Küsse im Mondschein
das kann ich jetzt beim besten Willen nicht mehr durchgehen lassen. Also -«
»Auf welches Einverständnis bezieht Ihr Euch eigentlich, Sir?«
Endlich schien ihr scharfer Tonfall auch bis in Percivals Bewusstsein vorgedrungen zu sein. Er erstarrte geradezu und entgegnete: »Na, Euer Einverständnis, dass Ihr mich heiraten werdet natürlich.«
»Mr. Lytton-Smythe, ich kann nun wirklich guten Gewissens beschwören, dass ich Euch nie , nicht ein einziges Mal auch nur in irgendeiner Weise dazu ermutigt hätte, mir einen Heiratsantrag zu machen.«
Grübelnd sah Percival sie an, ganz so, als ob Amanda nun mit irgendwelchen nicht nachvollziehbaren Haarspaltereien begonnen hätte. »Na, also, natürlich habt Ihr mich nie zu irgendetwas in der Art ermutigt! Auf so etwas würde eine wohlerzogene junge Dame selbstverständlich auch niemals von sich aus zu sprechen kommen - gehört sich ja nun schließlich auch überhaupt nicht! Aber ich darf doch wohl behaupten, dass ich zumindest meine Position in dieser Angelegenheit schon längst mehr als deutlich gemacht habe. Und da es mittlerweile keinerlei Hindernis mehr gibt, das unserer Heirat noch entgegenstehen könnte, gab es ja auch gar keinen Grund für Euch, auch nur ein einziges Wort über die Situation zwischen uns zu verlieren.«
Aus wütend zusammengekniffenen Augen funkelte Amanda ihn an und widersprach: »Oh doch, da gibt es sogar eine Menge Gründe. Denn wenn ich mich entschließe, einen Mann zu heiraten, dann sage ich das auch ganz offen - das dürft Ihr mir glauben. Und ich flüstere es ihm nicht nur leise zu, sondern sage es sogar laut, in klaren Worten und ohne auch nur an irgendein albernes Erröten zu denken! Ich entscheide also selbst , wen ich heirate, und ich lasse definitiv niemanden im Zweifel über meine Entscheidung. Wärt Ihr also so freundlich gewesen, mich einfach mal nach meiner eigenen Meinung zu fragen, dann hätte ich Euch schon gesagt, dass meine Antwort in Eurem Fall von jeher und grundsätzlich mit einem einzigen Wort umschrieben werden kann: Nein.«
Percival musterte sie noch immer mit nachdenklich gerunzelter Stirn. »Nein? Was soll das heißen: ›Nein‹?«
Mit ihren Kräften beinahe am Ende, atmete Amanda einmal tief durch. »Ganz einfach: Nein, ich werde Euch nicht heiraten. Nein, ich werde dieses Haus jetzt nicht mit Euch verlassen. Und, nein, ich habe keinerlei Spielchen gespielt. Wie viele Neins wollt Ihr denn eigentlich noch hören?«
Nun wirkte Percival ernsthaft erbost. »Man hat Euch den Kopf verdreht. Dexters Einfluss auf Euch ist wirklich äußerst bedauerlich. Ich bestehe also darauf, dass Ihr sofort mit mir von diesem Ort hier verschwindet.«
»Aaaah!« Amanda biss die Zähne zusammen, versuchte, ihren entrüsteten Schrei zu dämpfen.
»Es scheint ja ganz so, als wäre es jetzt meine Aufgabe, Euch quasi vor Euch selbst zu beschützen.« Damit zerrte Percival Amanda in Richtung Eingangstür; trotz seiner eher zierlichen Statur war er merklich stärker als sie. Amanda wich vor ihm zurück, suchte verzweifelt nach einer Waffe - als ihr Blick plötzlich auf einen Zinnkrug fiel, die auf dem Ziertisch in der Mitte der Eingangshalle stand.
Mit ihrer freien Hand griff sie nach dem Krug, riss ihn hoch und stellte zu ihrem Erstaunen fest, dass sich irgendeine Flüssigkeit darin befinden musste. Percival starrte unablässig zielstrebig auf die Eingangstür, während Amanda ihn ein letztes Mal warnte: »Lasst mich sofort los!«
»Nein.«
Sie schüttete den Wasserkrug unmittelbar über seinem Kopf aus. Erst gab es ein lautes, klatschendes Geräusch, dann rann das Wasser überall an ihm herab.
Abrupt blieb Percival stehen, schüttelte missbilligend den Kopf und umklammerte ihr Handgelenk nur noch umso fester. Dann, als Amanda sich immer noch nicht bewegte, löste er den Blick von der Tür und wandte sich zu ihr um.
Störrisch reckte Amanda das Kinn vor. »Lasst mich los.«
»Nein.«
Schließlich konnte sie ihren Zorn nicht mehr länger beherrschen und schlug ihn mit dem Zinnkrug schwungvoll seitlich gegen seinen Schädel. Befriedigt vernahm Amanda ein lautes Scheppern. Percival schwankte leicht, der Griff um ihr Handgelenk lockerte sich ein wenig, und mit einer geschickten Drehung konnte sie sich endlich von ihm befreien.
»Ihr verrücktes Frauenzimmer! Ihr kommt jetzt gefälligst auf der Stelle mit mir mit -« Abermals streckte er die Hand nach ihr aus.
Und noch einmal versetzte Amanda ihm mit der Zinnkanne einen Schlag.
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