Kuesse sich, wer kann
als zwanzig Minuten mit ihr in einem Raum, und ich kriege einen dicken Hals. Sie summt. Ununterbrochen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie das ist, mit einem Menschen zusammenzuwohnen, der den ganzen Tag vor sich hin summt.«
»Kommt darauf an, ob sie schön summt«, sagte Lula.
Connies Kinnmuskel bewegte sich, ihr rechtes Augenlid zuckte. »Schönes Summen gibt es nicht. Es geht immer nur summ, summ, summ , mehr nicht, den ganzen scheißlieben Scheißtag lang. Summ, summ, summ .«
»Entschuldige«, sagte Lula. »Ich wusste nicht, dass du in dem Punkt so empfindlich bist. Brauchst du eine gute Beruhigungspille, oder so?«
Ich zog den Stecker aus dem Laptop. »Du kannst meine Wohnung haben. Da hast du deine Ruhe. Es ist alles da außer Lebensmitteln.«
Wir fuhren zu mir, und ich richtete Connie einen Arbeitsplatz an meinem Esstisch ein. Danach dampften Lula und ich wieder ab und machten uns auf die Suche nach Merlin Brown. Kaum waren wir auf den Parkplatz vor seinem Haus gefahren, hatten wir auch schon sein Auto entdeckt.
»Eigentlich gut, dass wir ihn zu Hause antreffen«, sagte Lula, »aber wieso habe ich trotzdem ein schlechtes Gefühl?«
»Vielleicht weil wir keine Ahnung haben, wie wir ihn festnehmen sollen.«
»Ja, das könnte es sein.«
Ich habe Ranger schon des Öfteren bei Festnahmen beobachtet. Achtzig Prozent der Ganoven knicken ein, wenn sie Ranger nur an der Tür stehen sehen. Mit einem wie ihm legt man sich nicht so schnell an. Die übrigen zwanzig Prozent werden umgehend zu Boden gerungen und mit Handschellen gefesselt. Bei ihm wirkt alles so leicht. In der Beziehung kann ich ihm nicht das Wasser reichen, muss ich leider gestehen. Meine Erfolge sind das Ergebnis von Glück und zäher Beharrlichkeit, und Letzteres beruht nicht auf einer angeborenen Stärke, sondern ist eher der Sorge geschuldet, ob es am Monatsende für die Miete reicht. Trotzdem kriege ich es meistens gebacken, jedenfalls werde ich von Jahr zu Jahr besser.
Ich parkte neben einem schrottigen Van auf der anderen Seite des Parkplatzes gegenüber von Merlins schwarzem SUV . »Er kennt uns jetzt ja«, sagte ich. »In seine Wohnung wird er uns also nicht lassen. Wir bleiben hier und warten ab. Mal sehen, ob er zu Mittag aus dem Haus geht.«
»Und dann?«
»Dann überlegen wir weiter.«
»Wie langweilig«, sagte Lula. »Gut, dass ich einen Film auf meinem Handy gespeichert habe. Und Musik. Ich könnte auch den Wetterbericht checken. Und wenn ich will, sogar im Internet surfen, mir Bobby Flay angucken, wie er einen Burger brät. Ich stehe auf Kochen.«
»Ich dachte, in deiner Wohnung gäbe es keine Küche.«
»Ja, aber ich sehe mir gerne Kochshows an.«
Wir blieben ungefähr eine Dreiviertelstunde lang im Auto sitzen. Punkt zwölf öffnete sich die Haustür, und Merlin humpelte nach draußen.
»Ich habe eine Idee«, sagte Lula. »Wir überfahren ihn einfach mit dem Auto.«
»Nein.«
»Spielverderber. Hast du eine bessere Idee?«
»Er holt sich was zu essen, das siehst du doch. Wir folgen ihm, und an einer günstigen Stelle greifen wir zu.«
»Also wieder auf ihn losstürmen und ihn attackieren?«
»Wenn es sein muss, aber es wäre nicht gerade mein sehnlichster Wunsch.«
Merlin fuhr die Stark entlang, bog bei den Verwaltungsgebäuden ab und an der nächsten Kreuzung auf einen 7-Eleven-Parkplatz. Er stellte den Wagen ab, stieg aus und ging in das Restaurant, wobei er vorsichtig auftrat, um den verbundenen Fuß nicht zu stark zu belasten. Ich parkte zwei Buchten weiter und verstaute meine Ausrüstung am Körper. Handschellen hinten in den Hosenbund, Pfefferspray in mein Sweatshirt, Festnahmeberechtigung in die Hosentasche, Elektroschocker in die Hand.
»Stell dich neben die Tür und gib mir Deckung«, sagte ich zu Lula. »Aber komm ja nicht auf die Idee, wieder auf ihn zu schießen.«
Es war Mittag, und in dem Laden wimmelte es von Büroangestellten, die sich mit Nachos, Hotdogs, Süßkram, ungesunden Getränken und Nikotin abfüllten. Merlin stand in der Nachos-Schlange. Ich machte mich an ihn heran, doch der Mann hinter Merlin stieß mich mit dem Ellbogen zur Seite.
»Hinten anstellen, Lady«, fauchte er.
Merlin sah über die Schulter, und ein Wiedererkennen blitzte auf. Ich zielte mit dem Elektroschocker, doch er schlug ihn mir aus der Hand, so dass er in hohem Bogen durch die Luft flog. Ich hatte noch das Pfefferspray, doch vor all den Leuten wollte ich das nicht einsetzen. Ich hatte den Elektroschocker noch
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