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Küsse im Mondschein

Küsse im Mondschein

Titel: Küsse im Mondschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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schließlich wieder davon los und schaute zu dem Mann auf, der vor ihr stand. Es dauerte jedoch noch einen Moment, bis sie sich wieder einigermaßen von ihrer Überraschung erholt hatte und wieder genügend Luft bekam, um schwer atmend hervorzustoßen: »Ihr seid Dexter?«
    Der verwegene, den Gerüchten zufolge so überaus lasterhaftausschweifende und zugleich so ausweichend geheimnisvolle Martin Fulbridge, Fünfter Graf von Dexter. Natürlich war Amanda über ihn im Bilde, über ihn und den Ruf, der ihm anhaftete, doch heute Abend war das erste Mal, dass sie den Grafen von Dexter persönlich zu Gesicht bekommen hatte. Schließlich merkte sie, dass sie ihn noch immer am Ärmel festhielt. Hastig ließ sie ihn wieder los.
    In seine Augen war wieder jener Ausdruck selbstironischer Belustigung getreten. Als Amanda - noch immer völlig verblüfft und fassungslos - ihn weiterhin stumm anstarrte, zog er eine Braue hoch, zynisch, das ja, aber auch weltverdrossen. »Wer sonst?«
    Er erwiderte ihren Blick, hielt ihn einen Moment lang fest, musterte dann noch einmal eingehend ihr Gesicht, ehe er ihr ein letztes Mal in die Augen sah. Schließlich neigte er grüßend den Kopf und schritt mit dem für ihn so typischen gelassenen Gang davon.

2
    Martin verließ Mellors und schlenderte auf die Duke Street hinaus. Ruhigen Schrittes ging er die Straße entlang, während er mit seinen in einer anderen, noch gefährlicheren Welt geschärften Sinnen instinktiv wahrnahm, dass in den tintenschwarzen Schatten diesmal keine Bösewichte lauerten.
    Eine ein Stück auf den Bürgersteig hinausragende Ladenfront schluckte so viel von dem Licht der Straßenlaternen, dass die Eingangstür in geradezu höllische Finsternis getaucht war. Martin blieb im Ladeneingang stehen, gut verborgen in der Dunkelheit, und wartete.
    Drei Minuten später riss ein Lakai die Tür von Mellors auf und spähte auf die Straße hinaus, dann pfiff er laut und winkte, woraufhin eine kleine schwarze Kutsche, die ein Stückchen weiter die Straße hinunter gewartet hatte, herbeigerumpelt kam. Innerlich nickte Martin zustimmend. Mellors erschien in der Tür, um Amanda Cynster und Reggie Carmarthen zu der Kutsche zu geleiten. Sie stiegen ein, der Verschlag wurde zugeklappt, dann schlug der Kutscher mit den Zügeln, und das Gefährt setzte sich ratternd und holpernd wieder in Bewegung.
    Während er so reglos wie eine Statue in der Dunkelheit stand, beobachtete Martin, wie die Kutsche an ihm vorbeifuhr - dabei erhaschte er einen flüchtigen Blick auf honigblondes Haar, sah, wie Camarthen sich vorbeugte und seiner Begleiterin eine kräftige Standpauke hielt. Martin grinste. Nach einem Moment löste er sich wieder aus den Schatten und setzte seinen Weg fort.
    Die Nacht umfing ihn. Er fühlte sich vollkommen wohl, wie er da so in den frühen Morgenstunden durch die Straßen Londons wanderte, vollkommen im Einklang mit sich und der Welt. Warum das so war, war ihm ein Rätsel, aber er hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass es zwecklos war, das Schicksal zu hinterfragen. Hingegen war es schon seltsam, dass ausgerechnet hier - umgeben von der Gesellschaft, in die er hineingeboren worden war, genau jener Gesellschaft also, die er jetzt mied - einer der wenigen Orte auf der Welt sein sollte, wo er sich mit allen, die ihn umgaben, plötzlich eins fühlte. Und dies, obgleich all jene, die sich beeilen würden, ihn zu grüßen, in genau diesem Moment in ihren Betten schnarchten, blind und taub gegen ihre Umgebung, während er an ihren Türen vorbeiging.
    Er beschleunigte seinen Schritt, als er sich in Richtung Piccadilly wandte, und ließ seine Gedanken wieder um die faszinierende Frage kreisen, was genau sich da heute Nacht bei Mellors eigentlich abgespielt hatte, was für ein Spiel Connor eigentlich getrieben hatte.
    Seine ursprüngliche Interpretation der Sachlage war, dass Connor, das lüsterne alte Ekel, es auf Amanda Cynster abgesehen hatte. Nachdem sie dann aber Connors Herausforderung angenommen hatte und die Sache ins Rollen kam, war Martin sich in seiner Einschätzung nicht mehr so sicher gewesen. Denn dank Connors spezieller Formulierung des Wetteinsatzes hatte für Amanda - ganz gleich, ob sie nun gewann oder verlor - im Grunde von vornherein keine Gefahr bestanden. Vielmehr hatte der Robber mit Connor Amanda erfolgreich davon abgehalten, sich eventuell mit einem von Mellors anderen Stammgästen einzulassen. Was Connor nicht vorausgesehen hatte, war lediglich, dass Carmarthen

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