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Küsse im Mondschein

Küsse im Mondschein

Titel: Küsse im Mondschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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auch immer. Edward konnte jedenfalls nie mit uns mithalten, selbst wenn keiner von uns ihn jemals konkret zu einem Kräftemessen herausgefordert hat. Als er sieben war, habe ich ihn einmal dabei erwischt, wie er die Hauskatze quälte. Ich habe sie zwar noch retten können, hab sie anschließend weggebracht, zu einer anderen Familie gegeben - Vater jedoch hatte ich nichts davon erzählt. Stattdessen habe ich versucht, Edward zu erklären, dass das, was er da gerade getan hatte, falsch war. Er hat es aber nicht verstanden, damals nicht und später auch nicht.«
    Luc sah Martin an. »Du hast vielleicht nie davon erfahren, aber Edward war auf der Schule regelmäßig in Scherereien verwickelt - weil er seine Mitschüler tyrannisiert hat. Und im Grunde habe ich auch schon lange gar keinen richtigen Kontakt mehr zu ihm, zumindest seit dem Zeitpunkt, als er in die Londoner Gesellschaft eingetreten ist. Er weiß, dass sein Treiben mir nicht gefällt; also bemüht er sich, mir möglichst nichts davon zu Ohren kommen zu lassen. Alles in allem war seine Einstellung jedenfalls die ganzen Jahre über die, dass wir - die Reichen, die Betitelten, die wenigen Auserwählten - die Einzigen wären, die wirklich zählten. Und alle anderen, also die, die von weniger bedeutendem Stand sind, existieren seiner Meinung nach nur zu dem Zweck, uns das Leben so angenehm wie möglich zu machen.« Nach einem Moment ergänzte Luc dann noch: »Und die Dienerschaft hasst ihn. Wären nicht unsere Mutter und die Mädchen noch im Haus, dann hätten sie ihm wohl schon längst den Dienst quittiert.
    Könnte er also derjenige gewesen sein, der erst Sarah Gewalt angetan hat und dann Buxton ermordete? Und könnte er auch der sein, der die ganze Zeit über nicht ein Sterbenswörtchen über die ganze Sache verlor, während du - derjenige, den er immer um seinen Erfolg beneidet hat - für sein, Edwards, Verbrechen verurteilt wurdest? Könnte er Reggie angeschossen haben in dem Glauben, er hätte dich erwischt? Ja.« Luc blickte Martin fest in die Augen. »Er hat dich schon einmal die Schuld für seine Taten übernehmen lassen. Und er würde es auch immer wieder tun, daran habe ich keinen Zweifel.«
    Martin erwiderte Lucs Blick, dann schritt er um den Diwan herum und setzte sich neben Amanda. Er schüttelte wortlos den Kopf, ließ sich zurücksinken und starrte an die Zimmerdecke. Nach einer Weile schaute er erneut Luc an. »Und trotzdem brauchen wir zuerst irgendeinen Beweis.«
    »Tja, ein Geständnis jedenfalls werden wir aus Edward wohl nicht herauskriegen - nein, ganz bestimmt nicht. Ich wüsste also nicht, wo wir solch einen Beweis herbekommen sollten. Edward ist gerissen und berechnend, er hat nicht einen einzigen Funken menschlicher Wärme. An sein Ehrgefühl zu appellieren wäre also reine Zeitverschwendung - denn so etwas kennt er gar nicht.«
    Die Bitterkeit in Lucs Worten, seine fest zusammengepressten, schmalen Lippen verrieten nur allzu deutlich, wie es in seinem Inneren aussah. Er hatte versucht, aus seinem Bruder einen anderen Menschen zu machen. Und er hatte versagt. Amanda beobachtete Luc - und überlegte, ob diese Stimmung von Dauer war, oder ob er sich nicht letzten Endes doch noch dagegen sträuben würde, Edward seinem gerechten Urteil zuzuführen.
    Doch schon beantwortete Luc Amandas unausgesprochene Frage, seinen Blick aus dunkelblauen Augen fest auf Martin gerichtet: »Wir müssen das jetzt einfach als eine Art Herausforderung betrachten, Cousin. Und bislang haben wir doch noch fast jede Herausforderung gemeistert - zumindest dann, wenn wir uns wirklich angestrengt haben und beide an einem Strang zogen.«
    Martin schaute Luc an, erwiderte seinen Blick und verzog die Lippen schließlich zu einem bitteren Lächeln. »Du hast Recht. Es ist eine Herausforderung. Und die Aufgabe lautet, Edwards Schuld zu beweisen. Es muss doch schließlich irgendeine Lösung geben - es gibt eine Lösung. Nur, wie sieht die aus?«
    Luc sah Reggie an. »Auf welchem Weg ist er nach Norden gereist?«
    »Ich würde sagen, es scheint, als ob er über Nottingham gefahren wäre.«
    Sie diskutierten angeregt hin und her, überlegten, wie Edward vorgegangen sein könnte, grübelten darüber nach, wo sich irgendein Beweis - etwas, das sie hieb- und stichfest nachweisen könnten - verstecken mochte. Amanda und Reggie beteiligten sich rege an der Diskussion; Jules brachte unterdessen einige Platten mit kleinen Häppchen und Weinkaraffen herein. Sie tranken und aßen und

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