Kuesse, so sueß wie spanischer Wein
küsste sie flüchtig auf die Wange und führte Rose, ehe sie sich von dem Schock über die unangemessene Vertraulichkeit erholt hatte, in den Salon.
Die Videokamera lag auf dem Tisch vor dem Fenster. Rose hatte keinen Blick für die spektakuläre Aussicht, sondern konzentrierte sich ganz auf die teure Ausrüstung.
„Na, gefällt sie Ihnen?" fragte Adam Ferrier, und seine Stimme klang gleichgültig.
„Sie ist wunderbar!" Behutsam berührte Rose das glänzende Metall. „Ich trau mich kaum, sie anzufassen. Craig würde mir nie verzeihen, wenn etwas damit passiert."
„Ich leihe sie Ihnen, Craig Dawson hat nichts damit zu tun", sagte er barsch, und Rose schaute ihn verdutzt an.
„Sie meinen als Beauftragte Ihrer Firma?" fragte sie zögernd, und er schüttelte energisch den Kopf.
„Sie ist eine persönliche Leihgabe, die Kamera gehört mir, und Sie selbst werden für jeglichen eventuellen Schaden aufkommen."
Rose zuckte zurück, als würde der Apparat bei der kleinsten Berührung zu Staub verfallen.
„Zu diesen Bedingungen kann ich die Kamera nicht annehmen. Ich habe nicht die Mittel, falls... falls..."
„Falls Sie sie unter ein Auto werfen?"
Das war gemein!
„Hören Sie, wenn jemand was geworfen hat, dann waren Sie es."
„Darüber lässt sich streiten - sagen wir, wir waren beide schuld?"
„Ich denke nicht daran, und von Ihnen werde ich mir nichts ausleihen."
„Hm ... Aber wenn Sie mein Angebot ausschlagen, wie wollen Sie dann einen Film drehen?"
Rose fühlte sich plötzlich wie ausgepumpt. Adam Ferrier war ein Teufel. Wenn sie auf die Videokamera verzichtete, waren die Chancen für Craig, den Auftrag zu bekommen, gleich null. Sie hatte also keine Wahl, wie der Mann, der sie, Rose, kühl und berechnend ansah, nur zu gut wusste. Sie musste die Kamera eben wie ihren Augapfel hüten.
„Also gut", sagte Rose förmlich. „Ich nehme Ihr Angebot an und werde alles tun, damit nichts passiert." Hätte Adam auch nur einen Anflug von Triumph oder die geringste Genugtuung zur Schau gestellt, hätte sie sich umgedreht und wäre gegangen. Craig oder der Vertrag wäre ihr gleichgültig gewesen. Doch Adam Ferrier wurde sachlich und erklärte ihr genau, wie die komplizierte Kamera funktionierte.
„Ich werde morgen den ganzen Tag zu tun haben", sagte er und verstaute den Apparat in der Umhängetasche, in der sich auch Zubehör und Datenträger befanden. „Ich schlage vor, Sie machen sich mit dem Apparat vertraut, bis ich Gelegenheit habe, Ihnen einige der fertig gestellten Villen zu zeigen."
„Das brauchen Sie nicht. Wenn Sie mir sagen, wo ich sie finden kann, komme ich schon zurecht", sagte sie entschlossen und nahm die Tasche entgegen. Rose wollte auf keinen Fall, dass Adam Ferrier ihr dauernd über die Schulter sah, sie, Rose, würde höchstwahrscheinlich die Kamera schon vor lauter Nervosität fallen lassen.
„Daran habe ich keinen Zweifel", sagte er und lächelte amüsiert. „Ich möchte Sie jedoch gern selbst herumführen - dabei kann ich aufpassen, dass wenigstens Ihnen nichts passiert, wenn die Kamera zu Schaden kommen sollte." Er begleitete Rose zum Lift, küsste sie wieder auf die Wange, schloss die Liftgitter und murmelte etwas, das wie „werde Sie anrufen" klang.
Das war wirklich der Gipfel! Rose schnaubte. Dieser arrogante und anmaßende Kerl glaubte wohl, er brauchte nur mit dem Finger zu schnippen, und sie würde springen. Auch das Küssen musste aufhören. Nicht, dass sie seine Küsse nicht mochte - man konnte sich an alles gewöhnen -, aber wenn sie beide miteinander zu tun hatten, sollte das in einer sachlichen Atmosphäre geschehen, darauf würde sie, Rose, von nun an bestehen.
Wenig später verließ sie das Hotel und bummelte die Straße entlang. Das Gewicht der Kamera erinnerte Rose dann daran, dass sie nicht zum Vergnügen hier war, und sie machte sich auf den Weg zum Hafen.
Die nächsten Stunden vergingen wie im Flug. Sie filmte alles, was ihr gefiel, und erst ihr knurrender Magen ließ sie auf die Uhr sehen.
Es machte Spaß, mit der Kamera zu arbeiten, und sie konnte es kaum erwarten, das Video zusammenzuschneiden. Leider musste Rose damit bis nach ihrer Rückkehr nach England warten.
England, Craig ... um Himmels willen, er wird sich fragen, was wohl los ist! schoss es Rose durch den Kopf. Craig hatte sie beim Abschied gebeten, ihn gleich nach der Ankunft anzurufen, und sie war bereits drei Tage hier. Die Sache mit dem teuren Fotoapparat war ihr so unangenehm, dass sie
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