Kuesse niemals deinen Chef
das ihr in seinen Armen winkte? Wie ein Löffel Zucker, um den Geschmack der bitteren Pillen zu versüßen, die sie bisher hatte schlucken müssen.
Sie war nicht länger Gracie-Belle, sondern eine erwachsene Frau, die sich durchaus in der Lage fühlte, ihre eigenen Spielregeln aufzustellen – und die Kontrolle zu behalten. Warum also diesmal nicht die Verführerin spielen, anstatt die Verführte zu sein? Warum nicht endlich einmal auch auf diesem Terrain das Sagen haben?
Überrascht horchte Grace in sich hinein und hatte das Gefühl, als wäre ihr eine zentnerschwere Last von der Seele gefallen. Ohne dass es ihr bewusst wurde, schlich sich ein Lächeln auf ihre eben noch angespannten Züge.
„Wenn du mich weiter so ansiehst, bin ich für nichts verantwortlich zu machen, was hier gleich geschehen wird“, warnte Lucas sie. Er hatte Grace keine Sekunde aus den Augen gelassen und konnte den Wandel in ihrer Mimik und den wundervollen dunklen Augen kaum fassen. Es war, als erwachte Dornröschen aus seinem hundertjährigen Schlaf.
Grace lachte, leise und verführerisch. „Ich weiß genau, wie es hier weitergeht“, erklärte sie offen und ohne Umschweife, „und ich kann nur hoffen, dass du nach all der Prahlerei und den vollmundigen Versprechen deinem Ruf als Don Juan auch wirklich gerecht wirst. Aber zuerst muss ich mich noch bei den anderen Teammitgliedern sehen lassen.“
Sollte er ruhig ein Weilchen schmoren und auf sie warten!
Doch Lucas zeigte sich weder geschockt noch sprachlos von ihrer wagemutigen Initiative, wie Grace es insgeheim erwartet hatte. Stattdessen lachte er lauthals und zog sie blitzschnell wieder zu sich aufs Bett, als sie aufstehen wollte.
„Alle sitzen zusammen unten im Pub und amüsieren sich prächtig. Das Letzte, was sie jetzt brauchen, ist ihr Boss. Die Anwesenheit der Eiskönigin würde sie nur hemmen und womöglich zum guten Benehmen zwingen. Außerdem scheinst du dir für heute Nacht einiges vorgenommen zu haben, da wollen wir doch keine überflüssige Zeit verlieren.“
„Auf keinen Fall.“ Sie brauchte einen Moment, um sich wieder zu fangen. Nicht nur, dass Lucas im Gegensatz zu ihr genauestens über die Aktivitäten ihres Teams informiert zu sein schien, drohte er auch hier die Initiative zu übernehmen. Aber das wollte und durfte sie nicht zulassen!
Jetzt beugte er sich über sie – zweifellos, um sie zu küssen. Es kostete Grace einige Willensanstrengung, ihre Hände gegen seine breite Brust zu stemmen, um ihn davon abzuhalten. Seinen fragenden Blick beantwortete sie mit einem bedacht lasziven Lächeln und schob Lucas wortlos von sich, bis er auf dem Rücken lag. Er ließ es zu und wartete gespannt, was als Nächstes kommen würde.
Grace stützte sich auf einen Ellenbogen, schob die andere Hand unter sein T-Shirt und betastete ohne Verlegenheit Lucas’ flachen Bauch und die muskulöse Brust. Ihr Lächeln vertiefte sich. Doch innerlich war sie viel zu angespannt, um das ungewohnte Gefühl nackter Männerhaut unter ihren Fingern richtig auskosten zu können.
Was Lucas betraf, fochten Überraschung, Verwirrung und Begehren einen heftigen Kampf miteinander aus, doch die Neugierde überwog. Als Grace ihr Gesicht dicht an seines brachte, schaute er fasziniert in ihre warmen braunen Augen, in denen ein heißer Funke aufglomm.
Und dann, endlich, küsste sie ihn …
Nur um zu beweisen, wer dieses Spiel inszeniert und kontrolliert, sagte sich Grace, bevor heiße Flammen der Leidenschaft über ihr zusammenschlugen und alles andere auslöschten.
Lucas gestattete es sich einen magischen Moment lang, den süßen, fast unschuldigen Kuss einfach zu genießen, ehe auch ihn wildes Begehren übermannte. Es interessierte ihn nicht länger, warum Grace das tat, wichtig war nur, dass sie es tat.
Endlich!
Mit einer Heftigkeit, die ihn selbst erschreckte, eroberte er ihre weichen Lippen, entschlossen, Grace endlich ganz zu besitzen. Und wenn nur, um sich selbst zu beweisen, dass sie doch nicht anders war als alle anderen Frauen. Egal, wie sehr ihn die ungewöhnliche Konversation gestern in seinem Büro irritiert und berührt hatte.
Abgesehen von diversen Teilzeitaffären war er immer allein gewesen. So gefiel es ihm, und so wollte er es auch weiterhin halten. Es machte alles leichter … unkomplizierter.
Doch sie duftete wie eine sommerliche Blumenwiese und schmeckte nach Honig, so warm, sonnig und süß wie ihr texanischer Akzent. Wie eine gefährliche Droge stieg sie ihm zu Kopf,
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