Kuesse - heiß wie die Sonne Siziliens
hören.
„Haben wir keine?“, antwortete er mit einem hinreißenden Lächeln, das ihre Haut kribbeln ließ.
Er zog sie zu sich heran, küsste ihren Hals, ihre Wange, die Augenlider und schließlich ihren Mund. „Was spricht gegen eine Affäre?“, fragte er fast übermütig, bevor er sie losließ. „Wenn ich die letzte Nacht als Hinweis dafür werten darf, dass wir uns recht gut verstehen.“
Sie errötete. Ja, sie passten wunderbar zusammen.
„Und wir sind beide frei von anderweitigen Verpflichtungen“, fuhr er fort.
„Und jeder kann tun und lassen, was er will. Keine Zwänge.“ Ihre Stimme klang fest. „Keine Versprechungen, keine Erwartungen.“ Sie sagte das mindestens so sehr für sich selbst wie für ihn. Über die Regeln musste man sich verständigen, ob sie ihr nun gefielen oder nicht.
Er nickte feierlich, legte seinen Arm um sie, und sie gingen hinein.
Nach einem Frühstück, das aus den köstlichen frischen Cornetti bestand, die Lucia mitgebracht hatte, und mehreren Tassen Kaffee, ging Dario hinaus zu den Weinstöcken. Die Sonne schien auf ein heruntergekommenes Haus und auf Reihen vernachlässigter Weinstöcke, und die Welt war ihm nie besser erschienen. Isabel war schön, wunderbar, liebenswert und großzügig, und für den Augenblick gehörte sie ihm allein. Es war gut, dass sie eine Vereinbarung getroffen hatten. Nichts Ernsthaftes. Ihre Affäre war ein Teil des Heilungsprozesses. Wenn er Isabel in den Armen hielt, war der glücklichste Mann der Welt. Trotzdem hatten sie gute Gründe, nicht den Kopf zu verlieren. Er wollte nicht mehr lieben, und sie hatte ebenfalls mit der Liebe abgeschlossen. Außerdem lag eine Menge Arbeit vor ihnen.
Nach einem langen, heißen Tag im Weinberg freuten sie sich über die Sachen, die Lucia mitgebracht hatte: hausgemachte Nudeln, Pesto und frische Tomaten, Parmesankäse und Salami. Doch vor dem Essen nahm jeder von ihnen eine erfrischende Dusche. Zuerst wollte Dario draußen warten, bis sie fertig war, doch dann änderte er seine Meinung. Das Rauschen des Wassers und die Vorstellung, wie Isabel nackt unter der Dusche stand, hatten eine starke Wirkung auf ihn. Es würde enorm viel Wasser sparen, wenn sie zusammen unter der Dusche stünden. Während er die Stufen hinaufsprang, fragte er sich, wo Dario, der Workaholic, abgeblieben war. Er hatte sich geändert seit ihrer Ankunft, so viel stand fest. Er klopfte an die Badezimmertür und trat ein. Schnell streifte er seine Kleidung ab und trat zu ihr unter die Dusche.
„Das ist mehr, als ich erwartet hatte“, sagte sie, als sie später gemeinsam die Treppe hinuntergingen. „Kaltes Wasser hätte mich schon glücklich gemacht, aber heißes Wasser ist die reine Glückseligkeit“, sagte sie, als sie sich draußen in die Abendsonne setzten.
Glückseligkeit war es, die sie ausstrahlte. Glückseligkeit war es, die er empfand. Dario konnte den Blick nicht von ihrem Gesicht und ihrem schimmernden kupferfarbenen Haar abwenden.
Die Tage vergingen, Lange, sonnige Tage, gefolgt von milden, sternenbeglänzten Nächten in ihrem schmalen Bett. Isabel strich die Küche und nähte Vorhänge fürs Schlafzimmer. Dario arbeitete vormittags auf seinem eigenen Weingut und fuhr mittags zu einer ausgedehnten Siesta zu ihr. „Das ist eine sizilianische Tradition“, erklärte er ihr. Es war ebenfalls eine sizilianische Tradition, sich an langen Sommertagen nachmittags zu lieben. Danach ging es zurück an die Arbeit.
Abends kam er beladen mit Vorräten wieder auf die Azienda. Sie kochten zusammen, aßen zusammen, redeten, lachten und küssten sich, fielen müde zusammen ins Bett, doch niemals zu erschöpft, um ihre Beziehung auf eine neue Stufe der Intimität zu heben. Nun, solange sie beide die Regeln kannten …
Dario fühlte sich zuweilen, als stünde er hoch oben auf dem Dach der Welt. Er fragte sich, wie lange diese Stimmung wohl anhalten mochte. Eine Woche verging, zwei, und er fühlte sich immer noch wie auf Wolken schwebend. Die warnende Stimme in seinem Kopf wurde mit jedem Tag leiser.
So glücklich er auch im Moment war, er wusste, dass diese Beziehung nicht halten würde. Sie hatten ein Ziel – das Weingut für die Segnung vorzubereiten. Danach würde sich etwas ändern. Denn dann würde er wieder richtig bei sich zu Hause wohnen oder … Sie hätte dann Strom, Wasser und Telefon und bräuchte ihn nicht mehr. Was gut war. Zumindest hatte er die ganze Zeit über so gedacht. Inzwischen fragte er sich, inwieweit er es
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