Kuesse - heiß wie die Sonne Siziliens
Isabel.
„Ich habe es überlebt. Die Farbe ist in die Welt zurückgekehrt. Der Himmel wurde wieder blau. Ich bin älter und weiser geworden.“
Ein paar Minuten saßen sie schweigend da, dann berührte sie sanft seine Wange, so zart wie eine Feder. Isabel stand auf und nahm seine Hand. Er brauchte nicht zu fragen, was das zu bedeuten hatte, denn es stand in ihrem Gesicht geschrieben. Sie wollte ihn ebenso sehr, wie er sie begehrte. Sie beide wussten, was jetzt passieren würde. Und sie stiegen Hand in Hand die enge Treppe hinauf ins Schlafzimmer mit dem schmalen Bett, das nur für einen Menschen gedacht war. Gedacht für einen, aber genau richtig für zwei, die auf diesen Augenblick gewartet hatten, seit sie sich das erste Mal auf der staubigen Straße begegnet waren.
Als die Sterne langsam zu verblassen begannen und der Himmel heller wurde, lagen sie aneinandergeschmiegt da, die Beine verschränkt und die Arme um den Körper des anderen geschlungen. Isabel fühlte sich glücklicher als je zuvor in ihrem Leben, sie betrachtete sein Gesicht und erlebte in Gedanken noch einmal die köstliche, leidenschaftliche Liebesnacht mit Dario. Unter dem funkelnden Sternenzelt hatte sie den besten Sex ihres Lebens gehabt. Und gen Himmel gewandt, sprach sie ihr Gebet: Bitte mach, dass ich mich nicht in ihn verliebe .
Aber es war zu spät.
9. KAPITEL
Am nächsten Morgen erwartete Isabel ihre Arbeiter nicht, denn es war Samstag.
Als sie einen Wagen die Auffahrt hinauffahren hörten, wachten sie beide auf. Dario stützte sich schlaftrunken auf einen Ellbogen und küsste Isabel zärtlich.
Wenn sie geglaubt hatte, die letzte Nacht sei ein Traum gewesen, dann wusste sie jetzt, dass alles wirklich gewesen war. „Dieses Bett ist ein bisschen schmal“, sagte sie.
Er grinste. „Mir kam es gerade richtig vor. Auch wenn du das nächste Mal herzlich eingeladen bist, mein Bett auszuprobieren.“
Es würde also ein nächstes Mal geben. Sie erwiderte sein Lächeln, aber dann erinnerte sie sich.
„Jemand ist hier“, flüsterte sie, als ob derjenige sie hören könnte. Ein Überbleibsel aus alten Tagen, als ihre Affäre vor der Welt geheim gehalten werden musste. „Ich gehe rasch nachsehen, wer da ist.“ Sie zog sich ihren Morgenmantel über und ging die Treppe hinunter.
Auf den Stufen vor der Haustür stand Darios Schwester Lucia mit einem Korb in den Händen. „Ich habe erfahren, dass du aus dem Hotel ausgezogen bist. Und ich dachte mir, dass du vielleicht Essen brauchst. Aber ist das Auto da drüben nicht Darios Wagen?“
Isabel fühlte eine Panikwelle in sich aufsteigen. Was, wenn sie herausfände, dass Dario bei ihr übernachtet hatte?
„Du brauchst mir nichts zu erklären“, sagte Lucia mit einem kleinen wissenden Lächeln, denn sie hatte eins und eins zusammengezählt. „Ich bin schon wieder weg. Was ich dir noch sagen wollte: Ich habe mit dem Priester gesprochen. Wenn es dir passt, kann er die Segnung vornehmen.“ Und mit einem schelmischen Lachen fügte sie hinzu: „Er führt auch andere Zeremonien durch … Hochzeiten zum Beispiel.“
Isabel hoffte nur, dass Dario sie nicht hörte. „Danke. Ein Samstag passt gut. Für die Segnung meine ich“, fügte sie noch hastig hinzu.
Lucias Blick wanderte über Isabels Schulter hinweg zum Haus.
„Lucia, was machst du hier?“, fragte Dario. Isabel wirbelte herum. Ausgerechnet jetzt musste er auftauchen, wo seine Schwester gerade gehen wollte. Doch er klang kein bisschen ungehalten, so als ob er in einer prekären Lage angetroffen worden wäre. Nur überrascht. Ein Blick auf seinen nackten Oberkörper, seine hüfttiefe Jeans und sein ungekämmtes Haar muss Lucia genügen, um zu wissen, dass er gerade aufgestanden ist und ohne jeden Zweifel die Nacht mit mir verbracht hat, dachte Isabel. Er schien sich nicht darum zu scheren, was andere dachten.
„Lucia hat uns etwas zu essen gebracht“, sagte sie strahlend. Alles, woran sie denken konnte, waren seine leicht verschleierten, sexy Augen.
„Danke dir“, sagte Dario lässig zu seiner Schwester.
Darios lockere Haltung entspannte auch Isabel und so bot sie Lucia einen Kaffee an.
Doch Lucia musste los und verabschiedete sich herzlich.
„Was wird sie nur denken?“, fragte Isabel, immer noch ein wenig beklommen, als sie fort war.
„Sie denkt, dass wir eine Affäre haben.“
„Haben wir eine?“ Während sie auf seine Antwort wartete, hämmerte ihr Herz so laut, dass sie befürchtete, Dario könnte es
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