Küsse im Mondschein
durchringen solltest - und zwar bald.« Er sah ihr fest in die Augen. »Du weißt, was ich dir bieten möchte. Ich habe sozusagen alle meine Karten offen auf den Tisch gelegt.«
Amanda verstand, was er meinte, konnte es in seinen Augen lesen, dass er ihr soeben abermals die Ehe mit ihm angetragen hatte, dass er ihr zum wiederholten Male alles das anbot, was er nur irgend zu geben bereit war. Mehr wiederum würde er in diesem Spiel gewiss nicht riskieren; das war alles, was es von ihm zu holen gäbe.
»Es ist jetzt an dir, den nächsten Zug zu machen, die Richtung zu bestimmen.« Sowohl seine Gesichtzüge als auch der Ausdruck in seinen Augen wirkten hart wie Granit.
Amanda antwortete nicht, sondern wandte den Blick ab, konzentrierte sich ganz auf die Drehungen, mit denen Martin und sie der Musik folgten - bis der Tanz mit einer Art Fanfarenstoß sein abruptes Ende fand. Amanda knickste, Martin verbeugte sich und zog sie wieder aus ihrem tiefen Knicks empor.
Endlich hob sie den Blick wieder zu seinen Augen. Ließ ihn ihre eiserne Entschlossenheit erahnen, eine Entschlossenheit, die genauso unverrückbar war wie die seine. »Du hast dabei nur leider eines vergessen. Mir steht auch noch eine andere Option zur Wahl.«
Martin legte die Stirn in Falten. Mit einem scheinbar ganz und gar unbekümmerten Lächeln wandte sie sich von ihm ab. »Ich könnte deine Hand nämlich auch ganz einfach ausschlagen.« Ihm fest in die Augen blickend, fügte sie dann klar und unmissverständlich hinzu: »Auch ich könnte nämlich einfach alle meine Karten auf den Tisch werfen nach dem Motto ›Friss dies oder stirb‹.«
Mit diesen Worten drehte sie sich schließlich ganz von ihm weg und schritt auf die Chaiselongue zu, auf der neben Lady Osbaldestone und Honoria, Devils Herzogin, auch Amandas Tante Helena saß.
»Hallo, meine Liebe!« Ihre Gnaden Osbaldestone zog ihren ausladenden, aus feinstem Bombasin gefertigten Rock ein wenig zur Seite, schuf damit Platz, sodass Amanda sich neben sie setzen konnte. »Was hatte denn das da gerade zu bedeuten?« Sie kicherte geradezu bösartig und deutete mit ihrem Gehstock auf Martin, der ihnen den Rücken zuwandte und soeben in die entgegengesetzte Richtung davonmarschierte. »Wenn Blicke töten könnten... Ich nehme mal an, die Dinge entwickeln sich nicht so ganz nach seinem Willen, nicht wahr?«
»Richtig. Die Dinge entwickeln sich ganz und gar nicht nach seinem Willen.« Amanda musste sich arg bemühen, um ihre Wut zu beherrschen. »Warum ist er auch so starrsinnig und so arrogant. Und warum muss er in dieser Angelegenheit unbedingt der Sieger -«
Helena lachte, legte ihre Hand auf die von Amanda und drückte sie begütigend. »Er ist ein Mann, ein Mann von unserem Schlage - da kannst du einfach nichts anderes erwarten.«
»Darauf gebe ich dir mein Wort.« Honoria, die hinter Helena saß, lächelte Amanda an. »Aber, falls dir das irgendein Trost sein sollte, könntest du dir ja von Zeit zu Zeit ins Gedächtnis zurückrufen, dass Martin immerhin bloß ein Graf ist. Ich dagegen hatte es mit einem Herzog zu tun. Noch dazu mit einem, der den Beinamen Devil trägt - und das aus gutem Grund.«
Nun musste Amanda ebenfalls lächeln. »Aber irgendwann hast du es ja dann doch noch geschafft, dass dieser Devil aus seiner ganz privaten Hölle herausgekommen ist und sich wieder dem Licht zugewandt hat.«
Honoria hob die Brauen. »Um die Wahrheit zu sagen - ich glaube, er wusste von Anfang an, dass dies der richtige Weg für ihn sein würde, aber...« Sie hielt einen Moment inne, dann fuhr sie fort: »Du tätest gut daran, dir mal zu überlegen, wie genau diese Kapitulation, die du dir von ihm wünschst, eigentlich aussehen sollte. Ich will damit sagen, dass es viele Arten von Zeichen gibt, viele Formen der Kommunikation. Und die können manchmal noch viel mehr sagen als bloße Worte.«
»Ja.« Lady Osbaldestone nickte weise. »Darüber, das wäre wahrlich sehr klug, solltest du in der Tat mal ein bisschen genauer nachdenken. Aber wie dem auch sei« - mit scharfem Blick aus schwarzen Augen sah sie Amanda an, sodass diese unwillkürlich das Gefühl hatte, als würde sie geradezu auf ihrem Sitz festgenagelt - »denn davon mal abgesehen, solltest du auch stets an das denken, was ich dir vor einer Weile schon einmal gesagt habe. Denn ganz egal, was er auch sagen mag, ganz egal, was er noch alles anstellen wird - wichtig ist, dass du auf keinen Fall von deinem Ziel ablässt. Er muss dazu gebracht werden,
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