Kuessen al dente - Roman
…« Er wedelte mit der Hand durch die Luft, suchte nach dem richtigen Wort. »… mein Verhalten in letzter Zeit, in den letzten Wochen.«
»Monaten, Glenn. Das geht seit Monaten so.«
»Okay, Monaten. Irgendwas bringt mich dazu, so zu sein, und ich glaube, das könnte an uns liegen. Oder an mir.« Er ging zum Sofa und setzte sich. »Ich weiß einfach nicht, ob ich bereit für die Ehe bin.«
»Du weißt nicht, ob du bereit für die Ehe bist«, wiederholte sie. Sie setzte sich in den Sessel neben der Couch und verschränkte die Beine unter sich. »Dann blasen wir die Hochzeit ab.«
Er schaute sie an. »Abblasen?«
»Genau, Glenn, abblasen. Jetzt tu nicht so überrascht. Genau deshalb bist du doch hier, oder nicht?« Sie war müde und nicht in der Lage, so wütend zu werden, wie sie glaubte, dass es ihr Recht war.
»Ja, wahrscheinlich, Georgia.«
»Hast du heute zufällig einen Blick in The Daily geworfen? «
»Du weißt doch, dass ich diesen Mist nicht lese. Warum?«
»Heute stand die Kritik drin.«
»Oh, hey, richtig. Hab ich vergessen. Nach all dem, was passiert ist, habe ich die Kritik ganz vergessen. Gratuliere, George. Das hast du dir verdient.«
»Wir haben eine halbe Gabel bekommen.«
»Was? Ich dachte, du würdest drei kriegen?«
»Sollten wir auch, aber es wurde nur eine halbe. Bernard hat mir vorhin meine Kündigung überreicht, und das habe ich nur deinem feinen Busenfreund Marco zu verdanken.« Sie funkelte ihn an. »Und jetzt werde ich auch noch sitzengelassen! «
»Georgia, ich hatte ja keine Ahnung. Ich schwöre es, sonst hätte ich das heute nicht getan.« Er streckte die Hand nach ihr aus und zog sie wieder zurück. »Mensch, das tut mir echt leid.«
»Ich weiß, dass du es mir heute nicht gesagt hättest. Ich fasse es einfach nicht – kein Verlobter mehr, kein Job, und das alles innerhalb von …«, sie warf einen Blick auf ihre Uhr, »… sechs Stunden.«
»Marco ist ein Arschloch, George. Verglichen mit dem, was er sich in die Nase zieht, bin ich ein Waisenknabe. Ohne diesen Job bist du bestimmt besser dran. Und wahrscheinlich auch ohne mich.« Sein Bein wippte auf und ab, während er über seine Worte nachdachte.
»Ich weiß, dass du an dem Abend, als die Kritikerin da war, mit Marco geschnupft hast.«
Glenn schaute auf seine Hände hinab; sein Schweigen bestätigte, was er nicht aussprechen konnte. Vor ein paar Tagen hätte sie das noch wahnsinnig wütend gemacht, jetzt war sie nur noch traurig.
»Ich habe beinahe alle deine Schlaftabletten geschluckt«, sagte sie.
»Was?«
»Die Schlaftabletten. Die dir Dr. Androse verschrieben hat. Ich hab alle bis auf eine genommen.«
Seine Augenbrauen schossen in die Höhe.
»Nicht auf einmal, Glenn. Keine Angst, so verzweifelt bin ich nun auch wieder nicht.«
»Das habe ich auch nicht angenommen.«
»Ich hoffe, du kriegst das mit dem Koks in den Griff. Ich meine, richtig. Mit einer Therapie oder so.«
»Bestimmt«, sagte er. »Ich werde das angehen.«
Sally stupste mit ihrer feuchten Schnauze Georgias Hand an, und sie kraulte sie am Kopf. Die Erkenntnis, dass Glenns Kokainproblem nicht mehr das ihre sein würde, erleichterte sie ein wenig.
»Ich nehme an, du willst den zurückhaben.« Sie drehte ihren Verlobungsring vom Finger und hielt ihn Glenn hin. Als er den Ring von ihrer ausgestreckten Hand nahm, strich er mit den Fingerspitzen über ihren Handteller.
»Ich dachte wirklich, er gefällt dir.«
»Ich weiß. Aber so ist es einfacher, ihn zurückzugeben.« Sie lächelte verhalten.
»Ich werde dich vermissen, George. Ich weiß, das ist ein Klischee, aber ich hoffe trotzdem, dass wir Freunde bleiben können.«
»Irgendwann einmal. Aber jetzt nicht.«
Er nickte. »Wenn du mal jemanden für Sally brauchst oder so, dann lass es mich wissen. Ray sagt, ich kann so lange bei ihm wohnen, wie ich möchte, mietfrei. Schätze, er fühlt sich einsam, so allein in seinem großen alten Loft.«
»Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung, was ich als Nächstes tun werde. Aber mir wird schon was einfallen.« Sie stand auf. Die Trennung war vollzogen.
Glenn starrte aus dem Fenster. »Schau«, sagte er und deutete auf den riesigen Schlepper, der langsam flussaufwärts fuhr. »Wo der wohl hinfährt?«
Georgia sah das Schiff an und dann Glenn. »Jetzt fällt dir das auf?«
»Wovon redest du?«
»Ach, nichts«, sagte sie. »Gar nichts.«
Irgendwie hatte es beinahe etwas Glamouröses, um vier Uhr nachmittags eine Schlaftablette zu
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