Küsse, Baby und das Familienglück
packte ein selbst gebackenes Zimtbrötchen aus und gab ihm die Hälfte ab. „Was noch?“
Dankend nahm er das Brötchen. „Dass meine Mutter so viel gebacken hat. Immer wenn ich aus der Schule kam, hatte sie etwas Neues gemacht. Und wie schon gesagt, sie hat jedes Jahr ein Pfefferkuchenhaus gebacken.“
Jacey versuchte sich Rafferty als Kind vorzustellen. „Das klingt wundervoll.“
Er lächelte. „War es auch.“
„Und das alles hörte auf, als du aufs College gegangen bist?“
„Nein, sie hielt die Traditionen aufrecht. Ich kam allerdings immer erst einen Tag vor Weihnachten nach Hause, da ich neben dem Studium einen Teilzeitjob hatte. Am 26. oder 27. Dezember fuhr ich dann wieder zurück und hatte daher entsprechend wenig Zeit zum Feiern. Und je mehr Jahre vergingen, desto gleichgültiger wurde mir dieser ganze Weihnachtsrummel …“
Jacey dachte nach. „Also liegt es gewissermaßen an dir.“
Rafferty schwieg. Immerhin dementierte er nicht.
Er hätte Jacey gern widersprochen, aber tief im Innern wusste er, dass sie recht hatte. Die Feiertage waren ihm gleichgültig geworden, als er im Einzelhandel arbeitete, um sich an den Collegegebühren zu beteiligen. Damals war der Monat Dezember für ihn gleichbedeutend mit Examensdruck, Überstunden, schwierigen Kunden und schlechter Bezahlung. Er hatte einfach nicht mehr genug Muße gehabt, die Feiertage so wie früher zu genießen. Um die Sache nicht noch schlimmer zu machen, hatte er sich eingeredet, dass ihm der ganze Rummel ohnehin nicht wichtig war.
„Du wirst dieses Jahr die Feiertage genießen, selbst wenn die Cowboys und ich dafür ein Lächeln auf dein Gesicht kleben müssen!“, erklärte Jacey.
Ironischerweise genoss Rafferty die Vorbereitungen sogar jetzt schon, auch wenn er das nie zugeben würde. Denn damit würde er nicht nur die Wette, sondern gleichzeitig auch Jaceys permanente Aufmerksamkeit verlieren. Und dazu war er noch nicht bereit. „Ich bezweifle, dass man längst verloren gegangene Gefühle wieder erwecken kann“, antwortete er daher.
„Wir haben noch eine ganze Woche bis Weihnachten.“ Jacey zwinkerte ihm zu. „Glaub mir, Wunder geschehen manchmal noch schneller.“
Kurz darauf erreichten sie Fort Stockton. Sie waren gerade im Kaufhaus angekommen, als Jaceys Handy klingelte. Ihre Stimme hellte sich sofort auf, als sie erfuhr, wer am anderen Ende der Leitung war. „Das ist ja wundervoll!“ Ihr Lächeln vertiefte sich. „Ja, das wäre toll. Warten Sie mal einen Moment.“ Sie drehte sich zu Rafferty um. „Würde es dir etwas ausmachen, Caitlin für ein paar Minuten zu halten? Ich muss dringend telefonieren.“
„Kein Problem.“
Sie hakte ihren BabyBjörn auf, drückte ihm die hellwache Caitlin in den Arm und ging nach draußen. Durch das Fenster konnte er sehen, wie sie lebhaft telefonierte.
Gurgelnd griff das Baby nach seinem Hemd.
„Mit wem sie da wohl redet?“, fragte er die Kleine.
Caitlin gab einen gurrenden Laut von sich.
Rafferty wusste auch nicht, warum er so an dem kleinen Mädchen hing. Er hatte schon einige Babys auf dem Arm gehabt, aber dieses hier war etwas Besonderes. Er fühlte sich ihr so nahe wie sonst möglicherweise nur einem eigenen Kind …
Es würde ihm schwerfallen, Abschied von ihr zu nehmen, wenn Jacey fortging.
Falls sie ging …
Strahlend kehrte Jacey zurück. „Gute Nachrichten?“, fragte Rafferty.
„Ja. Das war Cashs Freundin, deren Familie die Apartmentkomplexe in Austin besitzt. Sie haben meinen Lebenslauf gelesen und wollen mich kennenlernen.“ Jacey lächelte. „Eigentlich sollte ich sofort nach Austin kommen, aber ich habe gesagt, das ginge erst nach Weihnachten, und wir haben uns auf den 26. Dezember geeinigt. Ich kann von der Ranch aus hinfahren und von dort nach El Paso weiterfliegen, um mit meiner Schwester zu feiern.“
Rafferty versuchte, seine Enttäuschung zu verbergen. Es waren schließlich ihr Leben und ihre Entscheidung.
„Ich habe den Job zwar noch nicht, aber er wäre richtig gut. Ich bekäme ein Dreizimmerapartment im ersten Stock und könnte Caitlin die ganze Zeit über bei mir behalten.“
„Also, herzlichen Glückwunsch. Ich freue mich für dich.“
„Danke.“ Jacey seufzte erleichtert auf. „Jetzt lass uns weiter Besorgungen machen.“
Suchend sah Rafferty sich in dem kleinen Kaufhaus um. „Ich sehe nichts, was den Männern gefallen könnte.“
„Ich auch nicht.“
Sie dachten eine Weile nach. „Vielleicht haben wir mehr Glück in
Weitere Kostenlose Bücher