Kuessen al dente - Roman
Verbindung bringen würde, und den nachzuahmen ihr trotz intensiver Übungen – bis sie buchstäblich blau angelaufen war – nie gelungen war.
»Allerdings«, stöhnte Gabri und ließ den Kopf in gespielter Trunkenheit auf die Brust sinken.
Oscar reiste nie ohne einen Vorrat seines Lieblingsweins, weil »die meisten Lokale Eselpisse ausschenken«, wie er es ausdrückte. Obwohl sie diesen Oscar unmöglich fand, hatte Georgia keine Skrupel, seinen herrlichen Serpico zu trinken – die anderen übrigens auch nicht. Als sie beim ersten Löffel Panna cotta angelangte, war ihr der Wein schon so zu Kopf gestiegen, dass sie ab da nur noch Pellegrino trank.
»Wie wir hörten, Georgia, wirst du mit Claudia in San Casciano arbeiten, stimmt das?«, fragte Katherine.
»Ja. In ein paar Tagen mache ich mich auf den Weg dorthin. Ich kann es kaum erwarten.«
»Das glaube ich. Besonders nach dieser Geschichte in New York«, setzte Katherine hinzu.
Augenblicklich spitzte Oscar die Ohren. »Welche Geschichte in New York?«
»Wow, schlechte Nachrichten machen tatsächlich in Windeseile die Runde«, seufzte Georgia. »Gibt es hier überhaupt jemand, der nicht weiß, was in New York passiert ist?«
»Ja, mich«, meldete sich Oscar prompt. »Ich weiß von nichts.«
»Ich weiß es nur von Gabri«, warf Cesca ein.
»Und ich weiß es nur, weil du es mir erzählt hast«, erklärte Gabri.
»Und wir wissen es auch nur von Claudia«, schloss Vincenzo sich an.
»Nimm es dir nicht so zu Herzen, Georgia. So etwas kann den Besten von uns passieren«, versuchte Katherine sie zu trösten und drückte mitfühlend Georgias Schulter.
»Ich weiß. Es scheint nur, wenn so etwas passiert, dann weiß es in Sekundenschnelle die ganze Stadt, nein, die ganze Welt.«
»Was genau ist denn passiert?«, wollte Oscar wissen, den offenbar die Neugier plagte, bekam aber keine Antwort.
»Na, wie auch immer, ich hoffe, du kannst Claudia ein wenig aufheitern. Ich fürchte, sie ist im Augenblick etwas niedergeschlagen«, wisperte Katherine Georgia zu.
»Sie aufheitern? Du meine Güte, was ist denn mit ihr?« Das Herz rutschte ihr in die Hose. »Hat sie mit den Restaurants Probleme?«
»Nein, es ist nicht wegen der Restaurants. Es ist ihr Freund.«
»Ihr Freund ?« Frauen wie Claudia hatten keine Probleme mit ihren Freunden oder Geliebten. »Was ist denn mit ihrem Freund?«
Katherine öffnete den Mund, um zu antworten, und wurde prompt von einem überaus streitlustigen Oscar unterbrochen. Im Gegensatz zu Georgia hatte er sich nicht an Wasser gehalten, sondern seinen zweiten Grappa vor sich stehen.
»Bevor ihr eure Unterhaltung fortsetzt, verlange ich zu wissen, was Georgia in New York passiert ist. Es ist äußerst unhöflich, wenn man den Einzigen am Tisch, der von der Geschichte nichts weiß, im Dunkeln lässt.«
Georgia schaute ihn an. »Ich wurde gefeuert, Oscar. Kapiert? Von einem echt tollen Job. Und, ist deine Frage damit beantwortet?«
Er nickte selbstgefällig. »Ich wurde noch nie gefeuert.«
»Du hast auch noch nie irgendwo gearbeitet«, strich Gabri heraus.
»Also, wie gesagt«, fuhr Katherine fort, »die beiden machen gerade eine schwere Zeit durch. Ich bin sicher, du wirst davon erfahren, aber bitte sprich Claudia nicht von dir aus darauf an, ja? Ich möchte nicht, dass sie glaubt, ich würde hinter ihrem Rücken über sie tratschen. Nein, ich dachte nur, du solltest es wissen.«
Georgia dankte Katherine, dass sie sie eingeweiht hatte, und versprach ihr, Claudia zu helfen, wo sie nur konnte, obwohl sie keine Ahnung hatte, wie ihr das gelingen sollte. Dabei war es nicht so, dass es ihr an Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht mangelte. In ihrer Teenagerzeit, als sie ihre Haare noch mit Haargummis zu zähmen versuchte und ihre Haut mit Clearasil bearbeitete, hatte sie ihren ersten Freund gehabt, Eddie, einen Streber aus der achten Klasse, der eine rosa Zahnspange und ein silbernes Fahrrad besaß. Nach Eddie war eine Parade von ernsthaften Beziehungen durch ihr Leben marschiert – bis hin zu Glenn, der eigentlich die ernsthafteste hätte sein sollen. Wie es schien, war Erfahrung doch nicht alles.
Gabri verlangte nach der Rechnung, was ihnen noch eine gute Viertelstunde Zeit ließ, bis diese tatsächlich auf dem Tisch liegen würde. Und da Georgia diesen Oscar keine Sekunde länger ertragen konnte, begleitete sie ihre Freunde zurück zu deren Tisch, versprach, sie demnächst in ihrem Bauernhaus in Pistoia zu besuchen, und ging
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