Kuesse sich, wer kann
Ranger. »Sonst kann ich hier nichts Interessantes entdecken.«
Ich stellte meinen Pappkarton zurück auf den Sofatisch. »Hier ist auch nichts Verwertbares. Nur Quittungen und Belege.«
Vor uns lagen noch ein Badezimmer und zwei Schlafzimmer. Im ersten nur das Übliche, zerwühltes Bett, auf dem Boden schmutzige Klamotten. Eine Kommode mit Männer-Trash – Schlüssel, Uhr, leere Bierdosen, zwei Pornoheftchen, eine offene Schachtel Kondome. Auf dem Nachttisch ein Radiowecker und noch mehr Pornoheftchen. Verbannt in der Ecke ein kleiner Sessel mit Blumenmuster. Weder in der Kommode noch im Kleiderschrank fand sich Belastendes. Auch nicht unterm Bett. Im Badezimmer schon gar nicht.
Ranger stand in der Tür zum zweiten Zimmer und leuchtete mit der Stiftlampe in die Mitte des Raums. »Hübsch«, lautete sein Kommentar. Der Lichtstrahl fiel auf einen monströsen freistehenden Safe. »Den müssen sie mit einem Kran hineingehievt haben.«
»Ein bisschen übertrieben für eine chemische Reinigung in der Stark Street.«
Mit dem Fuß zog er die Safetür auf. »Nicht verschlossen. Und leer.«
Ich sah hinein. »Keine Frankensteinmaske.«
Ranger hielt plötzlich inne. »Da ist jemand auf der Hintertreppe.«
Ich stutzte, und einen Moment später öffnete sich quietschend eine Tür. Ich vernahm Schritte in der Küche, männliche Stimmen, Türknallen. Die Schritte und Stimmen bewegten sich in unsere Richtung. Ranger zerrte mich in einen Schrank, schlang einen Arm um mich und schloss die Tür. Drinnen war es vollkommen dunkel. Ich stand dicht an Ranger gedrückt und spürte sein Herz gegen meinen Rücken schlagen. Sein Herz ging regelmäßig. Meins raste. Ein schmaler Lichtspalt erschien unter der Schranktür, sie hatten die Deckenlampe im Zimmer eingeschaltet.
»Und jetzt?«, sagte einer der Männer.
»Jetzt stellen wir die Taschen in den Safe.«
»Sollen wir nicht nachzählen?«
»Schon geschehen. Stell die Taschen einfach in den Safe.«
Durch die Schranktür wurde jedes Geräusch gedämpft, aber ich hörte einen dumpfen Aufprall und ein Schlurfen.
»Mach die Tür zu und schließ ab«, sagte einer der Männer. »Dann können wir Glotze gucken, bis Nick nach Hause kommt.«
Der Lichtspalt unter der Tür erlosch, die Männer verließen den Raum. Ein paar Takte später dröhnte der Fernseher aus dem Wohnzimmer.
»Was sollen wir jetzt machen?«, flüsterte ich.
Rangers Stimme war sanft, seine Lippen streiften mein Ohr. »Wir bleiben hier drin, bis entweder alle die Wohnung verlassen haben oder Nick ins Bett geht.«
»Das kann Stunden dauern!«
»Ja«, sagte Ranger, und seine Hand wanderte hinauf zu meiner Brust.
»Hör auf!«
»Als der Vordofluch noch auf dir lastete, hast du mir besser gefallen.«
»Sollen wir es hier in dem winzigen Schrank treiben, während zwei Männer nebenan Fernseh gucken?«
»Zugegeben, es wäre ein bisschen beengt«, sagte Ranger, »aber wenigstens kämst du mit deinem Hintern nicht an die Hupe.«
Nach gefühlten drei Tagen, vermutlich eher einer Stunde, kam Nick Alpha nach Hause. Er polterte in der Küche herum, stapfte danach ins Wohnzimmer und sprach mit den Männern, die vorm Fernseher saßen. Ich fing ein paar Worte auf, doch der größte Teil der Unterhaltung entging mir. Das Fernsehgerät wurde ausgeschaltet, kurz darauf fiel eine Tür krachend ins Schloss. Wenige Minuten später ging die Toilettenspülung.
»Ich will das mal als ein gutes Zeichen interpretieren«, sagte Ranger.
Wir warteten noch eine Weile ab, dann schob Ranger vorsichtig die Schranktür auf. Die Wohnung war dunkel und still. Ranger nahm meine Hand, und so lautlos wir konnten, schlichen wir durchs Schlafzimmer, durch den Flur, aus der Wohnung. Wir waren die Treppe bereits hinuntergestiegen und liefen zum Auto, da flog Alphas Tür auf, und ein Schuss in unsere Richtung wurde abgefeuert. Alpha schoss nach Gehör, nicht nach Sicht, und die Kugel ging daneben. Er feuerte einen zweiten und dritten Schuss auf den Cayenne, doch wir hatten uns schon in Bewegung gesetzt und rasten die Anliegergasse hinunter.
»Hat einen leichten Schlaf, der Junge«, sagte Ranger.
»Was er wohl in seinen Safe getan hat?«
»Geld aus irgendeiner illegalen Aktion. Da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.«
»Sollte uns das etwas angehen?«
»Nein.«
»Glaubst du, dass er der gesuchte Killer ist?«
»Nein. Von der Größe her würde er passen, und er stand in Verbindung mit einigen Opfern. Trotzdem, es haut nicht hin. Nick Alpha
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