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Kuessen al dente - Roman

Kuessen al dente - Roman

Titel: Kuessen al dente - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nelson
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eine Ausdrucksweise«, bemerkte die eine von ihnen, worauf die andere empört die silberblauen Löckchen schüttelte.
    Georgia legte die Hand über ihr Telefon: »Verzeihen Sie, meine Damen«, sagte sie. »Männerprobleme.«
    Daraufhin lächelten die beiden einvernehmlich und erröteten. Wer kannte das nicht?
    »Ich hab es jetzt endlich geschafft, aus diesem Scheißzug
rauszukommen«, antwortete Bernard schnaufend. Die U-Bahn steckte fest. In einem Tunnel. Vier. Beschissene. Stunden. «
    Georgia zwirbelte eine Locke um ihren Zeigefinger. »Ich weiß, ich sollte jetzt verständnisvoll reagieren, aber darf ich fragen, warum du dann nicht ein Taxi genommen hast?«
    »Weil ich keins kriegen konnte, Georgia. Ich hab’s versucht, aber da war weit und breit kein Taxi. Außerdem hatte ich noch nie ein Problem mit der U-Bahn. Und ich hatte zwei Stunden für den Weg zum Tuscan Oven einkalkuliert. Normalerweise dauert es fünfundzwanzig Minuten bis ins Zentrum. Die U-Bahn hatte ein technisches Problem. Was glaubst du, was da los war? Die Leute wurden ohnmächtig, schrien irgendwas von Terroristen, da war eine echte Massenhysterie im Gang.«
    »Mhmm.« Georgia biss in eine von den drei dunklen Schokoladentrüffeln, die vor ihr auf dem Teller lagen. Nach der Besprechung war sie aus dem Restaurant geflüchtet und hatte vor lauter Wut vergessen, ihren Mantel mitzunehmen. Sie brauchte dringend frische Luft. Frische Luft und Schokolade, in dieser Reihenfolge. Ein arktischer Wind schlug ihr ins Gesicht, und nachdem ihr Bedürfnis nach frischer Luft damit befriedigt war, stöckelte sie auf ihren Zwölf-Zentimeter-Absätzen und in ihrem dünnen Blüschen direkt zu Saks, dem nächstgelegenen Ort, wo sie Schokolade und einen Cappuccino bekommen konnte.
    Als Eldorado aller gelangweilten Shopping-Freaks der Stadt war die Schokoladenbar im achten Stock genau der Ort, wo sie Gefahr lief, Leuten zu begegnen, denen sie nun überhaupt nicht über den Weg laufen wollte, wie zum Beispiel ihrer Zimmergenossin aus dem College oder Los schnippischer jüngerer Schwester, oder, im schlimmsten Fall, Glenns
Mutter. Zum Glück war keiner der oben Genannten anwesend, und Georgia war dankbar in den ersten freien Sessel gesunken.
    »Ich weiß, dass du wütend auf mich bist, aber sag mir bitte, wo du bist. Ich muss wissen, wie es gelaufen ist«, erwiderte Bernard.
    »Saks, achter Stock. Und du kannst von Glück sagen, wenn ich überhaupt mit dir rede.«
    »War es so schlimm?«
    »Ich weiß es, und du kannst es herausfinden, wenn du deine Karten richtig ausspielst.«
    Der Kellner blieb an Georgias Tisch stehen und nahm den Teller mit dem letzten Trüffel mit der eigenartigen Curryfüllung wieder mit, der ihr nicht geschmeckt hatte. Sie bestellte vier weitere Trüffel und einen doppelten Macchiato. Alles in allem hatte sie sich wacker geschlagen. Mehr als wacker. Sie hatte ihren Spickzettel kaum zu Rate ziehen müssen und alle Fangfragen von Luca richtig beantwortet. Wenn sie der Patenonkel aus Bari wäre, sie würde investieren.
    Zwei Trüffel später stürmte ein angeschlagener Bernard ins Café, bleich im Gesicht, die rote Krawatte schief, die Augen geschwollen.
    »Hast du geweint, Bernard?«, fragte Georgia als Erstes. Selbst wenn er mit Ja geantwortet hätte, hätte ihre Sympathie für ihren U-Bahn fahrenden Partner, der sie so schnöde im Stich gelassen hatte, weiterhin auf den untersten Rängen der Beliebtheitsskala rangiert.
    »Nein, Georgia, ich habe nicht geweint. Ich habe die letzten vier Stunden in einer Klopapierrolle zugebracht, zusammen mit hundert Mitmenschen, die inzwischen meine besten Freunde geworden sind, und von denen etliche es offenbar nicht für nötig erachten, hin und wieder ein Bad zu nehmen
oder sich die Zähne zu putzen. Hast du erwartet, dass ich hier hereinspaziere und aussehe wie frisch rasiert und geföhnt? «
    »Komm, trink eine heiße Schokolade.«
    »Nur wenn was ordentlich Starkes drin ist.« Er ließ sich auf den Stuhl ihr gegenüber fallen, was den beiden älteren Ladys ein Kichern entlockte.
    »Er ist süß«, wisperte die eine von ihnen hinter rosa Fingernägeln.
    Georgia lächelte.
    »Was war das?«, fragte Bernard und fuhr sich mit gespreizten Fingern durch seine zerzauste Frisur. Vor fünf Stunden, als er das Haus verlassen hatte, hatte sie vermutlich richtig gut gesessen.
    »Nichts«, antwortete Georgia.
    »Jetzt erzähl endlich, bitte!«
    Und sie erzählte, begann mit dem doppelten Drama, dass er nicht aufgekreuzt

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