Kuesse niemals deinen Boss
auf die Lippen.
„Tut es noch sehr weh?“, fragte sie, um vom Thema abzulenken.
„Ich glaube, es wird langsam besser.“
„Seit wann haben Sie diese Krämpfe, Mr D’Angeli?“
Seine eisblauen Augen funkelten.
„Ich spreche erst wieder mit dir, wenn du mich Renzo nennst.“
Faith schluckte.
„Ich … ich hatte mir gedacht, es ist vielleicht besser, wenn wir uns wieder siezen, so wie vor der Party. Schließlich bist du mein Chef“, stammelte sie.
„Meinst du nicht, dass es etwas lächerlich ist, mich mit Mr D’Angeli anzureden, während du mein Bein massierst?“
Faith ließ sich nicht provozieren.
„Wenn wir in einem Wellness-Center wären, würdest du die Masseuse doch auch nicht bitten, dich Renzo zu nennen, oder?“
Belustigt sah er sie an.
„Ich schätze, das kommt darauf an, wie attraktiv sie ist.“
„Du bist wirklich unverbesserlich“, seufzte sie.
„Und ich habe ein überdimensionales Ego. Das muss ich mir wirklich merken“, entgegnete er und grinste.
Nun musste Faith doch etwas lachen.
„Oje, tut mir leid, dass ich das gesagt habe.“
Es war zwar die Wahrheit, aber sie hätte es dennoch besser für sich behalten sollen. Nur weil sie einen Abend lang seine Freundin spielte, hatte sie noch lange nicht das Recht, ihm irgendwelche Beleidigungen an den Kopf zu knallen. Sie war immer noch seine Angestellte.
„Es tut dir überhaupt nicht leid. Aber das macht nichts.“ Er zuckte die Schultern. „Vielleicht hast du ja sogar recht.“
„Sagst du mir nun, was es mit diesen Beinkrämpfen auf sich hat?“
„Wenn du mich wieder Renzo nennst …“
„Also gut“, seufzte sie.
„Bene.“ Er schloss die Augen und holte Luft. „In letzter Zeit bekomme ich diese Krämpfe immer öfter. Die Ärzte meinten, ich würde es wohl nie schaffen, jemals ohne den Stock zu gehen. Aber ich habe es trotzdem geschafft. Nur scheinbar …“, fuhr er mit einer Spur Verbitterung in der Stimme fort, „… war es bloß ein temporärer Sieg über meinen Körper.“
Betroffen sah Faith ihn an. Der Gedanke, dass dieser stolze Mann wieder am Stock gehen musste, machte sie traurig.
„Kann man da denn nichts machen?“
„Wahrscheinlich nicht. Aber so leicht gebe ich nicht auf.“ Müde lächelte er sie an. Dann beugte er sich vor. „Was ich dir gerade erzählt habe, bleibt unter uns, Faith, okay? Niemand darf erfahren, dass es mir nicht gut geht.“
Faith sah ihn an und überlegte.
„Ich frage mich, wie du es geheim halten willst, wenn so etwas wie das hier mal in der Öffentlichkeit passiert.“
Renzo seufzte und lehnte sich wieder zurück.
„Ich werde eben dafür sorgen, dass es nicht passiert.“
„Na, das ist dir heute Abend ja gut gelungen“, entgegnete sie spöttisch. Langsam wurde sie wütend. Nicht, weil er so stur war, sondern weil ihr das alles Angst machte. Sie wusste, warum er so besessen war. Es war die Viper. Der Grand Prix. Er hatte ein höchst professionelles Rennteam, aber er bestand darauf, selbst zu fahren. Sie wusste nicht genau, warum, aber es schien ihm persönlich sehr wichtig zu sein.
Er riskierte Kopf und Kragen auf der Piste. Und das fand sie unverantwortlich.
Frustriert erhob sie sich vom Sofa. Sie musste sich bewegen. Sonst würde sie explodieren. Warum zum Teufel regte sie sich so auf?
„Möchtest du etwas trinken?“
Argwöhnisch sah er sie an. Warum distanzierte sie sich?
„Ein Brandy wäre nett.“
Fast hätte sie gelacht.
„Na hör mal. Wir sind hier nicht im Ritz! Ich hätte allerdings Wodka da. Und Tonic.“
„Ein Wodka-Tonic tut’s auch“, antwortete er.
Als sie mit den Drinks aus der Küche zurück ins Wohnzimmer kam, blieb sie kurz stehen, um ihn zu betrachten. Er hatte die Augen geschlossen. Sein Bein lag noch immer auf dem Tisch, den Kopf hatte er zurückgelehnt. Er hatte ein wunderschönes symmetrisches Gesicht. Das Kinn markant, die Lippen voll und sinnlich. Ein Mund, wie zum Küssen gemacht. Was hätte sie in diesem Augenblick dafür gegeben, seine Lippen auf ihren zu spüren? Nur ein paar Sekunden lang. Damit sie endlich wusste, was all die Frauen dazu brachte, diesem Mann nachzulaufen.
Mit einem Mal öffnete er die Augen. Und sie sah das Feuer in seinem Blick, als er sie ansah. Ihr blieb fast das Herz stehen. Doch sie zwang sich, auf ihn zuzugehen, als sei nichts passiert. Als seien sie Miss Black und Mr D’Angeli. Und das hier war nichts weiter als ein gewöhnlicher Morgen in seinem Büro, an dem sie ihm seinen Kaffee
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