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Kuesse sich, wer kann

Kuesse sich, wer kann

Titel: Kuesse sich, wer kann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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nur, er würde das nächste Mal nicht zu seinem Gerichtstermin erscheinen.«
    Mein Handy klingelte, und das Display zeigte die Nummer meiner Eltern an.
    »Deine Mutter hat mich gebeten, dich anzurufen und zu fragen, ob du heute Abend zum Essen kommst. Es gibt nämlich Hackbraten und Reispudding«, sagte Grandma. »Den Reispudding kocht sie nicht jeden Tag, wie du weißt.«
    Den Reispudding meiner Mutter aß ich für mein Leben gern. »Klar komme ich«, sagte ich. »Abendessen ist mir recht.« Das war eindeutig besser als die Geburtstagsparty von Joes Onkel Rocco, und nach dem Essen konnte ich mich immer noch mit Joe treffen.

9
    Das rote Top und die Jeans tauschte ich gegen einen dunkelblauen Stretchpullover mit tiefem Rundausschnitt, schwarzen Minirock und High Heels. Morelli wollte unbedingt, dass ich das rote Shirt anzog, aber da kannte er meinen neuen blauen Sweater noch nicht. Der blaue Sweater hatte Dekolleté. Zugegeben, der Push-up- BH half etwas nach, aber Himmel noch mal, so was war schließlich nicht verboten! Mein Haar trug ich lang, in großen welligen Locken, und mit Wimperntusche hatte ich auch nicht gespart. Ich war in Ausgehlaune. Es sollte Hackbraten geben, Reispudding, und ich sollte eine Rückenmassage bekommen. Danach würde ich höchstwahrscheinlich nackt ausgezogen. Super. Was kann es Schöneres geben im Leben?
    Letzter prüfender Blick in den Badezimmerspiegel: Und? Doch, es konnte Schöneres geben im Leben. Der Pickel mitten auf meiner Stirn zum Beispiel konnte verschwinden. Ich hatte es mit Make-up versucht, aber genützt hatte das nichts. Blieb nur noch eins: Stirnfransen. Ich zwirbelte ein paar Strähnen zu einem Büschel, setzte die Schere an, und es war geschehen. Das Büschel kurz durch den Haarglätter gezogen, teilweise zu Fransen ausgekämmt, jetzt noch Haarspray, und tschüss, Pickel.
    Bei meinen Eltern wird um sechs Uhr zu Abend gegessen. Wenn nicht jeder um Punkt sechs seinen Hintern auf einen Stuhl gepflanzt hat und die Mahlzeit sich um fünf Minuten verzögert, erklärt meine Mutter das Essen für verdorben. Der Schmorbraten ist trocken, die Soße kalt, die Bohnen sind verkocht. Mir schmeckt es hervorragend, aber was verstehe ich schon vom Kochen?! Meine Kochkünste beschränken sich auf Erdnussbutter-Oliven-Sandwichs.
    Ich kam zehn Minuten vor sechs, begrüßte meinen Vater im Wohnzimmer und blieb auf dem Weg zur Küche kurz vor dem Esstisch stehen. Es war für fünf Personen gedeckt, meine Mutter, meinen Vater, meine Oma, mich … und für noch jemanden … und ich ahnte sofort, dass ich meiner Mutter wieder auf den Leim gegangen war.
    »Wozu das fünfte Gedeck auf dem Tisch?«, fragte ich sie. »Wen hast du eingeladen?«
    Sie stand am Tresen neben der Spüle über einen Topf abgegossener dampfender Kartoffeln gebeugt und pürierte verkniffen.
    »Wir haben den netten jungen Mann eingeladen, Dave Brewer, der die Hausbesitzer um ihre Häuser betrogen hat«, sagte Grandma, die den Hackbraten aus dem Ofen zog.
    »Er hat niemanden betrogen«, sagte meine Mutter. »Das war reine Verleumdung.«
    Ich schielte zur Puddingschale auf dem Küchentisch und schätzte die Entfernung zur Tür ab. Wenn ich schnell genug war, konnte ich mit dem Pudding entwischen, bevor meine Mutter mich festhielt.
    »Irgendwas ist heute anders an dir«, stellte Grandma fest. »Du hast Ponyfransen.«
    Meine Mutter sah von ihren Kartoffeln auf. »Du hattest noch nie Fransen.« Sie musterte mich. »Steht dir gut. Sie betonen deine Augen.«
    Es klingelte an der Haustür, und meine Mutter und meine Oma horchten auf.
    »Macht mal jemand die Tür auf!«, brüllte mein Vater.
    Mein Vater bringt den Müll nach draußen, wäscht das Auto und erledigt alles, was irgendwie mit Sanitär und Heizung zu tun hat, nur an die Haustür geht er nicht. Es herrscht Arbeitsteilung bei meinen Eltern, und das gehört nicht in seinen Bereich.
    »Ich habe gerade beide Hände voll«, sagte Grandma.
    »Ich gehe schon«, sagte ich aufstöhnend.
    Falls Dave Brewer wirklich abstoßend hässlich war, würde ich ihn hereinlassen und gleich weiter nach draußen zum Auto gehen. Der Pudding konnte mir gestohlen bleiben.
    Ich machte die Tür auf und wich einen Schritt zurück. Brewer sah ganz ansprechend aus, allerdings mit weit weniger Haaren, als ich in Erinnerung hatte. Die ehemals sportliche Figur hatte etwas Hüftgold angesetzt, ganz im Gegensatz zu Morelli und Ranger, die mit zunehmendem Alter an Kontur gewannen. Brewer war einen halben Kopf

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