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Küsschen, Küsschen!: Elf ungewöhnliche Geschichten (German Edition)

Küsschen, Küsschen!: Elf ungewöhnliche Geschichten (German Edition)

Titel: Küsschen, Küsschen!: Elf ungewöhnliche Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roald Dahl
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«Fürchtest du, ich könnte Lungenkrebs bekommen?»
    «Nein», antwortete er.
    «Warum soll ich dann nicht rauchen?»
    «Weil ich es missbillige. Deswegen.»
    Er hatte auch Kinder missbilligt, und folglich hatten sie nie eines gehabt.
    Wo war er jetzt, ihr William, der große Missbilliger?
    Landy erwartete ihren Anruf. Musste sie ihn anrufen? – Nun, eigentlich nicht.
    Als sie mit der Zigarette fertig war, zündete sie sich an dem Stummel eine neue an. Sie schaute zum Telefon hinüber, das neben dem Fernsehapparat auf dem Arbeitstisch stand. William wünschte, dass sie Landy anrief. Er hatte sie ausdrücklich gebeten, mit dem Arzt zu telefonieren, sobald ihr der Inhalt des Briefes bekannt war. Sie zögerte, wehrte sich heftig gegen das tief eingewurzelte Pflichtgefühl, das sie noch nicht abzuschütteln wagte. Dann aber erhob sie sich langsam, ging zum Telefon, schlug die Nummer nach, wählte und wartete.
    «Bitte, ich möchte Herrn Dr.   Landy sprechen.»
    «Wer ist am Apparat?»
    «Mrs.   Pearl. Mrs.   William Pearl.»
    «Einen Moment bitte.»
    Landy meldete sich fast augenblicklich.
    «Mrs.   Pearl?»
    «Hier ist Mrs.   Pearl.» – Kleine Pause.
    «Ich freue mich sehr, dass Sie anrufen, Mrs.   Pearl. Hoffentlich sind Sie wohlauf.» Die Stimme war ruhig und höflich. «Hätten Sie nicht Lust, mich im Krankenhaus zu besuchen? Wir könnten ein wenig plaudern. Ich denke mir, Sie möchten gern wissen, wie alles geworden ist.»
    Sie schwieg.
    «Ich kann Ihnen sagen, dass die Sache in jeder Beziehung glattgegangen ist. Viel besser sogar, als ich zu hoffen wagte. Es lebt nicht nur, Mrs.   Pearl, es ist bei Bewusstsein. Schon am zweiten Tag hat es das Bewusstsein wiedererlangt. Ist das nicht interessant?»
    Sie wartete, dass er weiterspräche.
    «Und das Auge sieht. Wir wissen das mit Sicherheit, weil der Enzephalograph sofort reagiert, wenn wir dem Auge irgendetwas vorhalten. Wir geben ihm jetzt jeden Tag die Zeitung zu lesen.»
    «Welche Zeitung?», fragte Mrs.   Pearl scharf.
    «Den Daily Mirror. Der hat die größten Schlagzeilen.»
    «Er hasst den Mirror. Geben Sie ihm die Times .»
    Nach kurzem Schweigen sagte der Doktor: «Also gut, Mrs.   Pearl, wir werden ihm die Times geben. Wir wollen natürlich alles tun, um es bei guter Laune zu erhalten.»
    « Ihn «, verbesserte sie. «Nicht es. Ihn !»
    «Ihn», wiederholte der Doktor. «Ja, verzeihen Sie, bitte. Um ihn bei guter Laune zu erhalten. Deswegen habe ich Sie auch gebeten, recht bald herzukommen. Ich glaube, es würde ihm Freude machen, Sie zu sehen. Sie könnten ihm zeigen, wie froh Sie sind, wieder bei ihm zu sein – ihm zulächeln, ihm eine Kusshand zuwerfen und Ähnliches mehr. Es muss angenehm für ihn sein, Sie in seiner Nähe zu wissen.»
    Eine lange Pause trat ein.
    «Gut», sagte Mrs.   Pearl schließlich, und ihre Stimme klang auf einmal sehr sanft, sehr milde. «Dann werde ich also kommen und nach ihm sehen.»
    «Schön, ich wusste ja, dass Sie es tun würden. Sie finden mich in meinem Dienstzimmer im zweiten Stock. Ich warte auf Sie. Auf Wiedersehen.»
    Eine halbe Stunde später war Mrs.   Pearl im Krankenhaus. «Erschrecken Sie nicht über sein Aussehen», sagte Landy, als er neben ihr einen Korridor entlangging.
    «Nein, gewiss nicht.»
    «Zweifellos wird es zuerst ein Schock für Sie sein. Ich fürchte, er ist in seinem gegenwärtigen Zustand nicht sehr attraktiv.»
    «Ich habe ihn nicht wegen seiner Schönheit geheiratet, Doktor.»
    Landy wandte den Kopf und blickte sie an. Ein sonderbares Geschöpf war diese kleine Frau mit den großen Augen und der grämlichen, fast beleidigten Miene. Ihre Gesichtszüge, die einmal recht hübsch gewesen sein mussten, waren gänzlich verfallen. Der Mund war schlaff, das Fleisch der Wangen lose und welk; Jahre und Jahre eines freudlosen Ehelebens schienen Mrs.   Pearl langsam, aber sicher zermürbt zu haben. Eine Weile gingen die beiden schweigend nebeneinanderher.
    «Lassen Sie sich Zeit, wenn Sie hineinkommen», sagte Landy. «Er wird erst wissen, dass Sie da sind, wenn Sie Ihr Gesicht direkt über sein Auge halten. Das Auge ist immer offen, aber bewegen kann er es nicht, sodass sein Blickfeld sehr begrenzt ist. Im Moment lassen wir ihn zur Decke hinaufschauen. Hören kann er natürlich nichts. Wir brauchen also bei unseren Gesprächen keinerlei Rücksicht zu nehmen. Bitte, hier hinein.» Landy öffnete eine Tür, und sie traten in ein kleines, quadratisches Zimmer.
    «Nicht gleich zu dicht

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