Küss niemals einen Highlander
Frau war ihm unter die Haut gegangen, ohne dass er es merkte, während er unermüdlich Pläne geschmiedet hatte, anstatt für Rückendeckung zu sorgen.
Zumindest war sein Herz außer ihrer Reichweite, jenes lebenswichtige Organ, das sich vor langer, langer Zeit verhärtet hatte. Aber verdammt, wie sollte er mit einer Märchenprinzessin umgehen, deren kratzbürstiger Witz ihn zum Lachen brachte, die seine Entschlossenheit geweckt hatte, sie vor den Härten des Lebens zu bewahren, und die er so begehrte, dass er seine Seele verkauft hätte, um sie zu besitzen?
Matt wusste instinktiv, dass Winter in seiner Höhle war. Er spürte ihre Nähe, ahnte, dass sie körperlich in Ordnung war. Aber anstatt ruhiger zu werden, je näher er der Höhle kam, desto mehr stieg seine Anspannung. Er wollte sie, egal wie oft er sich ermahnt hatte, sie in Ruhe zu lassen, wiewohl er wusste, dass der Pfad, auf den sie ihn in aller Unschuld führte, am Tor zur Verdammnis endete.
Er hatte es versucht. Zum Teufel, er war in den letzten zwei Wochen viermal nach New York geflüchtet und hatte versucht, von ihr wegzukommen. Und jedes Mal war er zurückgerast, da sein Verlangen nach ihr stärker geworden war anstatt nachzulassen. Gestern hatte er die ganze Strecke nach Utah hinter sich gebracht, kaum aber hatte er sich heute Morgen auf seinem Stuhl niedergelassen, als er auch schon wusste, dass es vergeblich war, gegen den Ruf der Sirene anzukämpfen. Allein das Wissen, dass sie aufgebracht und durcheinander war, genügte, dass er zurückflog wie eine von einer Flamme angezogene Motte – und zielstrebig auf den Untergang zusteuerte.
Matt brachte schließlich seinen Wagen mitten auf der Straße schlitternd zum Stehen, schaltete den Motor und die Scheinwerfer aus. Er wartete, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, dann nahm er vom Beifahrersitz die Päckchen, die er abgeholt hatte, als er Bangor verließ, und stopfte sie in seine Tasche. Er stellte den Kragen seiner Anzugjacke auf, öffnete die Tür und trat hinaus in den tobenden Sturm. Die Straße verlief eine halbe Meile oberhalb der Wiese. Mit gesenktem Kopf, die Schultern gegen den windgepeitschten Schnee hochgezogen, drang Matt in den Wald ein, ungeachtet des knöcheltiefen Schnees, der sich angesammelt hatte und nun seine Straßenschuhe durchnässte.
Zweimal verirrte er sich, entweder aus Unachtsamkeit oder weil er unbewusst seine Ankunft verzögern wollte. Schließlich aber stand Matt nach dreißig Minuten am Fuße der Felsklippe, die über der Wiese aufragte. Verstand und Körper lagen im Widerstreit miteinander, während er auf Geräusche aus der Höhle horchte.
Snowball kam daher und stieß ihn leicht an die Schulter. Matt gab ihm zerstreut einen Klaps, ohne den schmalen Eingang aus den Augen zu lassen. Schließlich erschien der dunkle Schatten einer großen schwarzen Katze mit gesträubtem Nackenhaar und warnendem Knurren.
Matt fasste in seine Tasche, zog das in Papier gewickelte Päckchen heraus und warf es Winters Schoßtier zu. Mit noch drohenderem Knurren trat die Katze vor, blieb stehen, so dass das Paket zwischen ihnen lag, die Zähne in einem wütenden Fauchen entblößend. Das Tier nieste und trat beiseite, als versuche es, dem Päckchen auszuweichen, wobei sein Schweif erregt vor und zurück zuckte.
Schließlich aber siegte die Verlockung der Katzenminze, wie Matt es vorausgesehen hatte. Die Raubkatze umrundete das faustgroße Päckchen etliche Male, senkte den Kopf und strich mit einer Gesichtshälfte darüber, um es mit einem schnaubenden Knurren, das wieder in ein Niesen überging, durch den Schnee zu schieben.
»Mir tut es so leid wie dir«, flüsterte Matt, als das große Tier sich plötzlich auf das Päckchen stürzte, es mit seinen mächtigen Panken und einem letzten Fauchen erfasste und damit im Wald verschwand. »Verzeih mir«, bat Matt leise die Katze, die im Sturm verschwunden war.
Er drehte sich wieder zur Höhle um, schwankend, ob er hineingehen oder einfach fortgehen und hinter dem Leoparden im Wald verschwinden sollte. So einfach konnte es sein; er konnte kehrtmachen und auf Nimmerwiedersehen fortgehen. Winter würde ihn vermissen, ihn sogar betrauern, sie würde am Ende aber besser dran sein. Zumindest würde ihre Seele unversehrt bleiben, was er von seiner eigenen nicht behaupten konnte, wenn er diese Höhle betrat.
Sein Entschluss reduzierte sich schließlich auf ein simples Versprechen aus einer Zeit, bevor sein Herz verkümmerte,
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