Küsse im Morgenlicht
in die Luft zu gehen... obwohl dies doch im Grunde gar nicht seine Art war. Wie hatte Amelia es bloß geschafft, ihn mit einer solchen Leichtigkeit so dermaßen aus der Fassung zu bringen?
Nun ja, zumindest war dieser verdammte Tanz kein Walzer.
Der Gedanke ließ Luc im Geiste fluchen. Denn wenn zum Ballauftakt noch kein Walzer gespielt wurde, dann aber spätestens zum zweiten Tanz. Doch er traute sich nicht, Amelia um diesen Tanz zu bitten - wagte es nicht, sie in seine Arme zu schließen, nicht in der Öffentlichkeit und schon gar nicht in diesem Nichts von einem Kleid. Andererseits aber wusste Luc nur zu genau, was passieren würde, wenn er sich darauf beschränken wollte, ihr einfach nur zuzuschauen, wenn sie den Walzer - noch dazu in diesem aufreizenden Kleid - mit einem anderen Mann tanzte.
Im Stillen verwünschte Luc sämtliche Frauen und die Damen des Cynster-Clans im ganz Besonderen, während er Amelia mit argwöhnischen Blicken verfolgte und wartete. Und dabei im Stillen bereits den einen oder anderen Plan schmiedete...
Amelia spürte genau, dass Luc sie beobachtete, und sie lächelte ganz bewusst nur noch umso strahlender, lachte und scherzte mit Lord Oxley aufs Verführerischste - und hielt sich dennoch streng an die Grenzen des Schicklichen. Denn natürlich dachte sie nicht ernsthaft daran, Seine Lordschaft den Platz ihres nur schwer zu zügelnden Vicomtes einnehmen zu lassen. Aber glücklicherweise konnte Luc das ja nicht so genau wissen - zumindest nicht mit letzter Sicherheit.
Nachdem der Tanz geendet hatte, vermied sie es hartnäckig, auch nur einen einzigen Blick in seine Richtung zu werfen, sondern ermutigte stattdessen andere Gentlemen dazu, sich um sie zu scharen. Sie musterte gerade Mr. Morley, der sich galant über ihre Fingerspitzen beugte, als Luc auf sie zuschlenderte.
In dem Moment, in dem Morley Amelias Finger wieder losließ, belegte Luc ihre Hand mit Beschlag, nickte Amelia entspannt, vielleicht sogar ein ganz klein wenig gelangweilt kurz zu, platzierte ihre Hand auf seinem Arm - und hielt sie dort mit eisernem Griff fest.
Erstaunt riss Amelia die Augen auf. »Ich hatte mich schon gefragt, wo du wohl steckst.«
Mit düsterem Blick schaute er sie an. »Die Frage dürfte nun wohl geklärt sein.«
Ein wenig verwirrt sahen die vier Gentlemen, die sich um Amelia versammelt hatten, von Luc zu Amelia hinüber. Natürlich wussten sie, dass Amelia das Haus der Carstairs an Lucs Arm betreten hatte. Doch die Herren waren davon ausgegangen, das Maß der Vertrautheit zwischen Amelia Cynster und Luc Ashford wäre noch das Gleiche wie schon seit Jahren - sie dachten, die beiden wären bloß gute Freunde, deren Familien einen verhältnismäßig engen Kontakt miteinander pflegten, nichts anderes.
Nichts Intimeres.
Die Emotionen, die nun zwischen Luc und Amelia aufwogten, die spürbare Spannung, die zwischen ihnen knisterte, sprachen eine ganz andere Sprache.
Amelia wünschte sich, sie könnte den Ausdruck in Lucs Augen ein kleines bisschen besser deuten... Sie schenkte ihm ein betont unbekümmertes Lächeln und wandte sich sogleich wieder mit einem strahlenden Ausdruck auf dem Gesicht ihren Kavalieren zu. »Habt Ihr schon von der bevorstehenden Ballonfahrt gehört?«
»Aber ja, selbstverständlich!«, erwiderte Lord Carmichael. »Sie soll vom Park aus stattfinden.«
»Übermorgen«, ergänzte Mr. Morley.
»Vielleicht dürfte ich Euch als Gefährt meinen neuen Phaeton antragen, meine Liebe.« Lord Oxley wölbte stolz die Brust. »Der liegt gut zwei Meter über dem Boden, müsst Ihr wissen - von diesem Fahrzeug aus hat man einen wahrhaft großartigen Ausblick.«
»Ach, wirklich?« Amelia schenkte Seiner Lordschaft ein reizendes Lächeln. »Ich -«
»Miss Cynster hat sich bereits einverstanden erklärt, das Spektakel gemeinsam mit meinen Schwestern zu bewundern.«
Amelia schaute Luc an und zog in leicht spöttischer Geste die Brauen hoch.
Er hielt ihrem Blick stand, fügte dann jedoch noch hinzu: »... und mit mir.«
Für einen kurzen Moment sah sie ihm schweigend tief in die vom Zorn verdunkelten Augen, verzog amüsiert die Lippen, neigte den Kopf und wandte sich mit einer hilflosen Geste zu Lord Oxley um. Sie versuchte, die Abfuhr, die sie ihm erteilte, mit einem strahlenden Lächeln zu mildern. »Tja, ich fürchte - wie ich im Übrigen gerade selbst sagen wollte -, ich habe schon die Einladung der Ashfords angenommen.«
»Ah, nun ja - gut.« Lord Oxley warf Luc einen raschen und
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