Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Küsse im Mondschein

Küsse im Mondschein

Titel: Küsse im Mondschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
Vom Netzwerk:
Gelassenheit, mit der in ihrem Kuss schwelgte. Fühlte es in der behutsamen Umarmung, mit der er sie umfing, in der subtilen Überredungskunst, mit der er ihren Verstand lähmte, und in der zögernden, widerwilligen Anerkennung all der vielen Möglichkeiten, die sich nun zwischen ihnen beiden eröffneten.
    Tief versunken in ihren Kuss, eingehüllt in die Geborgenheit seiner Arme, erkannte Amanda plötzlich, was ihn bewegte - nun verstand sie, was in ihm vorging. Denn er begehrte sie nicht nur in sexueller Hinsicht, sondern auch noch aus einem tieferen, bedeutenderen und unendlich viel faszinierenden Bedürfnis heraus. Es war nicht mehr nur die schlichte körperliche Begierde, die ihn zu ihr führte, sondern etwas noch Tieferes: Es war das noch schlafende Herz ihres Löwen, das ihn in ihre Arme trieb.
    All das sah sie nun, all das wollte sie jetzt und für immer haben - und griff mit beiden Händen zu.
    Nur um zu spüren, wie er sich ihr sofort wieder entzog.
    Allmählich und ebenso widerstrebend, wie er sich zuerst in ihren Kuss hatte hineinlocken lassen, wich Martin nun wieder vor ihr zurück, entschlüpfte der Falle, die Amanda ihm gestellt hatte. Jene Falle, in der sie sich selbst als Köder dargeboten hatte.
    »Nein«, flüsterte Martin leise, als er sich schließlich gänzlich aus dem Kuss gelöst hatte. In seinem Kopf schien sich alles zu drehen, sein Körper war von einem geradezu überwältigenden Schmerz erfüllt. Einem Schmerz, der in seinem Innersten verwurzelt schien und der noch tiefer saß als Muskeln und Knochen.
    Er hätte nicht gedacht, dass sie das mit ihm anstellen könnte, geschweige denn, dass sie es auch noch tatsächlich versuchen würde. Es war ihre stumme Bitte gewesen, eine Bitte, vor deren Botschaft er sich einfach nicht verschließen konnte, die schließlich sämtliche seiner inneren Schutzmauern, die er in den vergangenen zehn Jahren errichtet hatte, mit einem Schlag durchbrochen hatte. Schon gleich an jenem ersten Abend, an dem sie sich kennen gelernt hatten, hatte Martin die Fallgrube in Gestalt Amandas erkannt, die direkt vor seinen Füßen gähnte. Und doch hatte er sich in Sicherheit gewähnt, hatte geglaubt, seine Verteidigungsanlagen wären schon viel zu bewährt und stabil, als dass Amanda diesem Schutzwall ernsthaft etwas anhaben könnte.
    Nun aber zeigte sich, dass sie seine inneren Mauern nicht nur angeschlagen, sondern regelrecht geschleift hatte. Mit einem Mal fühlte er sich so entblößt, so schutzlos preisgegeben, wie er sich noch niemals zuvor gefühlt hatte. In seinem Inneren schritt er furchtsam tastend durch die Trümmer, suchte nach einem letzten Überrest seines einstigen Schutzschildes, hinter dem er sich noch verstecken könnte.
    Martin blickte hinab in Amandas Gesicht, sah ihr in die Augen. Sie hatte die Stelle, an der sie stehen geblieben waren, offenbar ganz bewusst so gewählt, dass sie nicht im Schatten standen; im schwachen Licht der Sterne konnte er die Verwirrung in ihren Zügen erkennen, sah die Ungläubigkeit, die Anfänge jenes Schmerzes, den er ihr soeben zugefügt hatte.
    Letzteres zwang ihn, sich ihr nun endlich zu erklären: »Du bist die, die ich niemals werde haben können.«
    Ihr Blick huschte über sein Gesicht, kehrte schließlich zu seinen Augen zurück. Er wusste nicht, was Amanda nun womöglich gerade alles in seinen Zügen gelesen hatte, doch es war ihm auch völlig egal.
    »Warum?«
    Es lag keinerlei Forderung in ihrer Stimme, kein Hinweis darauf, dass sie nun womöglich gleich einen Wutanfall bekäme, sondern es war einfach nur eine schlichte und ehrliche Frage. Eine Frage, geboren aus dem Bedürfnis heraus, verstehen zu wollen.
    Diese Frage hatte er noch niemals zuvor beantworten müssen. Nicht einer einzigen der Damen, mit denen er im Verlaufe der vergangenen Jahre gelegentlich das Bett geteilt hatte, hatte er seine Motive erläutert, wenn er sich wieder vor ihnen zurückzog. Sie hatten nicht das Recht gehabt, eine Antwort von ihm zu verlangen, hatten keinerlei Anspruch auf die Wahrheit besessen. Denn keine von ihnen hatte ihm auch nur halb so viel geschenkt wie Amanda - auch wenn er das, was Amanda ihm darbot, nicht angenommen hatte. »Weil ich einen Menschen getötet habe. Jedenfalls glaubt das die Gesellschaft.«
    Amanda zwinkerte noch nicht einmal mit den Lidern, sondern blickte ihm weiterhin ruhig und forschend in die Augen. Nicht ein einziger Muskel spannte sich an in jenem schmalen Körper, den er noch immer in seinem Armen hielt.

Weitere Kostenlose Bücher