Küsse, Baby und das Familienglück
fehlt. Manchmal hatte sie drei Jobs gleichzeitig.“ Jacey seufzte. „Sie hatte nie die Chance, aufs College zu gehen. Aber wollte uns unbedingt die Möglichkeit bieten und hat jeden Penny dafür gespart.“
„Hast du deshalb manchmal ein schlechtes Gewissen gehabt?“
Jacey holte eine Schüssel Zuckerguss und trug sie zum Blechkuchen. „Sehr oft sogar. Wir hatten immer alles, was wir brauchten, obwohl ich manchmal auch abgelegte Kleider von Mindy tragen musste.“
Rafferty sah zu, wie sie geschickt den Zuckerguss auf dem fertigen Kuchen verteilte und Zuckerstangenkrümel darüberstreute. „Wir wohnten in einem sehr kleinen Haus in einer mittelmäßigen Gegend, aber die Schulen dort waren sehr gut. Mom hat sich ganz toll um uns gekümmert – selbst gekocht, dafür gesorgt, dass wir unsere Hausaufgaben machen und so weiter.“ Sie schwieg einen Moment. „Wir hatten vielleicht nicht viel Geld, aber wir haben uns immer geborgen und geliebt gefühlt“, fügte sie dankbar hinzu.
„Willst du als Mutter trotzdem manches anders machen?“, fragte er.
Jacey holte die zwei inzwischen fertigen Blechkuchen aus dem Ofen und schob zwei neue hinein. „Ich würde nicht so viel arbeiten. Aber ansonsten würde ich alles so ziemlich genauso machen wie sie.“ Jacey hielt ihm einen Löffel mit dem köstlichen Zuckerguss hin. „Und was ist mit dir? Was willst du anders machen, wenn du erst einmal Vater bist?“
Noch vor sechs Wochen hätte Rafferty geantwortet, dass er niemals Kinder haben würde. Aber jetzt … dank Jacey und Caitlin rückte diese Aussicht plötzlich in greifbare Nähe. Er nahm Jaceys Hand und hielt sie fest. „Das nächste Mal würde ich mir mehr Mühe geben, meine Frau und mein Kind glücklich zu machen.“
Jacey betrachtete ihn forschend. „Willst du denn wieder heiraten?“, flüsterte sie.
Rafferty sah ihr in die Augen. „Ja“, antwortete er. Schon lange hatte er sich nicht mehr innerlich so bewegt gefühlt wie jetzt. „Ganz bestimmt sogar.“
Als Jacey aufwachte, hörte sie, wie Caitlin sich im Stubenwagen regte. Sonnenlicht fiel durch die Fensterläden. Mit schmerzenden Muskeln stützte sie sich auf die Ellenbogen und sah auf die Uhr. Zwölf Uhr mittags! Wie war das nur möglich? Sie hatte sich doch nach dem Stillen um acht Uhr eigentlich nur für ein paar Minuten hinlegen wollen.
Sie strich sich das Haar aus den Augen, stand auf und ging ins Nebenzimmer. Caitlin lag mit offenen Augen da und prustete glücklich, als sie ihre Mutter sah.
Jacey wurde von einem großen Glücksgefühl überwältigt. Sie nahm ihre Tochter in die Arme und küsste sie auf das weiche Haar. „Guten Morgen, meine kleine Süße“, flüsterte sie.
Dann legte sie sie auf die Wickelkommode, wechselte die Windeln und begann zu stillen.
Wahrscheinlich war sie die Einzige im Haus – die Männer hatten gleich nach Sonnenaufgang aufbrechen wollen, um beim Aufbau für das Weihnachts-Rodeo zu helfen. Jacey zog sich eine Strickjacke über, schob die Füße in ihre rosa Pelzhausschuhe und stapfte in die Küche.
Sie hatte Caitlin gerade in den Wipper gesetzt, als sie Schritte hinter sich hörte.
Als sie sich umdrehte, sah sie Rafferty hereinkommen. Anders als sie war er offensichtlich schon eine ganze Weile auf den Beinen. Sie wandte den Blick ab und ignorierte sein verführerisches Aftershave. „Ich dachte, du bist schon beim Rodeo.“
Liebevoll sah er sie an. „Die Martin Ranch ist nicht leicht zu finden. Ich fahre euch rüber, sobald ihr fertig seid.“
„Und das Essen?“, fragte sie betont locker.
„Wir brauchen es erst um vier Uhr, haben also noch jede Menge Zeit mit dem Transport.“ Er ließ den Blick über ihr altmodisches weißes Spitzennachthemd und ihre offene Strickjacke gleiten. Jacey wurde bewusst, dass sie bestimmt schrecklich aussah.
Rafferty streckte die Hand nach ihrem lose geflochtenen Zopf aus. „Du bist heute früh besonders hübsch. So zart und rosig.“
Jacey errötete. „So kann man es auch ausdrücken“, antwortete sie. Ihr wurde ganz heiß unter seinen Blicken.
„Und so auch“, murmelte er und nahm sie in die Arme. Er küsste sie, als wäre er nicht ebenfalls die halbe Nacht lang wach gewesen, um ihr beim Kochen zu helfen. Nebenbei hatte er das Baby geschaukelt und dabei ausgesehen, als täte er nichts lieber.
Schließlich beendete er den Kuss. „Ich würde ja zu gern weitermachen, aber jetzt liegt Dringlicheres an. Hast du schon gefrühstückt?“
Jacey gähnte verstohlen.
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