Küsse, die "Verzeih mir" sagen
und ich mit Chase in der Yosemite Lodge essen waren.“
Annie versuchte, ihren Unmut zu verbergen. „Du bist mit Chase ausgegangen?“
„Na ja, nicht in dem Sinn. Es war ganz unverfänglich. Er hatte mir angeboten, auf Nicky aufzupassen, während ich bei Chase im Büro war. Und als ich wieder rauskam, sah er wohl, wie aufgebracht ich war, und hat mich zum Abendessen eingeladen. Also habe ich zugesagt. Nicky war allerdings nicht begeistert. Während wir dann beim Essen saßen, kam Vance herein. Mich hat er völlig ignoriert, er kniete sich vor Nickys Stuhl und hat mit ihm darüber gesprochen, was passiert ist. So habe ich erfahren, dass mein Bruder die Blizzardwarnung nicht ernst genommen hat. Sie sind auf eigene Faust und wider besseres Wissen aufgebrochen.“
Sie holte tief Luft. „Natürlich kam ich mir wie ein Dummkopf vor. Aber Vance hat es geschafft, zu Nicky durchzudringen. Am Schluss haben sie sich umarmt, und von dem Moment an ging es Nicky besser. Nachdem Vance gegangen war, hat Chase uns für den nächsten Morgen zu einem Ausritt eingeladen. Nicky wollte nicht, aber ich habe angenommen. Ein großer Fehler. Nicky hat sich ihm gegenüber unmöglich benommen. Aber für mich war es gut – ich konnte mit Chase sehr gut reden. Ich hatte nämlich gerade meine Verlobung gelöst, und mein Verlobter wollte mich unbedingt zurückgewinnen.“
Wieder machte sie eine kurze Pause. „Chase hat erzählt, ihm wäre es mit seiner Exfrau genauso gegangen. Ich hatte natürlich keine Ahnung, dass das alles nur erfunden war, und fühlte mich einfach nur gut verstanden. Und im Grunde wusste ich schon, dass es mit meinem Exverlobten nichts mehr werden würde, weil ich mich da schon zu Vance hingezogen fühlte. Obwohl wir uns bei unserer ersten Begegnung gestritten hatten. Aber wie er mit Nicky umgegangen war – das hatte für mich alles verändert.“
Sie sah Annie an. „Na, jedenfalls erzähle ich dir das alles so haarklein, damit du die ganze Geschichte kennst. Ich mochte Chase gern und hielt ihn für einen ganz besonderen Mann, aber für mich war es von Anfang an Vance. Als er uns bei unserem zweiten Besuch am Flughafen in Merced abholte, war ich über beide Ohren verliebt in ihn. Meine Güte, war ich glücklich, als er mich bei einer Bergwanderung endlich das erste Mal geküsst hat.“
„Kann ich mir vorstellen“, murmelte Annie.
Sie mochte Rachel wirklich gern, aber der Gedanke, dass Chase sich um sie bemüht hatte, ließ ihr keine Ruhe. Auch, wenn Rachel nicht interessiert gewesen war – vielleicht hatte er ja immer noch Gefühle für sie? Er, Vance und sie standen sich schon außergewöhnlich nahe.
Sie schluckte und lächelte Rachel an. „Ich freue mich, dass für euch alles gut ausgegangen ist. Ich … oh, ich glaube, sie sind zurück.“
Draußen hörte man Motorengeräusche. Die beiden Frauen standen auf, gingen auf die Veranda und sahen zu, wie die Männer die Kinder von der Ladefläche des Pick-up-Trucks hoben. Chase umarmte Roberta liebevoll, bevor er sie auf den Boden stellte.
Ihre Tochter war jetzt überglücklich. Sie hatte einen eigenen Vater und gleich noch neue Freunde dazubekommen.
Vance setzte sich Nicky auf die Schultern. „Ich muss jetzt zurück ins Büro. Kommst du mit, oder möchtest du noch bleiben?“, fragte er Rachel.
„Ich komme mit.“
„Och, müssen wir wirklich schon gehen?“, warf Nicky ein.
„Ja, müssen wir. Ich glaube, du hast noch ein paar Hausaufgaben zu erledigen, oder?“
„Kommt Roberta morgen auch zur Schule?“
Annie nickte.
„Wenn ihr möchtet, können Nicky und ich sie morgen um halb neun abholen und wir gehen alle zusammen zu Fuß hin.“
„Das wäre toll. Und danke noch mal für die Hilfe und das wunderbare Essen.“
„Ja, es hat superlecker geschmeckt!“, rief Roberta. „Bis morgen, Nicky!“
Als die drei weggefahren waren, wandte sich Chase an Annie. „Roberta möchte gern mein Haus sehen. Hast du Lust mitzukommen? Dann siehst du gleich, wo sie einen Teil ihrer Zeit verbringen wird.“
Aber auch so war Annie neugierig zu sehen, wo und wie er wohnte. „Ich hole nur noch schnell meine Tasche.“
Kurz darauf war sie wieder beim Truck. Chase half ihr in die Fahrerkabine. Als er die Tür schloss, streifte er mit dem Unterarm versehentlich ihren Schenkel. Hoffentlich hatte er nicht bemerkt, wie wohlig sie dabei erschauerte.
Roberta saß auf der durchgehenden Sitzbank zwischen ihnen und lächelte zufrieden. Auf dem Weg zu Chases Haus kamen sie
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