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Küsse im Morgenlicht

Küsse im Morgenlicht

Titel: Küsse im Morgenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Myladys.«
    Cottsloe war in der Tür erschienen, hatte sich ehrerbietig verbeugt und sich angestrengt bemüht, ein glückliches Grinsen zu verbergen. Endlich war wieder die gesamte Familie - mit Ausnahme von Edward - auf Calverton Chase versammelt, alle waren sie zu Hause, und in Cottsloes Welt herrschte wieder Ruhe und Ordnung.
    Im Stillen hatte Amelia dem Diener für die so überaus gelegen kommende Unterbrechung gedankt. Sie hatte eine Hand auf Lucs Arm gelegt und sich von ihm ins Esszimmer führen lassen. Dort hatte er sie dann, wie es sich für die junge Herrin des Hauses gehörte, bis ganz ans Ende des Tisches geleitet und schließlich auf jenen Platz, den sie seit ihrer Hochzeitsnacht nicht mehr eingenommen hatte.
    Zart hatten seine Finger über ihren nackten Arm gestrichen und Amelia prompt wieder an die berauschenden Erlebnisse der vergangenen Tage erinnert. Sie hatte ihm gerade einen leicht tadelnden Blick zuwerfen wollen wegen dieser öffentlichen Zurschaustellung ihrer Vertrautheit, als sie mit einem Mal jedoch abgelenkt wurde - stirnrunzelnd hatte Amelia sich gefragt...
    Glücklicherweise riss die Mahlzeit im Kreise der Familie sie dann wieder aus ihren Gedanken, denn besonders Portia und Penelope sorgten für so mancherlei Unterhaltung. Portia, gerade einmal vierzehn Jahre alt, war bereits eine echte Hedonistin, die kein höheres Ziel kannte, als das Leben mit all seinen Abenteuern voll auszukosten und zu genießen. Sie war meistens gut gelaunt, leicht zu begeistern und von fast schon erschreckender Intelligenz. Sie war Luc sehr ähnlich, ähnlicher als sonst irgendeine seiner drei Schwestern, sodass ihm das Zusammenleben mit Portia manchmal regelrecht den letzten Nerv raubte. Denn sie beide hatten nicht nur das gleiche dramatische Äußere und diese unverkennbar scharfe Zunge, sondern Portia war auch von mindestens ebenso rascher Auffassungsgabe wie Luc.
    Sie schien ständig Fallstricke für ihn auszulegen. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit.
    Dennoch war die geschwisterliche Liebe, die sie beide verband, für alle offensichtlich. Erst gegen Ende der Mahlzeit begriff Amelia, dass Portia es sich scheinbar zur Aufgabe gemacht hatte, Lucs ganz persönliche Göttin der ausgleichenden Gerechtigkeit zu spielen, zumindest, was ihr Zusammensein im privaten Kreis der Familie betraf. Portia achtete darauf, dass ihr ältester Bruder es mit seiner Arroganz nicht übertrieb, dass er sich seiner selbst nicht zu sicher wurde, und er seine typisch männliche, herablassende Haltung nicht übertrieb.
    Kein anderer hätte dies gewagt. Oder wenigstens nicht in dem Maße, in dem Portia sich traute, Luc herauszufordern. Amelia hätte sich ihrem Mann wahrscheinlich niemals auf so angriffslustige Art und Weise widersetzt. Jedenfalls nicht vor den Augen anderer. Wenn sie hingegen unter sich waren... Denn in Wahrheit hatte Amelia ja deutlich mehr Macht über Luc als dessen Schwester. Amelia könnte sein eingefahrenes, teilweise fast schon selbstherrliches Verhalten viel eher korrigieren, wo dieses eine kleine Kursänderung brauchte, als Portia. Im Stillen grübelte sie darüber nach, wie sie seiner Schwester begreiflich machen sollte, dass diese nun langsam von ihrer Aufgabe zurücktreten durfte und es unbesorgt den zarten Händen seiner Ehefrau überlassen konnte, die Arroganz ihres Bruders ein wenig zu zügeln. Wie könnte Amelia ihrer Schwägerin dies möglichst taktvoll vermitteln? Lucs Schwester war schließlich gerade erst vierzehn.
    Zumal Portia ganz unbewusst, und aus Amelias Sicht auch ganz unbeabsichtigt, Luc in seinem Verhalten auch noch bestärkte. Denn gerade ihr konsequenter Widerstand gegen ihn rief in ihm jenen Charakterzug hervor, der Luc zu dem Mann machte, der er nun einmal war. Aber diese Medaille hatte, wie üblich, zwei Seiten. Und die Kehrseite seines ausgeprägten und sich selbst über alle Gegenwehr hinwegsetzenden Beschützerinstinkts war seine daraus resultierende, fast schon urmännliche Eigenmächtigkeit.
    Amelia erkannte dies und war bereits erwachsen genug, beide Seiten von Lucs vorherrschendem Charakterzug zu würdigen. Genau dies aber konnte Portia noch nicht.
    Luc empfand echte, tiefe Zuneigung für seine Schwestern. Und zwar nicht nur in jenem ganz allgemeinen Sinn der Pflichterfüllung, sondern auch auf einer noch viel elementareren Ebene - seine Schwestern waren von ihm abhängig, und das schon seit mehr als acht Jahren. Die Tatsache, dass sie zudem auch noch seine Blutsverwandten waren,

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