Küsse im Morgenlicht
das Essen serviert wird und so weiter.« Portia runzelte die Stirn. »Ich denke, so eine Ordnung ist unerlässlich.«
Eine Woge der Erleichterung schien durch den gesamten Salon zu gehen, und das entging auch Portia und Penelope nicht. Doch es dauerte nur einen kurzen Moment, ehe Phyllida und Amanda rasch einige weitere Vorschläge zu diesem Plan hinzufügten, sodass der Augenblick mitsamt seinen unausgesprochenen Fragen auch gleich schon wieder verstrichen war.
Es folgten noch ein paar lebhafte Diskussionen, bis alle irgendwann befriedigt zu dem Ergebnis kamen, dass man sämtliche Herausforderungen der Abendgesellschaft erkannt und die Aufgaben vernünftig aufgeteilt hatte. Dann, als die vier Mädchen den Salon wieder verlassen hatten, um ein wenig durch die Gartenanlagen zu spazieren, sank Amelia mit einem erschöpften Seufzer in ihrem Sessel zurück und sah lächelnd Phyllida an, die auf dem Stuhl neben Amanda saß. »Jetzt wollt ihr beide, du und Lucifer, sicher bald wieder zurück nach Colyton, nicht wahr? Ich vermute also, wir können euch nicht mehr dazu überreden, die Abreise noch eine Weile -«
Mit einer flüchtigen Handbewegung schnitt Phyllida ihr das Wort ab. »Lucifer und ich haben in der vergangenen Nacht schon drüber diskutiert. Eigentlich möchte ich schon abreisen, aber …« Sie schenkte ihrer Gastgeberin ein mattes Lächeln. »Auf der anderen Seite könnte ich es mir nie vergeben - und er sich mit Sicherheit auch nicht -, wenn wir jetzt aufbrechen und irgendetwas in eurem Plan geht schief, nur weil ihr ein oder zwei Komplizen zu wenig hattet.«
»Ach, aber ich bitte dich. Ihr beide habt uns bereits sehr geholfen, und da würden wir es euch doch wirklich nicht nachtragen, wenn ihr nun allmählich wieder nach Hause zurückfahren -«
»Unsinn. Zumal es uns doch ein echtes Vergnügen wäre, dabei zu sein, wenn der Schurke endlich dingfest gemacht wird. Mal ganz abgesehen davon haben wir auch schon die entsprechenden Nachrichten versandt. Lucifer hat heute Morgen seinen Pferdeknecht mit einigen Briefen für Devil nach London geschickt. Und Devil wiederum wird unsere Briefe an Papa und Jonas in Devon weiterleiten. Damit wäre also bereits alles geregelt.« Phyllida beugte sich vor und drückte Amelia beruhigend die Hand. »Außerdem sind wir beide mittlerweile so... wütend auf diesen Dieb, dass wir jetzt auch dabei sein wollen, wenn er gefasst wird. Eher rühren wir uns nicht von hier fort. Selbst wenn unsere Hilfe ganz und gar überflüssig wäre.«
Helena nickte mit weiser Miene. »Dieser Dieb, wer immer das auch sein mag, ist wirklich mehr als verachtenswert. Und meiner Ansicht nach weiß er auch, dass er mit seinem Treiben unschuldige Menschen schwer belastet. Ich betrachte es also geradezu als eine Ehre, dabei mitzuwirken, wie er enttarnt und seiner gerechten Strafe zugeführt wird.«
»Hört, hört«, murmelte Amanda leise.
Ein amüsiertes Lächeln breitete sich über die Gesichter sämtlicher Anwesender, die Frauen sahen sich heimlich an oder schauten diskret zur Seite. Schließlich erhoben sich alle, und mit raschelnden Röcken machten sie sich auf den Weg ins Obergeschoss, um sich zum Essen umzukleiden.
Amelia war so beschäftigt mit der Organisation und Ausgestaltung des Balls, dass sie ihre Listen an diesem Abend sogar mit ins Bett nahm. Zumal dies, ihr Schlafzimmer, auch der einzige Ort war, an dem sie Luc einmal in aller Abgeschiedenheit und ganz allein sprechen konnte.
Und das Thema, über das sie sich mit ihm beraten wollte, verlangte wahrlich absolute Ungestörtheit.
Sie wartete, bis er sich neben ihr ausstreckte - groß, schlank und vollkommen nackt. Amelia hatte schon darüber nachgedacht, dass sie ihnen beiden mit der Zeit wohl am besten auch mal ein paar Nachthemden besorgen sollte. Doch andererseits würde sie sich damit dann ja um den prachtvollen Anblick ihres sich nackt neben ihr räkelnden Ehemannes bringen und sich damit quasi nur ins eigene Fleisch schneiden... Ihr Griff um die Unterlagen hatte sich unwillkürlich gelockert, und mit einer raschen Bewegung entriss Luc ihr die Listen. Erstaunt stellte Amelia fest, dass ihr Mund mit einem Mal ganz trocken geworden war und ihre Gedanken abgeschweift waren.
Sie räusperte sich, schaute auf ihre Notizen, die nunmehr in seinen Händen lagen, und zwang sich energisch, sich wieder auf ihr Vorhaben zu konzentrieren. »Ich habe versucht, alles, was nicht unbedingt nötig ist, aus den Listen herauszustreichen. Aber was
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