dem Stiefsohn mit einer Kopfbewegung, er solle gehen, und brachte ihren Schützling dann in den Damensalon, in dem sie zu ihrer großen Erleichterung allein waren.
    Die Einrichtung bestand aus einem Waschstand mit Seife und Handtüchern, einigen kleinen Tischen, ein paar bequemen Sesseln, einem Kanapee, einem Spiegel und einer Auswahl von Kämmen und Bürsten.
    „So!“, sagte Frances, setzte sich auf das Kanapee und zog Lady Lavinia neben sich. „Jetzt wollen wir den Schaden begutachten.“ Sie nahm das Gesicht des Mädchens zwischen die Hände und betrachtete es. Es war tränennass, zeigte jedoch keine Spuren der Rangelei. „Ihrem Gesicht sieht man nichts an“, meinte sie. „Hat Benedict Sie irgendwo anders verletzt?“
    „Nein.“ Plötzlich grinste Lavinia. „Ich habe mich tüchtig zur Wehr gesetzt, nicht wahr?
    „Ja, meine Liebe, das haben Sie. Aber Sie hätten wissen müssen, dass es gar nicht erst so weit hätte kommen dürfen. Was hat Sie bloß bewogen, mit ihm zu gehen?“
    „Ich war furchtbar wütend auf Papa. Er hat gesagt, ich dürfe Sie nicht mehr sehen.“
    „Das weiß ich“, erwiderte Frances leise, tauchte ein Handtuch ins Wasser und wrang es aus. Dann kühlte sie damit das Gesicht des Mädchens. „Aber er wird nicht geneigt sein, sich eines anderen zu besinnen, wenn er erfährt, dass Sie in diesem Aufzug hierhergekommen sind, nicht wahr?“
    „Er war ungerecht. Es ist nicht Ihre Schuld, dass mein Bruder sich in Schwierigkeiten gebracht hat. Und meine ist es auch nicht. Genau das habe ich Papa gesagt.“
    „Oh, ich bin sicher, dass er seinen Fehler sofort eingesehen und sich entschuldigt hat“, äußerte Frances ironisch.
    „Nein, er wurde nur noch wütender. Dabei ist alles Benedicts Schuld. Er hatte immer einen schlechten Einfluss auf Duncan, und ich sehe nicht ein, warum er ungestraft davonkommen soll. Ich wollte ihm eine Standpauke halten und ihn zwingen, Papa zu gestehen, welche Rolle er bei Duncans Missetat gespielt hat.“ Lavinia holte tief Luft. „Und dann fiel mir der Maskenball ein, und ich beschwor Felicity, mir eine Einladung zu besorgen.“
    „Sie weiß, dass Sie hier sind?“ Frances bemühte sich, Lady Lavinias in Unordnung geratene Frisur zu richten. Äußerlich sehr gelassen wirkend, befasste sie sich in Gedanken verzweifelt mit dem Problem, wie sie Lady Lavinia aus Lord Willoughbys Residenz und nach Hause bringen könne, ohne dass Marcus etwas davon mitbekam.
    „Ja, aber ich habe Felicity gebeten, Schweigen zu bewahren.“
    „Abgesehen davon, dass Sie zum Ball gekommen sind, was Sie nicht hätten tun dürfen, wüsste ich gern, warum Sie Benedict erlaubten, mit Ihnen den Ballsaal zu verlassen. Hoffentlich hat außer mir und James niemand sonst Sie erkannt, denn das würde einen Skandal bedeuten.“
    „Ich habe Benedict zugesetzt, weil er zugelassen hat, dass Duncan jetzt für alles verantwortlich gemacht wird, und das gefiel ihm nicht. Ich wollte ihm nicht vor allen Leuten eine Szene machen, war jedoch entschlossen, ihn dazu zu bringen, seinen Fehler Papa gegenüber zuzugeben.“
    „Daher haben Sie eingewilligt, irgendwo ungestört mit ihm zu reden. Oh, Lady Lavinia! Wie töricht von Ihnen!“
    „Er sagte, er habe mir etwas Wichtiges mitzuteilen, und ich dachte …“ Erneut brach Lavinia in Tränen aus.
    „Oh, meine Liebe! Regen Sie sich nicht schon wieder auf. Wenn

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