Küsse und andere Katastrophen
sinnliche Ausdruck aus Taylors Miene, und Mac musste lachen. “Nach allem, was du durchgemacht hast, dachte ich, ein kleiner Kuss wäre das Geringste deiner Probleme.”
“Wenn es nur ein kleiner Kuss gewesen wäre, dann hättest du recht.” Ihre Offenheit erschreckte Mac.
Erst jetzt sah er, dass auch Taylor die Hände zu Fäusten ballte. Fiel es ihr etwa genauso schwer, die Hände von ihm zu lassen, wie ihm von ihr? Oder wollte sie ihn schlagen? “Sag mir, wieso du das nicht mehr willst”, forderte er sie leise auf.
Sie hob den Kopf und war Mac jetzt so nahe, dass sie beide sich nur noch ein bisschen vorzubeugen brauchten, um sich zu küssen. “Ich mag es lieber unkompliziert”, flüsterte sie. “In unkomplizierten Beziehungen bin ich wirklich gut. Aber mehr will ich nicht, nie wieder in meinem Leben. Und das hier …”, seufzend schloss sie die Augen, “… das hier fühlt sich für mich nach mehr an, Mac. Es macht mir Angst.”
“Sieh mal, ich …”
“Mac …”, einer der Arbeiter stand in der Tür, “… wir brauchen dich unten.”
Taylor wandte sich ab.
“Wir kommen später noch mal darauf zurück”, sagte Mac zu Taylor.
Sie hob nur die Schultern.
“Taylor …”
“Ich glaube nicht, dass das nötig ist.”
“Doch, das ist es.” Mac bemerkte, wie sie sich verspannte. Es tat ihm leid, aber schließlich würden sie noch ein paar Wochen miteinander zu tun haben.
Es war ganz wichtig, dass sie das zu Ende besprachen. Denn sonst würde er vielleicht überhaupt nicht mehr aufhören können, an Taylor zu denken.
7. KAPITEL
Aber zu diesem Gespräch kam es nicht. Weder an diesem Tag noch am nächsten, denn Taylor tat etwas, womit Mac nicht gerechnet hätte: Sie ging ihm aus dem Weg, und darin war sie sehr gut.
Er ließ die Wasser- und Stromleitungen einbauen und bekam Taylor nicht zu Gesicht. Alle Wände wurden verputzt, aber Taylor war nirgends zu sehen.
Eines Morgens stand er mit einem Wasserschlauch vor dem Haus und spülte einige Werkzeuge ab, als auf einmal eine Frauenstimme ganz dicht an seinem Ohr “Entschuldigen Sie” hauchte.
Abrupt hob er den Kopf und blickte auf eine kleinere Version von Taylor. Mac hätte gedacht, eine Frau wie Taylor Wellington gäbe es nur einmal auf der Welt, doch diese Frau hatte das gleiche blonde Haar und dieselben klaren grünen Augen. Sogar ihre Kopfhaltung erinnerte ihn an Taylor. Aber damit waren die Ähnlichkeiten auch schon erschöpft.
Sie reichte ihm kaum bis zu den Schultern, und im Gegensatz zu Taylor, die immer dezent elegant und stilvoll wirkte, war ihre jüngere Ausgabe auffällig und nach der neuesten Mode gekleidet. Sie trug knallenge Jeans und ein enges bauchfreies Top. Im Bauchnabel funkelte ein Diamant, und als die Frau sich leise lachend im Kreis drehte, entdeckte Mac tief unten an ihrem Rückgrat eine tätowierte Rose.
Wieso will jemand, dass es so aussieht, als wüchse eine Blume aus seinem Po?, fragte er sich, aber er war jetzt zweiunddreißig, und damit anscheinend zu alt für solche Dinge.
“Ich sehe ihr ziemlich ähnlich, stimmt’s?” Die Frau lächelte. “Ich bin Liza, Taylors kleine Schwester. Und Sie sind …”
“Mac.”
“Der Mann, mit dem sie gerade spielt?”
Diese Frage wurde von einem koketten Augenaufschlag begleitet, und jetzt erkannte Mac noch weitere Unterschiede. Taylors Blick und Stimme wirkten meistens sanft, aber an Liza war nichts Sanftes. Sie wirkte hart wie Stein. Diese junge Frau kannte sich sehr genau aus, und man merkte ihr die Erfahrung im Umgang mit Männern deutlich an. “Mit dem sie gerade spielt?”, wiederholte er und strich sich übers Kinn, als müsste er nachdenken. “Nein.”
Liza lachte. “Sie sind männlicher als die anderen Typen, die sie hatte. Die waren für meinen Geschmack immer eine Nummer zu kultiviert.” Sie ließ abschätzend den Blick über seinen Körper gleiten. “Aber wenn man Sie so ansieht, dann … oh, Baby. Ja, ich verstehe, was sie an Ihnen findet.” Sie fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe und warf ihm durch ihre langen dunklen Wimpern einen sexy Blick zu. “Sie sind ein scharfer Kerl.”
Es war schon eine ganze Weile her, seit eine Frau sich so ungeniert an ihn rangemacht hatte, und Mac hätte sich fast umgedreht, um ganz sicher zu sein, dass sie auch wirklich mit ihm sprach.
“Das muss ich meiner großen Schwester lassen”, sagte Liza. “Sie hat wirklich Geschmack. Trotzdem muss ich Ihnen den Rat geben, sich nicht zu sehr auf sie
Weitere Kostenlose Bücher