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Kuessen al dente - Roman

Kuessen al dente - Roman

Titel: Kuessen al dente - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nelson
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ihrem wogenden Busen und tippte gelangweilt mit ihrem Stilettoabsatz auf den Fliesenboden.
    »Tja«, meinte Georgia und setzte sich wieder. »So ist das Leben.«
    »Und ausgerechnet das Balthazar. Wo doch jeder weiß, dass das der Inladen für Gourmets ist. Ich bin sicher, das halbe Lokal redet über Sie.« Sie schaute sich um, als wollte sie ihre Aussage bestätigt sehen.
    Georgia klappte vor Fassungslosigkeit die Kinnlade herunter. »Sie haben Recht«, sagte sie schnell. »Daran habe ich gar nicht gedacht, aber danke für den Hinweis.«
    »Ich habe darauf bestanden, sie hier zu treffen«, warf Bernard ein. »Ich bin Bernard Lambert, der Geschäftsführer des Marco.« Er streckte ihr die Hand hin. »Ich bekomme pausenlos Anrufe von Restaurantbesitzern im ganzen Land, die darauf brennen, Georgia zu engagieren.« Er senkte die Stimme. »Ganz unter uns, ein gewisses Restaurant in Chicago mit drei Buchstaben ist ganz heiß auf Georgia.«
    »Ach, tatsächlich?« Pierre tätschelte Georgias Rücken. »Und ich wollte ihr gerade den Posten des Sous’ in meinem Bostoner Lokal anbieten, das im Herbst eröffnet. Lass es mich wissen, wenn du es dir doch anders überlegen solltest, Georgia.«
    »Sie sollten sich das wirklich gut überlegen«, mischte sich Pierres Blondine wieder ein. »In Boston weiß bestimmt niemand, wer Sie sind, oder dass Sie von The Daily nur eine halbe Gabel gekriegt haben. Da können Sie diese Schmach gut hinter sich lassen.« Sie blinzelte Georgia mit verklebten Wimpern zu. »Wissen Sie, ich wusste gar nicht, dass die auch halbe Gabeln vergeben. Wahrscheinlich sind Sie die Erste, die eine bekommen hat.« Sie unterbrach sich, um mit spitzen
Fingern den Träger ihres Leopardentops zurechtzuzupfen. »Eine halbe, meine ich.«
    »Sie haben Lippenstift an den Zähnen«, raunte Bernard der Blonden zu und deutete mit dem Finger auf einen magentaroten Streifen an ihren Schneidezähnen. »Möchte ja nicht, dass Sie sich in Verlegenheit bringen.« Er machte eine ausladende Handbewegung. »Ausgerechnet hier.«
    Sie fuhr sich mit der Zunge über die Zähne und warf Bernard einen giftigen Blick zu. Pierre verabschiedete sich, steckte Georgia aber vorher noch seine Karte zu. »Ich meine es ernst mit Boston«, sagte er. »Denk darüber nach, Georgia.«
    Georgia nickte. »Ja, das werde ich.«
    »Allmächtiger«, schnaubte Bernard, als die beiden außer Hörweite waren. »Wer um Himmels willen war denn dieses Weib? Ich wusste nicht, dass solche Leute tatsächlich existieren. «
    Georgia lachte. Sie warf den Kopf zurück, schloss die Augen und lachte wie ein kleines Kind, das gerade gemerkt hat, dass alle Geschenke unter dem Christbaum ihm gehören. Sie lachte dermaßen, dass ihre Schultern auf und nieder hüpften und eine salzige Träne über ihre Wange kullerte. Als sie sich dann endlich wieder beruhigt hatte, tupfte sie die Augen trocken und setzte ihre riesige Sonnenbrille auf, bevor sie hinaus in den grauen Nachmittag trat. Jackie O hätte das Gleiche getan.

7
    I n der Spring Street wimmelte es von coolen Teenies, fesch gekleideten grauhaarigen Herren mit langbeinigen Mädchen in hautengen Jeans am Arm, Skaterjungs aus den Betonwüsten von Westchester und wohlhabenden Ehepaaren, die bei Dean & Deluca einkauften, wo selbst der Petrusfisch zwanzig Dollar das Pfund kostete. Die einzigen Überbleibsel der armen Künstler, die sich einst in Soho tummelten, waren ein paar Tische auf dem Gehsteig, auf denen Fotos und Gemälde feilgeboten wurden. Gerade in New York konnte ein armer Straßenkünstler der Basquiat von morgen sein, deshalb lohnte es immer einen Blick. Georgia blieb an einem Tisch mit kleinen Aquarellen stehen und betrachtete eine diesige Landschaft mit Zypressen, Mohnfeldern und einer sanften Hügelkette im Hintergrund genauer.
    »Hast du das gemalt?«, fragte sie einen jungen Burschen, der hinter dem Tisch stand und die Hände in den Taschen seines grauen Kapuzenpullis vergraben hatte.
    »Ja, habe ich«, erklärte er mit mehr Überzeugung, als sie erwartet hatte.
    »Es erinnert mich an die Toskana.«
    »Soll es auch. Das ist Fiesole, außerhalb von …«
    »Florenz«, kam es von Georgia wie aus der Pistole geschossen. »Ist echt hübsch.«
    »Waren Sie mal dort?«
    »Ja, aber nur kurz. Ich möchte gern wieder hin, aber irgendwie kommt immer was dazwischen.«

    »Ich weiß, was Sie meinen. Und, möchten Sie es haben?«
    »Wie viel?«
    »Für Sie? Einen Zwanziger.«
    »Gekauft.«
    Behutsam legte der junge Mann

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