Kuesse niemals deinen Boss
hatte einen ungeahnten Tiefgang. Er hingegen hatte immer nur die fleißige Sekretärin in ihr gesehen. Er hätte nie gedacht, dass so viel mehr in ihr stecken könnte.
Die Limousine hielt vor ihrem Wohnblock. Der Fahrer öffnete ihnen die Tür, und Renzo stöhnte leise bei Aussteigen. Sein Bein machte ihm schon wieder zu schaffen. Sobald er zu Hause war, würde er eine Schmerztablette nehmen müssen. Wenigstens würde er dann gut schlafen können.
„Du musst mich nicht nach oben bringen“, sagte Faith, als sie nebeneinander auf das Gebäude zugingen.
Als er sich zu ihr umwandte, sah er die Sorge in ihrem Gesicht. Und er wusste, sie hatte ihn durchschaut. Sie hatte ihm den Schmerz angesehen. Er konnte ihr nichts vormachen. Aus irgendeinem Grund machte ihn das wütend.
„Ich möchte es aber“, gab er knapp zurück. Sein Ton duldete keine Widerrede. Sein Stolz ließ nicht zu, dass er sich verletzlich zeigte. Er musste einfach die Zähne zusammenbeißen. Wenn er es jetzt nicht einmal schaffte, die Treppen hinaufzusteigen, wie sollte er dann die Viper beim Grand Prix fahren?
Faith verdrehte die Augen und wandte sich abrupt um. Während sie vor ihm die Stufen hochlief, wurde sie immer langsamer. Sie entschuldigte sich, es sei so schwer, mit den hohen Absätzen zu laufen. Renzo ahnte, dass sie bloß auf ihn Rücksicht nehmen wollte.
Während sie die zwei Stockwerke zu ihrem Apartment hinaufstiegen, wurden die Schmerzen immer schlimmer. Schließlich standen sie vor Faiths Wohnungstür. Plötzlich wich alles Blut aus Renzos Gesicht, und er musste sich am Türrahmen abstützen. Sein Bein wurde von schrecklichen Krämpfen geschüttelt.
Faith stieß einen Schrei aus, als sie die Tür aufgeschlossen hatte und sich zu ihm umwandte.
„Renzo? Ist alles in Ordnung?“
„ Si , natürlich“, versuchte er sie zu beschwichtigen. Doch seine Stimme verriet ihn.
Faith zögerte keinen Moment und hakte sich bei ihm ein.
„Komm rein und setz dich erst mal hin. Ich werde dir dein Bein massieren.“
Renzo nickte verwirrt. Ausgerechnet jetzt hatte er Lustgefühle. Was war heute bloß mit ihm los?
„Es wird gleich wieder gehen“, sagte er dann. „Lass mich einfach einen Moment hier stehen und ausruhen.“
Er gab nur ungern zu, Schmerzen zu haben.
Faith runzelte die Stirn.
„Ich hatte einmal eine Mitbewohnerin, die Masseurin war. Sie hat mir ein paar Griffe beigebracht. Ich bin zwar kein Profi, aber ich weiß, wie man Krämpfe löst.“
„Glaub mir, der Schmerz wird gleich nachlassen“, wehrte er ab.
Ihr Gesichtsausdruck sagte ihm, dass sie ihm nicht glaubte.
„Wie du meinst“, erklärte sie. „Dann bleib entweder hier stehen, oder komm rein. Ich muss jetzt erst mal meine Schuhe ausziehen.“
Er fluchte leise auf Italienisch. Ließ sich dann jedoch von ihr helfen, in ihre kleine Wohnung zu humpeln.
Vorsichtig ließ er sich auf das Sofa sinken, während Faith schnell die Zeitschriften vom Tisch nahm, damit Renzo sein Bein darauf ablegen konnte. Stöhnend lehnte er sich zurück und schloss die Augen, als ein weiterer Krampf durch sein Bein fuhr.
„Du hast heute Abend zu viel gestanden“, murmelte Faith kopfschüttelnd, als sie ihn beobachtete.
„Das hier ist eine Ausnahme. Normalerweise kommt so etwas nicht vor“, log er.
Tatsächlich passierte es in letzter Zeit immer häufiger, dass er ohne Vorwarnung von Krämpfen überrascht wurde. Was, wenn es auf der Rennstrecke passierte? Diese Frage stellte er sich bereits seit Monaten. Es hätte katastrophale Folgen. Er wusste, wie es sich anfühlte, bei dreihundert Stundenkilometern auf den Asphalt zu fliegen. Er hatte großes Glück gehabt, den Unfall damals überhaupt überlebt zu haben.
„Trotzdem solltest du dein Bein schonen so gut du kannst“, erklärte Faith und setzte sich neben ihn auf die Couch. Er spürte ihren warmen, weichen Körper neben sich, als sie die Hände auf seinen Unterschenkel legte und schluckte. Er war erregt. Trotz der Schmerzen. Sein Körper drängte danach, auf ihre Berührung zu reagieren. Und er musste alle Willenskraft aufbringen, nicht die Kontrolle über sich zu verlieren. Ihr süßer Duft machte ihn benommen. Der Klang ihrer Stimme und ihre leisen Atemgeräusche lullten ihn ein. Mit geschlossenen Augen sog er jeden einzelnen Moment in sich auf. Er brauchte sich nicht mehr zu fragen, was das alles zu bedeuten hatte. Er spürte, was es bedeutete. Doch er wollte es nicht wahrhaben.
„Die Muskeln sind viel zu angespannt“,
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