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Kuesse - heiß wie die Sonne Siziliens

Kuesse - heiß wie die Sonne Siziliens

Titel: Kuesse - heiß wie die Sonne Siziliens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grace
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vermissen würde, nicht gebraucht zu werden, nicht mehr Teil ihres Alltags zu sein.
    Jetzt aber saßen sie zum Abendessen an dem alten Esstisch draußen. Eine leichte Brise war aufgekommen und vertrieb die Hitze des Tages.
    „Morgen lade ich dich zum Abendessen ins Hotel ein“, sagte er. „Du hast so hart gearbeitet, du brauchst mal eine Abwechslung.“
    „Das ist doch nicht nötig“, protestierte sie.
    „Aber ich möchte dich ausführen. Du ziehst dein türkisfarbenes Kleid an. Ich möchte, dass jeder sieht, dass ich mit der wunderschönen amerikanischen Winzerin zum Dinner ausgehe.“

10. KAPITEL
    Als Isabel am nächsten Abend duschte, schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf: Sie hatten heute ein echte Verabredung. Ihre Affäre war eine Sache, aber dies war ein Rendezvous. Seit Jahren hatte sie keines mehr gehabt.
    Er wollte sie ausführen. Er wollte, dass Leute sie zusammen sahen. All das war so neu, so wunderbar anders als ihre letzte Beziehung. Sie fühlte sich begehrt und angenommen … aber nicht geliebt. Wenn er sie lieben würde, hätte sie es längst gespürt. Seine Worte hallten in ihrem Kopf: Es wird nicht wieder passieren. Sie verstand das. Sie fühlte das Gleiche. Und darüber hinaus wurde die Liebe ja allgemein überbewertet.
    Sie nahmen in der Hotelbar einen Aperitif. Dario bestellte Bellinis – gepresste weiße Pfirsiche auf Champagner – und stellte Isabel einigen Freunden vor.
    Als sie anschließend im Speisesaal saßen, blickte Isabel sich um. „Es ist so viel geschehen, seit ich hier angekommen bin. Ich fühle wie eine andere Person. Ich bin dir zu großem Dank verpflichtet. Du hast mich zur Azienda gebracht und mir geholfen, mich dort zu Hause zu fühlen.“
    Er schüttelte den Kopf. „Das hast du dir allein zu verdanken.“ Er erhob sein Glas. „Auf die Zukunft. Aber ich glaube, wir müssen noch die Vergangenheit vollends zu Grabe tragen. Du hast mir noch nicht alles erzählt.“
    Sie wusste, dass es an der Zeit war, mit ihrer Geschichte abzuschließen, egal wie schmerzhaft es war. Doch während des köstlichen Essens brachte sie es nicht über sich, die Stimmung zu verderben.
    Erst als sie, zurück in ihrem Haus, gemeinsam in trautem Einvernehmen auf der breiten Schaukel saßen, die er ihr als Geschenk mitgebracht hatte, und den Sternenhimmel betrachteten, gab Isabel sich einen Ruck. Erzähl es ihm, erzähl es ihm, flüsterte die Stimme in ihrem Kopf. Einfacher wird es nicht mehr.
    Sie atmete tief ein. „Also gut. Du hast gefragt. Seine Frau hat es herausgefunden. Ich weiß nicht, wie. Aber eines Tages platzte sie in sein Büro. Ich war zufällig auch dort, weil wir gerade etwas zu besprechen hatten. Sie war außer sich vor Wut. Sie schrie und beschimpfte mich. Ich versuchte ihr zu sagen, dass ich genauso schockiert war wie sie. Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass Neil verheiratet war. Am nächsten Tag hatte ich fünfzehn Minuten, um meine Sachen zusammenzupacken und das Gebäude zu verlassen. Ich fühlte mich erniedrigt, und ich war wütend. Warum ich? dachte ich. Vor allem, als ich erfuhr, dass ihm nicht gekündigt wurde. Er bekam noch nicht einmal eine Abmahnung. Im Gegenteil, er wurde befördert.“
    Die Erinnerung an die erlittene Demütigung und die Scham machten ihr das Atmen schwer. Sie holte tief Luft. „Eine Woche später ging ich zu ihm, um mein Zeugnis abzuholen. Ich dachte, ein gutes Zeugnis sei das Mindeste, was er für mich tun konnte. Aber er lehnte ab. Er behandelte mich so, als hätte ich ihn verführt, als ob alles meine Schuld gewesen wäre. Irgendwann begann ich zu glauben, dass er recht hatte. Monatelang suchte ich vergeblich nach einem Job, ich mied meine Freunde und versank tiefer und tiefer in Depressionen. Als ich von dem Erbe erfuhr, veränderte sich mein Leben. Ich hatte eine Aufgabe, ein Ziel.“
    Dario legte ihr den Arm um die Schulter und zog sie fest an sich.
    „Du fragst dich sicher, wie ich so jemanden lieben konnte. Aber er hat mir nicht nur gesagt, ich sei eine herausragende Designerin, sondern obendrein hübsch und er liebe mich. Niemand hat mich je in meinem Leben so behandelt. Noch nie hatte mich jemand geliebt.“
    „So bist du nach Sizilien gekommen.“
    „Dank meines Onkels.“
    „Aber es tut immer noch weh.“ Es war keine Frage, sondern eher eine Feststellung.
    Sie wandte sich ihm zu, um ihn anzusehen. In seine Augen lag tiefes Verständnis. „Ja. Nein. Nicht mehr so sehr.“ Nicht, seit du in mein Leben getreten bist . „Ich habe

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