Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Küsse im Morgenlicht

Küsse im Morgenlicht

Titel: Küsse im Morgenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
Vom Netzwerk:
Mentalität entsprach. Ihre Schwester, Amanda, war das, was man eine dramatische Persönlichkeit nennen konnte, Amelia dagegen war eher... Nun, was auch immer Amelia war, sie war auf jeden Fall anders als ihr Zwilling und auch anders als dieses Kleid.
    Dank der dicht über ihren Köpfen hängenden Zweige war Amelias Gesicht in Schatten gehüllt, als sie den Kopf hob und lediglich entgegnete: »Oh?«
    Nichts an ihrem Tonfall ließ vermuten, dass Luc sie mit seinen unverblümten Worten verärgert hatte; genau genommen klang ihre Stimme sogar eher amüsiert. Es war vielmehr dieses leicht vorgeschobene Kinn, das Luc einen warnenden Schauer über das Rückgrat rieseln ließ. Sogleich fing er wieder an zu reden, versuchte, seine unbedachten Äußerungen mit einer verzweifelten Grimasse zu überspielen. »Ich meinte doch bloß -«
    »Nein, nein, lass nur.« Amelia lächelte ihn an. »Ich habe schon verstanden.«
    Doch das Lächeln reichte nicht bis zu ihren Augen hinauf.
    »Amelia -«
    Luc wollte nach ihrer Hand greifen, doch mit einer raschen Bewegung und einem seidigen Rascheln ihrer Röcke wandte sie sich von ihm ab und marschierte zurück in Richtung Terrasse.
    »Und wenn das so ist... wenn du der Welt also tatsächlich das sittsame junge Paar vorspielen willst, dann sollten wir jetzt wohl auch besser wieder zurückkehren zu den anderen.« Sie ging ungerührt immer weiter. »Wir wollen doch schließlich nicht, dass die Klatschtanten da voreilig irgendetwas in unser Verhältnis hineininterpretieren.«
    Mit zwei langen Schritten hatte Luc sie eingeholt. »Amelia -«
    »Vielleicht hast du ja tatsächlich Recht, und wir sollten die ganze Sache etwas langsamer angehen.« In ihre Stimme hatte sich ein Unterton geschlichen, der Luc zu denken gab. »Und deshalb …«
    Mittlerweile hatten sie auch schon wieder die Terrasse erreicht. Vor der untersten der Stufen und mitten in einem kleinen Lichtkegel, der von den Laternen ausstrahlte, blieb Amelia stehen. Auch Luc hielt neben ihr inne und beobachtete, wie sie langsam den Blick über die Reihen der Gäste schweifen ließ, die sich bereits auf der gepflasterten Fläche versammelt hatten und nur darauf zu warten schienen, dass endlich das Orchester zu spielen begann. Dann lächelte Amelia - aber nicht in Lucs Richtung. »Ja, ganz genauso machen wir es.« Nun sah sie ihn wieder an und neigte mit einer Geste den Kopf, die zu besagen schien, dass sie Luc damit für den Rest des Abends aus seinem Dienst als ihr Begleiter entließ. »Vielen Dank für den kleinen Spaziergang.« Amelia drehte sich um und eilte die Treppe hinauf. »Und jetzt werde ich mit irgendjemandem tanzen, der mein Kleid zu schätzen weiß.«

4
    Es dauerte einen kurzen Moment, bis Luc begriff, was Amelia ihm mit ihren Worten sagen wollte. Doch zu spät - er konnte sie nicht mehr halten. Kaum dass Amelia die Terrasse betreten hatte, da verschwand sie auch schon in der Menge, mischte sich unter die Schar der Gäste. Und obgleich Luc ihr sofort nachstürmte, hatte sie sich - als er sie endlich wiederfand - bereits zu einer der Gruppen gesellt und unterhielt sich gerade angeregt mit Lord Oxley, wobei sie eine ihrer Hände sogar auf dem Arm Seiner Lordschaft platziert hatte.
    Und in genau diesem Augenblick begannen die Musiker, zum ersten Tanz aufzuspielen; es erklangen die ersten Takte eines Kotillon, und eilig stellten sich die Gäste paarweise hintereinander auf. Mit steinerner Miene zog Luc sich in die Schatten nahe der Hauswand zurück, verschränkte die Arme und lehnte sich mit den Schultern gegen das Mauerwerk. Von dort aus beobachtete er Amelia - seine zukünftige Ehefrau -, wie diese unter eleganten Verbeugungen und anmutigen Drehungen die Schrittfolgen des Tanzes vollführte.
    Dieses verfluchte Kleid wogte geradezu um sie herum, schien wie ein wundersames Fantasiegebilde aus glitzerndem Licht. Luc bemerkte mindestens zwei kleinere Unfälle, die allein daher rührten, dass Amelia diversen Gentlemen mit ihrem Kleid regelrecht den Kopf verdreht hatte. Ein Sog von bis dato unbekannten Emotionen drohte, Luc einfach mitzureißen - die Anspannung, die zugleich von ihm Besitz ergriff, war ihm dagegen schon etwas vertrauter. Denn das körperliche Verlangen war ihm nicht neu, damit konnte er ohne größere Schwierigkeiten umgehen. Was jedoch diese anderen Empfindungen betraf …
    Es fiel ihm schwer, sein Temperament noch länger im Zaum zu halten. Alle seine Sinne schienen aufs Äußerste geschärft. Er stand kurz davor,

Weitere Kostenlose Bücher