Küsse und andere Katastrophen
wippte. Sie telefonierte, und ihre dezent geschminkten Lippen schimmerten, während sie ins Handy sprach.
Taylor sah Mac sofort, und obwohl sie ihn nicht einmal anlächelte, spürte er, dass sie spontan auf ihn reagierte.
Bei dem Gespräch ging es um den Verkauf eines antiken Weinregals, und Taylors Stimme klang sehr bestimmt und ruhig. Offenbar war sie nicht bereit, mit dem Preis auch nur einen Cent herunterzugehen. Seit Freitag verstand Mac den Grund dafür sehr gut. Taylor verstand es, knallhart zu verhandeln, und er konnte seine Bewunderung nicht unterdrücken, als er mitbekam, wie Taylor einen unglaublich guten Preis für das Weinregal erzielte.
Als sie das Telefonat beendete, leuchteten ihre Augen. Sie wirkte stolz und auch erleichtert.
Das erinnerte Mac daran, weshalb er gekommen war. “Guten Morgen.”
“Guten Morgen”, sagte sie kühl und schlüpfte wieder in ihre Sandalette.
“Ich möchte mit dir sprechen.”
“Tja, ich …” Sie blickte sich um, als suchte sie nach einer passenden Ausrede.
“Lass es, Prinzessin. Wenn du mir nach diesem einen Kuss aus persönlichen Gründen aus dem Weg gehen willst, dann bitte schön.”
Eines musste er ihr lassen: Sie ließ sich keinerlei Regung anmerken. “Den einen Kuss hatte ich schon fast vergessen.” Ihre Stimme klang völlig ungerührt.
“Ach, wirklich?”
Sie stieß die Luft aus. “Nein.”
Ganz unvermittelt zog sich sein Herz zusammen. “Wenn es dich irgendwie tröstet, dann lass dir sagen, dass du der Grund dafür bist, dass ich jetzt seit zwei Tagen nicht mehr richtig schlafen kann.”
Taylor hob eine Schulter, als spielte das für sie keine Rolle, doch ihr Blick bekam einen wärmeren Ausdruck. “Ich schätze, das tröstet mich tatsächlich.”
“Sieh mal, Taylor …”
“Wir müssen nicht lang und breit darüber reden. Es wird nicht wieder geschehen.”
“Stimmt.” Doch es störte ihn, dass er nicht wusste, wieso sie sich so von ihm distanzierte. “Mir ist jetzt klar, wieso du noch hier wohnst. Du weißt nicht, wohin und hast kein Geld, also sitzt du hier fest, bis wir mit den Arbeiten fertig sind.”
“Vielen Dank für die treffende Analyse meiner Situation.” Sie lachte leise.
“Hier geht’s nicht um deinen Stolz, Taylor. Du steckst jeden Cent in dieses Gebäude und betrachtest es als Verschwendung, für die Übergangszeit in ein Hotel zu ziehen.”
Taylor hob die Hände. “Ertappt.”
Mac kam näher und erkannte, dass ihre Pupillen sich unwillkürlich etwas weiteten.
Lag das an seiner Nähe? Taylors Gegenwart berührte ihn ebenfalls. Er nahm ihr Parfüm wahr. Es war ein exotischer Duft – süß und sexy. Mac sah den Pulsschlag an Taylors Hals, der deutlich verriet, dass sie nicht so ruhig und gelassen war, wie sie ihn glauben machen wollte. “Ich bin eigentlich hier, um dir zu erklären, dass wir versuchen werden, uns sozusagen um dich herum zu arbeiten. Dieses Zimmer renovieren wir ganz zum Schluss.”
“Aber sagtest du nicht, du willst alles in einem Zug erledigen, damit die anderen Handwerker nicht mehrmals kommen müssen? Du hast gesagt, es sei ohnehin schwer genug …”
“Ich weiß genau, was ich gesagt habe. Aber ich werde den zeitlichen Ablauf ändern.”
“Wieso?”
“Weil ich möchte, dass du als meine Kundin zufrieden bist.”
“Als deine Kundin”, wiederholte sie leise, und es klang ein bisschen verletzt.
Das musste er sich doch einbilden. “Bei diesem Auftrag will ich alles richtig machen.”
“Tue ich dir leid?”
“Unsinn. Du bist viel zu stur, als dass man mit dir Mitleid empfinden kann.”
Eine Weile sah sie ihn nur wortlos an, dann musste sie lächeln. “Also schön, Mac. Solange es nichts mit Mitleid zu tun hat. Ach, übrigens …” Sie stand vom Bett auf, und es war eine so fließende elegante Bewegung, dass Mac nicht mehr an eine Plastikpuppe, sondern vielmehr an eine Katze denken musste. Langsam kam sie näher, und er ballte die Hände zu Fäusten, um sie nicht nach Taylor auszustrecken.
“Vielen Dank”, sagte sie leise, und ihre sinnlichen Lippen glänzten verführerisch.
Mac wollte lieber nicht näher darüber nachdenken, was dieses Lächeln in ihm auslöste. Wusste sie es überhaupt? Wahrscheinlich nicht, sonst würde sie ihn nicht weiterhin so ansehen. Sie waren sich doch beide einig, dass zwischen ihnen nichts weiter geschehen sollte. Aber Mac wollte lieber auf Nummer sicher gehen. “Kommen wir noch mal zum Persönlichen.”
Schlagartig verschwand jeder
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