Küsse im Morgenlicht
Schließlich wurde die Tür geschlossen, und der Pferdeknecht trat zurück. Die Peitsche schnalzte durch die Luft, der Wagen fuhr mit einem Ruck an, und rumpelnd machte die kleine Reisegesellschaft sich auf den Weg.
Arthur und Louise winkten noch einmal durch das Rückfenster, dann ließen sie sich mit einem gemeinschaftlichen Seufzer gegen die Polsterlehne zurücksinken. Louise schaute ihren Mann an. »Und, bist du zufrieden mit deinen Schwiegersöhnen?«
Arthur hob die Brauen. »Sie sind beide anständige Kerle, und sie sind ihren Frauen eindeutig... ergeben.«
»Ergeben?« Louises Lächeln wurde noch eine Spur breiter, dann wandte sie versonnen den Blick ab. »Ja, ich denke, so könnte man es nennen.«
Arthur warf ihr einen scharfen Blick zu. »Und wie steht es mit dir? Bist auch du mit ihnen zufrieden?«
»Mit Dexter? Ja, mit Dexter bin ich überaus zufrieden. Und was Luc angeht … nun, gegen den hatte ich ohnehin nie die geringsten Vorbehalte. Er und Amelia scheinen sich recht gut zusammenzufügen. Im Grunde genauso, wie ich es von Anfang an erwartet hatte. Und dennoch... irgendetwas scheint noch zwischen ihnen zu stehen. Aber was immer das auch sein mag, so bin ich mir doch auf jeden Fall sicher, dass sich das Problem irgendwann von allein lösen wird.« Damit wandte Louise den Blick wieder nach vorn. »Ich habe Helena gebeten, die beiden mal ein bisschen im Auge zu behalten. Und das wird sie bestimmt auch tun.«
Arthur musterte Louises Profil. Dann, während die Kutsche die lange, sanft ansteigende Anhöhe nahm, die zur gegenüberliegenden Seite des Tales führte, schaute er noch einmal zum Fenster hinaus und warf einen letzten Blick zurück auf Calverton Chase, das in hellen Sonnenschein gebadet dalag. Er grübelte über Louises Worte nach und die Frage, ob er Luc nicht besser schreiben und ihn warnen sollte, beziehungsweise, ob er das als Schwiegervater überhaupt dürfte - denn hatte seine Loyalität nicht in erster Linie seiner eigenen Tochter zu gelten?
Louise sah ihn an. Dann gab sie ein leicht verächtliches Schnauben von sich und tätschelte ihm beruhigend die Hand. »Hör auf, dir Sorgen zu machen. Sie werden sich schon zusammenraufen.«
Arthur knurrte nur irgendetwas Unverständliches vor sich, sank zurück gegen das Polster und schloss die Augen. Schließlich jedoch entschied er, dass seine Frau wahrscheinlich Recht hatte. Denn entweder das Schicksal, spätestens aber Helena würden schon dafür sorgen, dass aus Luc und Amelia letztendlich doch noch eine echte Gemeinschaft würde.
Sie hatten sich darauf geeinigt, dass der Sommerball am kommenden Sonnabend stattfinden sollte. Es blieben ihnen also noch fünf Tage, um alles vorzubereiten - das würde zwar knapp werden, doch es war nicht unmöglich. Das Erste, worum sie sich zu kümmern hatten, waren die Einladungen. Gleich nach dem Mittagessen machten die Damen sich also an die Arbeit und schrieben die Karten. Dann wurden sämtliche Stallburschen und Pferdeknechte zusammengetrommelt und mit dem Auftrag ausgeschickt, die Einladungen zu verteilen.
Anschließend ließ man sich im großen Salon nieder, diskutierte über die genauere Ausgestaltung des Festes, traf Entscheidungen und stellte diverse Listen auf. Im Übrigen waren Portia und Penelope so listig gewesen, Miss Pink davon zu überzeugen, dass es ihrem Unterricht in damenhaftem Betragen doch nur zuträglich wäre, wenn sie bei der kleinen Planungssitzung dabei sein dürften, sodass sie mit ihren unbedarften Vorschlägen für so mancherlei amüsiertes Gelächter sorgten. Gelegentlich aber wurden ihre Ideen auch in die Listen mit aufgenommen.
Es gab eine spezielle Aufstellung, die nur die Unterhaltung betraf, eine für das Essen, eine für die Möbel, die arrangiert werden mussten, und eine für das benötigte Geschirr, das Besteck und die Gläser.
»Und wir sollten so eine Art Festordnung aufstellen«, schlug Penelope vor.
Als Minerva nur schweigend lächelte, wog Portia nachdenklich ab: »Nein. Obwohl... doch, ich finde, Pen hat Recht. Wir müssen sicherstellen, dass die unterschiedlichen Programmpunkte der Abendgesellschaft auch zu festgesetzten Uhrzeiten ablaufen, nicht wahr?«
Unschuldig sah sie sich in der Runde um. Die Damen tauschten verstohlen einige Blicke aus. Weder Portia und Penelope, noch Emily oder Anne sollten eigentlich davon wissen, dass …
»Du meinst, dass genau festgelegt ist, wann das Feuerwerk beginnt und der Ball anfängt?«, fragte Amelia.
»Ja, und wann
Weitere Kostenlose Bücher