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Küsse im Mondschein

Küsse im Mondschein

Titel: Küsse im Mondschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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»Und, hast du das?«
    Seine Lippen verzogen sich in einem bitteren Zug, einer Bitterkeit, die er einfach nicht mehr verbergen konnte. »Nein.«
    Noch einmal ließ sie nachdenklich den Blick über sein Gesicht wandern, dann lehnte sie sich ein Stückchen zurück, bis sie frei und doch noch immer umschlungen von seinen Armen vor ihm stand. »Erzähl mir davon.«
    Nun war es an ihm nachzudenken. Schließlich jedoch tat er einen tiefen Atemzug. Eine schmiedeeiserne Bank hinter Amanda hatte seine Aufmerksamkeit erregt. »Komm, setzen wir uns hin.«
    Sie ließen sich auf der Bank nieder; Martin saß vornübergebeugt, die Unterarme auf die Ellenbogen gestützt, die Hände miteinander verschlungen. Amanda war auf der Sitzfläche ganz nach vorne gerutscht, damit sie sein Gesicht sehen konnte. Dann schien sein Blick sich plötzlich nach innen zu richten.
    Gefangen in seinen dunkelsten Erinnerungen, verharrte Martin zunächst in tiefem Schweigen. »Ich habe gehört, du hättest ein Mädchen verführt«, hob Amanda schließlich an.
    Martin zögerte, dann entgegnete er: »Das ist nur ein Teil der Geschichte. Aber genauso falsch wie auch der Rest.« Nach einem Moment fuhr er fort: »Es gab da einmal ein Mädchen in dem kleinen Dorf nahe dem Haus, in dem ich aufgewachsen bin. Wir waren zusammen aufgewachsen - ich war ein Einzelkind und sah in ihr so eine Art jüngere Schwester. Eine Tages nahm sie sich das Leben, denn sie war schwanger; aber in Wirklichkeit war es ihr Vater, der sie in den Tod getrieben hatte. Er war ein selbstgerechter alter Widerling. Ich war damals neunzehn und verbrachte den größten Teil meiner Zeit in London. Erst als ich wieder einmal auf Besuch nach Hause gereist war, erfuhr ich von ihrem Tod. Ich schwor sofort Rache und machte mich auf die Suche nach ihrem Vater. Und ich fand ihn dann auch. Er war von einem Felsen gestoßen worden, anschließend hatte man seinen Schädel noch mit einem Stein zertrümmert. Ich nahm diesen Stein auf - ich war mir nicht sicher, ob er wirklich... und so fanden mich dann die Dorfbewohner. Ich stand da, den Stein in meinen Händen.«
    »Und da dachten sie, dass du ihn getötet hättest?«
    »Der Schmied hatte beobachtet, wie ein Mann oben auf der Kuppe der Klippe mit dem alten Vater des Mädchens kämpfte. Er hatte diesen Mann fälschlicherweise für mich gehalten und war der Überzeugung, er hätte mit angesehen, wie ich den Alten von der Klippe stieß.«
    »Aber du warst es nicht.«
    Letzteres war keine Frage. Sie legte die Hand auf seinen Arm; er spürte ihre Finger, warm und lebendig.
    »Nein, ich war es nicht, und natürlich habe ich alles sofort abgestritten.« Er atmete einmal tief durch. »Aber niemand glaubte mir.« Und dieser Gedanke erfüllte ihn trotz all der Jahre, die zwischen jenem Ereignis und dem heutigen Abend lagen, noch immer mit einem schier unerträglichen Schmerz. »Mein Vater aber«, Martin hielt einen Augenblick inne, hatte Angst, seine Stimme könnte zu zittern beginnen, »nahm die Geschichte, die man ihm erzählt hatte, für bare Münze. Erst wollte er mich enterben. Dann aber, wegen des Titels und der Familienerbfolge - ich war schließlich der einzige mögliche Erbe -, verbannte er mich. Als sein Erbe wurde ich eiligst ins Ausland verfrachtet, statt dass man mir erlaubt hätte, mich einer Untersuchung der ganzen Angelegenheit zu stellen.«
    Amanda sagte lange Zeit nichts. Martin wiederum hatte nicht die Kraft, fand nicht die rechten Worte, um diesen Moment des Schweigens zu beenden und damit jenen Zeitpunkt herbeizuführen, an dem sie sich trennen würden.
    »Und hast du jemals versucht, die Dinge wieder richtigzustellen?«
    »Mein Vater hatte verfügt, dass ich, solange er noch lebte, nie wieder einen Fuß auf englischen Grund und Boden setzen dürfte. Und ich habe mich seinem Willen bedingungslos gefügt.«
    »Wahrscheinlich sogar mehr als bedingungslos, nach dem, was ich gehört habe - ich meine, du hast dich schließlich so weit von England entfernt wie nur irgend möglich.«
    »Zehn Jahre sind mittlerweile verstrichen, seit er sein Urteil über mich gesprochen hatte. Und damit ist jede Chance, noch jemals die Wahrheit zu beweisen, längst zunichte geworden.« Ebenso wie die Aussicht darauf, dass man ihn als passende parti für eine Frau wie Amanda betrachten könnte. Und zumindest Letzteres war ihm eigentlich auch stets vollkommen gleichgültig gewesen - bis jetzt.
    Dieser Gedanke veranlasste ihn, sich abrupt wieder von der Bank zu erheben. Er

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