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Kuesse - heiß wie die Sonne Siziliens

Kuesse - heiß wie die Sonne Siziliens

Titel: Kuesse - heiß wie die Sonne Siziliens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grace
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schwiegen, ihre Blicke hielten einander fest. Ich sollte jetzt in mein Zimmer gehen, dachte sie, doch ihre Füße wollten ihr nicht gehorchen. Ihre Haut prickelte vom kalten Wasser, sein glühender Blick hingegen gab ihr das Gefühl, in Flammen zu stehen.
    Es wäre ein himmlisches Gefühl, wenn er nun hinaufkäme und sie in seine Arme schließen würde. Doch der Himmel an seiner Seite war nicht für sie reserviert. Das wusste sie. Aber sie hatte ein Haus und ein neues Leben – mehr, als sie je erwartet hatte. Mehr sollte sie sich nicht wünschen. Ihre Aufgabe war es, auf eigenen Füßen zu stehen. Es war nichts Falsches daran, Hilfe anzunehmen, doch zählen sollte man nicht darauf. Nichts Falsches war auch an ein paar Küssen. Solange es dabei blieb. Sie war stolz auf ihre Selbstkontrolle. Schließlich entspannte sie sich, drehte sich um, ging in ihr Schlafzimmer und betrachtete durch das Loch im Dach die Sterne, während er duschte. Sie bemühte sich, über die Milchstraße und Sternenkonstellationen nachzudenken, doch stattdessen wanderten ihre Gedanken zu Dario. Sie stellte sich vor, wie das Wasser über seinen Körper lief. Kein Wunder, dass sie nicht einschlafen konnte.
    Später lag Dario in dem früheren Dienstbotenkämmerchen auf dem Bett. Seine Gedanken drehten sich um Isabel. Ob sie an ihn dachte? Warum hielten sie sich eigentlich zurück, wenn sie doch gegenseitig diese Anziehung empfanden? Sie waren jung und hatten ganz normale Leidenschaften, die allzu lange verdrängt worden waren. Sie waren beide Erwachsene mit realistischen Erwartungen – also keinen.
    Irgendwann wurde er zu unruhig, um im Bett liegen zu bleiben. Er zog seine Jeans an und ging in die Küche, um etwas kaltes Mineralwasser zu trinken. Als er Schritte auf der Treppe vernahm, stellte er die Flasche ab und lehnte sich gegen den Küchenschrank.
    Zum zweiten Mal sah er Isabel im Nachthemd. Es war so durchsichtig, dass er ihre Brüste, ihren Bauch und ihre langen Beine im Licht des Mondes sehen konnte, der durch das Fenster schien. Er griff nach einer Stuhllehne, um sein Gleichgewicht zu halten. Jetzt stand sie an der Tür und blinzelte vor Überraschung. Alles in ihm sehnte sich nach ihr, aber seine Stimme blieb ruhig. „Kannst du auch nicht schlafen?“
    „Ich bin nur durstig“, flüsterte sie. „Was ist mit dir? Das Bett ist bestimmt die Hölle.“
    „Es ist nicht das Bett, das mich nicht schlafen lässt. Du bist es. Ich habe über dich nachgedacht. Du bist gut für mich. Du hast die Mauer eingerissen, hinter der ich mich versteckt hatte.“
    „Was hat Magdalena dir angetan?“, fragte Isabel weich.
    Dario atmete tief ein. Es war der Moment gekommen, ein für alle Mal mit der Vergangenheit abzuschließen. Er zog einen Stuhl hervor und setzte sich rittlings darauf. „Ich habe dir schon erzählt, dass ich die Weinreben vernachlässigte, als ich Magdalena kennenlernte und mit ihr über die Insel tourte. Aber ich habe mich mit der Aussicht getröstet, dass wir bald ohnehin verheiratet sein und uns dann gemeinsam um den Betrieb kümmern würden. Doch das war ganz und gar nicht die Zukunft, die Magdalena sich ausmalte. Für sie war Sizilien der letzte Außenposten der Zivilisation – völlig undenkbar, hier zu leben. Als ihr Jahr als Schönheitskönigin vorbei war, ist sie Knall auf Fall mit meinem Cousin Georgio nach Mailand gegangen. Sie hat einen kompletten Narren aus mir gemacht.“ Er vergrub den Kopf in seinen Händen. „Manchmal fühle ich mich immer noch so, als wäre es erst gestern passiert.“
    „Es tut mir so leid“, sagte Isabel vorsichtig. „Ich glaube, ich weiß, wie du dich gefühlt hast.“
    Er hob den Kopf und blickte in weite Ferne. „Es war wie ein Vulkanausbruch, und ich wurde unter der heißen Asche begraben. Als ob alle Farben verblasst wären, die ganze Welt spielte sich nur noch in Schwarzweiß ab. Hauptsächlich schwarz. Mir ist nichts anderes als Arbeit eingefallen, um weiterzuleben. Ich war wie erfroren. Man hätte bei mir eine Operation am offenen Herzen durchführen können, ohne dass ich eine Narkose gebraucht hätte.“ Er lachte bitter auf. „Vielleicht ist genau das passiert. Sie haben mich aufgemacht, mein Herz angeschaut und festgestellt, dass es entzweigebrochen ist. Sie haben die Köpfe geschüttelt, denn die Diagnose war klar: keine Aussicht auf Heilung.“
    „Oh Dario.“ In ihren Augen sah er Mitgefühl und Verständnis, aber kein Mitleid. Wenn jemand ihn verstehen konnte, dann war es

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