Küsse im Morgenlicht
ihr. Also müsst ihr nun nur noch die Falle damit bestücken und sie schließlich zuschnappen lassen.«
Nachdenklich ließ Luc den Blick einmal in die Runde schweifen. »Also, wie sieht unsere Falle aus?«
Mehr als eine Stunde lang wurde diskutiert, argumentiert, wurden zahlreiche Vorschläge gemacht. Unterdessen gab Amelia Anweisung, den Teewagen noch einmal hereinzurollen, und Luc ließ die Portweinkaraffen bringen. Grübelnd saß die Familie zusammen, brachte immer neue Ideen vor und verwarf sie dann jedes Mal prompt wieder. Es war Minerva, die schließlich die entscheidende Eingebung hatte: »Wir denken uns irgendein Motto aus, und dann laden wir zum Tag der offenen Tür.«
Amelia sah sie nachdenklich an. »Ich bin erst kürzlich in die Familie der Ashfords eingetreten - und zufällig sind auch meine Familienangehörigen, die Cynsters, hier...« Sie schaute Luc an. »Wir könnten doch einfach eine spontane Feier geben, ein Fest für sämtliche Familien aus der Nachbarschaft.«
»Aber auch für die Pächter und die Dorfbewohner«, ergänzte Phyllida. »Auf diese Weise sind quasi alle geladen.«
»Aber wenn du tatsächlich das Collier tragen willst«, wandte Lucifer ein, und sein Ton unterstrich noch einmal sein Missfallen und zugleich auch seine Resignation vor dem Willen seiner Mutter, »dann muss es eine Abendgesellschaft sein. Du kannst solch ein Schmuckstück nicht tagsüber tragen. Das wäre dann wohl doch ein wenig zu auffällig.«
Helena neigte den Kopf. »Das stimmt.«
»Dann wird es eben ein Sommerball in Verbindung mit einer Gala zu irgendeinem Thema«, erklärte Amelia. »Und es gibt keinen Grund, der dagegenspricht, warum wir so etwas nicht auch ganz kurzfristig anberaumen könnten. Es ist eben eine impulsive Entscheidung, eine improvisierte Abendgesellschaft. Das Wetter ist einfach herrlich, ihr alle seid hier bei uns zu Besuch, also nutzen wir doch einfach die Gelegenheit und laden sämtliche Nachbarn zu einem Ball ein. Und damit auch wirklich alle kommen, soll der Ball sich über den ganzen Abend erstrecken. Sogar in den Gärten wird getanzt werden, und natürlich gibt es auch ein Feuerwerk. Der Dieb wird also mehr als genügend Gelegenheit finden, das Collier zu bewundern.«
Alle grübelten über ihre Idee nach - und nickten schließlich zustimmend.
»Also gut«, stimmte Luc zu. »Dann lasst uns nun einmal die Details besprechen.« Mit ruhigem Blick schaute er Helena an. »Wie hast du dir das Ganze vorgestellt? Wie soll es deiner Meinung nach vonstatten gehen?«
Sie lächelte und berichtete ihnen von ihrem Plan. Trotz Lucifers missmutigem Knurren und Simons, Lucs und Martins nachdenklichen Mienen fügten sich schließlich alle in ihr Vorhaben. Am frühen Abend, also noch ehe der eigentliche Ball begann, würde Helena ihr Collier ausgiebig zur Schau stellen und sich dabei ganz bewusst beständig durch die Reihen der Pächter, Nachbarn und Dorfbewohner bewegen. Währenddessen sollte sie die ganze Zeit über von zwei weiteren Damen begleitet werden, was im Übrigen keineswegs ungewöhnlich wäre. Und auch von ferne sollte sie unter konsequenter Beobachtung stehen - mindestens zwei der Männer würden sie unablässig im Auge behalten.
Dann, kurz bevor der Ball beginnen sollte, käme es zu einem Zusammentreffen von Luc und Helena mitten auf der Terrasse. Luc würde eine kurze Bemerkung über ihr Collier machen und die Herzoginwitwe dann ermahnen, dass sie es nach dem Ball unbedingt in seine Hände geben müsse - zur Sicherheit. Helena aber würde sein fast schon bevormundendes Angebot vor aller Ohren ausschlagen und entgegnen, dass der Schmuck in ihrem Zimmer bestens geschützt sei.
»Kurz darauf müsste dann das Feuerwerk stattfinden, damit sich bereits im Vorfeld alle auf der Terrasse und auf den Stufen der Gartentreppe versammelt haben und auch wirklich jeder mitbekommt, was Luc und Helena besprechen.« Amelia sah Luc an, der zustimmend nickte.
»Ich könnte dann so tun, als ob das Collier so kostbar ist, dass ich selbst vor den versammelten Gästen nicht mehr an mich halten kann und Helena unbedingt dazu drängen muss, es mir nach dem Ball zur Verwahrung auszuhändigen.« Er warf einen raschen Seitenblick zu Helena hinüber. »So wie ich es verstanden habe, ist das Collier, um das es hier geht, doch offenbar tatsächlich sehr wertvoll, oder etwa nicht?«
Lucifer schnaubte verächtlich. »Davon kannst du unbesorgt ausgehen. Drei lange Stränge makelloser, schier unbezahlbarer Perlen und
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