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Küsse im Mondschein

Küsse im Mondschein

Titel: Küsse im Mondschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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eine Rolle spielte.
    Das erste Mal, als er sie in sein Schlafgemach getragen hatte, war Amanda nicht bei Bewusstsein gewesen. Es erschien ihr nun also nur allzu angeraten, sich den Weg dieses Mal umso genauer einzuprägen. Die weite Leere des Gebäudes war wie von einem leisen Widerhall erfüllt, und die Galerie, die sie anschließend durchquerten, kam Amanda bereits vage bekannt vor. Auch den Korridor, den Martin danach entlangeilte, erkannte sie wieder.
    Plötzlich blieb er stehen, verlagerte ihr Gewicht in seinen Armen ein wenig und öffnete eine Tür.
    Düsternis, Kälte und Leere lösten sich abrupt in nichts auf, als Martin Amanda über die Türschwelle trug. Mit einem leichten, gezielten Tritt seines Absatzes schloss er die Tür wieder hinter sich. Die Augen vor lauter Erstaunen weit aufgerissenen, grub Amanda ihre Finger in Martins Arme, und er blieb einen kurzem Moment lang stehen.
    Erlaubte ihr, die pure, sinnliche Pracht und Fülle, die sich ihr nun darbot, in sich aufzunehmen.
    An einige Dinge konnte sie sich noch erinnern - so zum Beispiel an die schwere, aus gehauenem Stein gearbeitete Verkleidung des Kamins, in dem nun ein Feuer seine Glut verströmte; und auch die Brokatvorhänge, die die geschnitzten Bettpfosten umhüllten, kannte Amanda bereits; ebenso wie die luxuriösen Bezüge aus Seide, die Martins Decken und Kissen schmückten. An anderen Stellen in diesem Zimmer standen mit Schnitzwerk verzierte Truhen und Tische aus dunklem Mahagoniholz. Sanft glänzten sie im weichen Licht der Messinglampen, die überall in Martins Schlafgemach verteilt standen. Kupferintarsien und Einlegearbeiten aus Gold glitzerten im flackernden Schein des Feuers. Auf dem Boden verteilt lagen orientalische Teppiche in den leuchtenden Farben von Edelsteinen; und einige ganz besonders schöne Exemplare hingen an den Wänden.
    Genau wie in der Bibliothek, so gab es auch hier wieder tausend interessante Dinge zu entdecken, eine Unzahl verschiedener Farben, Stoffe, Artefakte und Ornamente. Und sie alle waren hier nur zu einem einzigen Zweck zusammengetragen: um den Geist zu erfreuen und um die Sinne zu betören.
    Am merkwürdigsten an diesem Raum aber war, dass alles eine Einheit bildete - so unterschiedlich die einzelnen Stücke auch sein mochten.
    Vor allem schien in diesem Mekka des sinnlichen Genusses nichts - nicht ein einziges Teil, nicht das kleinste Objekt - darauf hinzudeuten, dass dies das Schlafgemach eines englischen Grafen war. Eines Mannes also, der in diesem Land geboren und aufgewachsen war, der einst in Eton zur Schule gegangen war und den man dazu erzogen hatte, eines Tages über den ihm gebührenden Teil von England zu herrschen.
    Nein, dies hier war die geheime Höhle eines Paschas aus dem Orient, eines Mannes, der allein der Sonne gehorchte, dem das sinnliche Empfinden zur zweiten Natur geworden war; eines Mannes, für den das Fühlen ein wesentlicher Teil seines Wesens war, Leben und Atmen zugleich; eines Mannes wie Martin, dessen Empfindsamkeit ihm erst die ihm eigene Kraft und Lebendigkeit verlieh. Und dessen Sinnlichkeit ein wesentlicher Teil seines Charakters war.
    Martin trat noch einige Schritte weiter in das Zimmer hinein. Dann, auf dem seidenen Teppich neben seinem Bett und unmittelbar vor ihm, stellte er Amanda wieder auf die Füße. Sie sah zu ihm auf, versuchte, das Wesen dieses Raumes mit dem Wesen jenes Mannes in Einklang zu bringen, dessen Gesicht sie nun betrachtete.
    Martin zerrte unterdessen bereits die Bindebänder seines Dominos auf, schleuderte den weiten schwarzen Kostümumhang ungeduldig von sich. Seinen Blick aus goldgesprenkelten grünbraunen Augen hielt er währenddessen weiterhin fest auf Amandas Gesicht gerichtet, in ihre Augen gesenkt.
    Sie hob ihre Hand, berührte die Wange, die sie in den vergangenen Wochen schon so häufig gestreichelt hatte. Noch immer faszinierten sie die aggressiv-kantigen Flächen seines Gesichts, jenes durch und durch englischen Teils seines Wesens. Zumal es ihr so schien, als ob sich darin auch ihre eigenen normannischen Vorfahren widerspiegelten.
    Sie blickte ihm in die Augen, und auch dort erkannte sie ihresgleichen, ihre eigene Abstammung. Spürte, wie das Verständnis für die tieferen Zusammenhänge in ihr heraufdämmerte.
    Martin war verstoßen, war verleugnet worden, oder zumindest hatte er das geglaubt. Folglich hatte er zunächst alles, was auch nur ansatzweise englisch an ihm war, tief vergraben und hatte dafür eine andere Seite seiner

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