Kuesse, so sueß wie spanischer Wein
konnten einiges aushalten.
Rose bahnte sich einen Weg durch den Schutt vor der doppelten Flügeltür und steckte den Schlüssel ins Schloss. Mit viel Kraft und Geächze gelang es ihr schließlich, die Tür aufzudrü-
cken.
Rose betrat eine rechteckige Diele, die mit Bildern dekoriert und mit ein paar Stühlen mit steifen Lehnen ausgestattet war. Das sah nicht gerade einladend aus, aber was hatte sie, Rose, denn erwartet? Das Haus war seit mindestens zwei Jahren unbewohnt. Hinter der Tür links konnte sie in eine Küche sehen, die gerade mit dem Nötigsten ausgestattet zu sein schien.
Es gab noch einen Raum im Erdgeschoss, der offensichtlich wohl als Wohn-und Esszimmer gedient hatte. Ein großer Tisch stand darin, eine sehr reich verzierte hölzerne Anrichte und ein unbequem aussehendes Sofa. Zwei nicht zusammenpassende Stühle und eine leere Glasvitrine vervollständigten die bescheidene Einrichtung.
Rose stieg vorsichtig eine dunkle Treppe in der Mitte des Hauses hinauf. Im Obergeschoss befanden sich vier Zimmer, in einem der Räume fehlte die Fensterscheibe.
Im Zimmer am Ende des Ganges stand ein Bett, dort hatte sicher die Tante geschlafen.
Roses Augen wurden feucht. Die Tante war wohl sehr einsam gewesen - oh, warum hatte sie sich nicht mit ihr, Rose, oder ihrem Vater in Verbindung gesetzt? Die Frage würde immer unbeantwortet bleiben. Aber wer weiß, vielleicht hatte die Tante sich auch gar nicht einsam gefühlt und Dutzende von Freunden gehabt.
Vorsichtig ging Rose die Treppe wieder hinunter ins Erdgeschoss und betrat die zerfallene Terrasse. Jetzt erst merkte Rose, dass der Wind in einen Sturm ausgeartet war und der Regen nur so auf das Dach prasselte. So etwas hatte sie noch nie erlebt.
Es war immer noch warm, aber der Himmel sah bedrohlich aus, und sie fröstelte. Sie war hungrig und der Gedanke an die Lebensmittel im Auto sehr verführerisch. Aber in ein paar Sekunden würde sie bis auf die Haut durchnässt sein. Lieber wartete Rose, bis es aufgehört hatte zu regnen.
Sie setzte sich auf eine schmale Bank, die glücklicherweise nicht unter einem der Löcher des Terrassendaches stand, und schaute in den verregneten Garten. Er war riesig, und trotz des strömenden Regens erkannte Rose im Hintergrund einen Berg. Ein Berg am Ende des eigenen Gartens - das war schon etwas Besonderes, und sie musste lächeln.
Das Brummen eines Motors, gefolgt von einem kräftigen Donnerschlag, brachte Rose auf die Füße. Verblüfft beobachtete sie, wie die vordere Stoßstange eines großen Autos das Tor berührte. Ein Mann stieg aus, schob das Tor auf und sprintete gleich wieder zurück ins Auto.
Wenig später brachte der Mann den Wagen neben Roses Ford Fiesta zum Stehen und rannte in ihre Richtung.
Rose schaute auf den Mann und war unfähig, sich zu bewegen. Sie konnte nur still warten, bis er sie erblickte. Er war jedoch erst einmal damit beschäftigt, die Nässe, so gut es ging, von seinen Kleidern zu schütteln. Dann strich er sich das schwarze Haar aus dem Gesicht, sah auf und blieb wie versteinert stehen.
„Was machen Sie denn hier?" Adam Ferrier wirkte ausgesprochen verärgert. „Sie konnten meine Rückkehr wohl gar nicht erwarten, wie? Ihre Ungeduld ehrt mich, Rosalinda. Wer hat Ihnen nur erzählt, dass ich hierher kommen wollte? Niemand wusste davon, nicht einmal meine Sekretärin, denn ich habe mich erst vor einer Stunde dazu entschlossen."
Rose versuchte ruhig zu bleiben. Dachte er im Ernst, dass sie hier auf ihn gewartet hatte?
„Ich stehe genauso vor einem Rätsel wie Sie, Mr. Ferrier. Ich hatte überhaupt keinen Grund, hier auf Sie zu warten. Und jetzt möchte ich gern wissen, was Sie hier herführt."
„Das geht Sie nichts an!" stieß er hervor. „Wahrscheinlich hat meine Sekretärin Ihnen gegenüber das Haus erwähnt, und dass Sie gerade heute hier sind, ist der reine Zufall." Sein Tonfall und Verhalten ließen erkennen, dass er nicht an Zufälle glaubte, aber Rose wollte lieber an Zufälle glauben als daran, dass zwischen ihnen beiden möglicherweise so etwas wie Telepathie herrschte.
„Sie sind hierher gekommen, um das Haus vor der Restaurierung zu fotografieren, aber da sind Sie etwas zu voreilig, Miss Grey. Die Villa wird erst fotografiert, wenn sie fertig ist."
Der Regen schien noch stärker zu prasseln, aber das, was Adam Ferrier gerade gesagt hatte, dröhnte geradezu in Roses Ohren.
„Wollen Sie damit sagen, dass Sie der Besitzer des Hauses und des Grundstücks sind?"
„Noch bin
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