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Küsse im Mondschein

Küsse im Mondschein

Titel: Küsse im Mondschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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aus ihrem Zuggeschirr befreit. Der Kutscher hielt seinen einen Arm eng an den Körper gepresst, mit dem anderen versuchte er, das Geschirr der Pferde festzuhalten.
    Dann entdeckte er Martin und Amanda. Das Gesicht zu einer schmerzgepeinigten Grimasse verzogen, wies er mit einer Kinnbewegung auf die hinter ihm auf der Straße liegende Kutsche. »Der Gen’leman...«
    Martin zog die Zügel an und verknotete sie hastig, sprang zu Boden und rannte zu der schweren Reisekutsche hinüber. Amanda fiel geradezu von dem Zweisitzer hinunter, dann lief sie hinter Martin hinterher. » Reggie!«
    Sanft strich das Mondlicht über eine wachsbleiche Hand. Unbeweglich und leblos, die Handfläche nach oben gewandt und mit leicht gekrümmten Fingern, hing sie aus dem geöffneten Fenster der Tür.
    Dann war Martin auch schon bei der Kutsche angelangt, hob die leblose Hand sachte an und öffnete den Verschlag.
    »Großer Gott im Himmel!« Erschrocken spähte Amanda an Martin vorbei, und der Anblick, der sich ihren Augen dort bot, war schrecklicher als selbst der schlimmste Albtraum. Mit geschlossenen Augen lag Reggie auf dem Rücken, halb noch auf der Sitzbank liegend, halb davon heruntergerutscht. Um ihn herum schimmerten mattschwarze kleine Pfützen, die in dem schwachen Licht leicht glänzten. Blut. Überall.
    »Pass auf.« Martin stemmte sich durch den kleinen Türrahmen und trat mit einem großen Schritt über Reggie hinweg. Er beugte sich zu ihm hinunter und zog Reggies Halstuch beiseite, um nach dem Puls zu tasten.
    »Er lebt.«
    Mit einem Seufzer stieß Amanda den angehaltenen Atem aus. Sie fühlte sich ziemlich zittrig und schwindelig. Dann aber kämpfte sie das flaue Gefühl in ihrem Inneren mit festem Willen nieder, raffte ihren Rock hoch und machte sich daran, ihre Unterröcke in dünne Streifen zu zerreißen. Sogleich schnappte Martin sich den ersten der langen Fetzen, nahm sein Halstuch ab, faltete es rasch zu einem kleinen Polster und benutzte dann das Polster und den Stoff von Amandas Unterrock, um daraus einen Verband für Reggie zu fabrizieren.
    »Es ist eine Kopfwunde. Sieht so aus, als ob die Kugel ihn über der Schläfe getroffen hätte - zum Glück hoch genug, dass das Auge keinen Schaden erlitten hat. Sie ist zwar nicht im Fleisch stecken geblieben, hat dafür aber doch eine ziemliche Furche über seinen Schädel gezogen.«
    »Aber das ganze Blut.« Amanda zerriss noch immer ihre Unterröcke und reichte Martin die Streifen hinauf, der damit den provisorischen Kopfverband noch ein wenig fester anlegte.
    »Genau das ist ja auch meine Sorge. Kopfwunden bluten meistens sehr stark.« Dann verknotete er die Bandage; den nächsten Streifen, den Amanda ihm reichen wollte, schlug er aus: »Den Rest brauchen wir vielleicht später noch.«
    Martin richtete sich wieder auf - zumindest so weit, wie das in dem beengten Innenraum der Kutsche überhaupt möglich war. Amanda hatte sich mit dem Oberkörper durch die Tür geschoben, griff ins Innere und nahm Reggies schlaffe, reglose Hand in die ihre. Fest legte sie ihre Finger darum. »Er fühlt sich so schrecklich kalt an.«
    »Das ist wahrscheinlich der Schock, kombiniert mit den Folgen des Blutverlusts.« Martin zerrte die Decken aus der Gepäckablage über dem Sitz. »Glücklicherweise hast du dich ja gut vorbereitet, bevor du dich auf den Weg nach Schottland gemacht hast.«
    Er schüttelte eine der Decken aus und breitete sie auf dem Sitz aus. Von ihrem Platz an der Tür aus half Amanda ihm dabei, das Wolltuch glatt zu ziehen. Ihre Lippen zitterten leicht, doch sie kämpfte beharrlich gegen ihre Angst an.
    Martin warf ihr einen raschen Blick zu. »Ich lege ihn jetzt auf die Decke, und dann wickeln wir auch noch die anderen Decken um ihn. Du bleibst dann erst einmal bei ihm, während ich mich um den Kutscher kümmere, in Ordnung?«
    Sie nickte.
    »Nicht, dass du mir bei all dem Blut hier gleich in Ohnmacht fällst?«
    Doch der Blick, den Amanda ihm daraufhin zuwarf, sagte mehr als tausend Worte: Nun mach dich mal bitte nicht lächerlich. Mit Erleichterung nahm Martin dies zur Kenntnis, denn er würde Amandas Hilfe zweifellos noch weiterhin brauchen; übertriebene Empfindlichkeit hätte Reggie in diesem Fall nur wenig genützt. Martin hob Reggie vorsichtig hoch und versuchte, ihn in eine sitzende Haltung zu manövrieren. Ein schwieriges Unterfangen bei dem begrenzten Raum. Unterdessen war auch Amanda in die Kutsche geschlüpft, schüttelte die zweite Decke aus und stopfte sie

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