Küsse im Morgenlicht
Freude und ungetrübter Heiterkeit. Unterdessen war schließlich auch der Rest von Amelias Familie angekommen, und die Gäste hatten sich in ihren Zimmern eingerichtet.
Dann, zu einem spätnachmittäglichen Tee, fanden sich schließlich alle wieder zusammen. In dieser Runde verkündeten Amanda und Martin dann auch, dass sie ihr erstes Kind erwarteten. Spontane Freudenrufe ertönten, man gratulierte und plauderte aufgeregt durcheinander. Luc schaute zu, wie Amelia ihre Zwillingsschwester herzlich umarmte und wie auch alle anderen Damen sich erhoben, um sich um Amanda zu drängen und diese voller Entzücken in ihre Arme zu schließen und zu küssen. Dann wandte Luc sich verstohlen von dem geradezu rührenden Anblick ab, winkte Cottsloe heran und wies ihn an, Champagner zu holen.
Geflissentlich eilte Cottsloe davon. Luc schaute Amelia an. Denn natürlich konnte er rechnen und fragte sich... Seine Frau spürte, dass er sie beobachtete, und erwiderte seinen Blick flüchtig. Doch Luc war sich nicht sicher, ob er den Ausdruck in ihren Augen richtig interpretierte... bat sie ihn etwa zu schweigen?
In diesem Moment kam auch schon der Champagner. Luc marschierte zur Anrichte hinüber und goss die köstliche, prickelnde Flüssigkeit in die Kristallkelche, die Cottsloe sogleich eifrig auf dem Silbertablett arrangierte. Auch Simon trat zu ihnen und war dabei behilflich, die Gläser zu verteilen.
Als dieser wieder zu den anderen Gästen zurückkehrte, erschien Amelia neben Lucs Schulter. Er hielt einen Augenblick inne, während sie die Finger um sein Handgelenk schloss und ihn beschwörend ansah.
»Bitte, sag noch nichts. Ich bin mir noch nicht sicher!«
Luc sah sie an, blickte ihr tief in die Augen. Dann verzogen sich seine Lippen zu einem verschmitzten Lächeln, er neigte den Kopf zu ihr hinab und küsste sie zart auf die Schläfen. »Das werde ich auch nicht - keine Sorge. Dieser Augenblick gehört allein Martin und Amanda. Schließlich haben sie schon einen guten Monat vor uns beiden geheiratet. Wir werden unsere eigene kleine Bekanntgabe haben. Dann, wenn die Zeit dafür gekommen ist.«
Amelia schaute ihm in die Augen, betrachtete einen Moment lang forschend sein Gesicht, und schließlich schien diese gewisse Anspannung, die sich in ihren Zügen abgezeichnet hatte, wieder von ihr zu weichen. Sie ließ seine Hand los, Luc füllte auch die letzten Gläser und reichte ihr einen der Champagnerkelche.
Amelia nahm das Glas entgegen. Sah ihm abermals eindringlich in die Augen. Leise flüsterte sie: »Danke.«
Luc lächelte amüsiert. »Nein, ich danke dir.«
Für einen kurzen Moment schienen sie beide die einzigen Menschen in diesem Raum zu sein. Dann kehrte Simon zurück und nahm, bis auf eines, auch die restlichen Gläser mit sich. »Damit müssten dann wohl alle versorgt sein, glaube ich.« Mit dem Tablett in den Händen ging er vorsichtig auf die spontane Versammlung in der Mitte des Salons zu.
Luc nahm das letzte Glas auf, sah Amelia an und stieß mit dem Rand seines Champagnerkelches leicht gegen den ihren. »Komm.« Er schlang den Arm um ihre Taille und wandte sich wieder zu ihrer gemeinsamen Familie um. »Lass uns auf die Zukunft trinken.«
Amelia lächelte, lehnte sich kurz an ihn, und gemeinsam kehrten sie zu ihren Gästen zurück.
Die nächste Stunde verging wie im Fluge. Gegen Ende der kleinen Feier beschloss man dann allgemein, sich noch einmal kurz zurückzuziehen und für das Abendessen umzukleiden. Simon stand auf, reckte und streckte sich, und Miss Pink zog geschäftig Portia und Penelope mit sich. Gerade, als Amelias Bruder den Salon verlassen wollte, wurde die Tür bereits von außen geöffnet. Cottsloe kam herein, sah Luc und eilte auf ihn zu.
»Mylord, General Ffolliot wünscht, Euch zu sprechen. Er wartet in der Halle.«
Luc warf einen raschen Blick auf die Gesellschaft im Salon. »Das ist unser nächster Nachbar«, erklärte er und wandte sich dann wieder zu Cottsloe um. »Führt ihn hier herein. Vielleicht möchte er ja mit uns anstoßen?«
Cottsloe verbeugte sich und zog sich wieder zurück. Luc stand auf und ging durch den langen Raum auf die Tür zu.
Abermals öffneten sich die Flügel der Doppeltür, und der General trat ein. Er war von mittlerer Größe und leicht untersetzter Statur, und seine auffälligsten Merkmale waren die buschigen Augenbrauen und der leicht gerötete Teint. Der General war ein leutseliger, wenngleich etwas schüchterner und zurückgezogen lebender Mann. Er schlug
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