Kuessen Auf Eigene Gefahr
zirpendes Geräusch von sich gab. «Du bezahlst mich überhaupt nicht.»
«Genau das meine ich ja –»
«Angelica!» Mitten im Park tauchte plötzlich Napoleon auf.
Angst durchzuckte Angelica. «So schwach ist mein Zauber? Ich habe ihn ja nicht einmal für eine Minute aufhalten können.»
Beim haarigen Bartschatten, hatte sie ihrem Ehemann selbst nach dreihundert Jahren nichts entgegenzusetzen? Das kratzte aber gewaltig am Ego.
Er sprang in all seiner splitternackten Pracht auf die Füße. «Anhalten», befahl er.
Die drei Jahrhunderte ihrer Unabhängigkeit verpufften im Nichts und Angelica blieb wie angewurzelt stehen.
«Los, weiter!» Mari riss die Autotür auf. «Solange du weiterrennst, wird er dir nichts tun. Er will nur deinen Körper und dein Schmuddelmonster.»
Angelica musterte Mari fassungslos. Ihr liebes Mädchen wurde von Minute zu Minute gefährlicher. Wenn sie Napoleon nachgab, dann würden all ihre Lieblinge darunter zu leiden haben. Sie musste stark sein. Das schuldete sie ihnen. Sie musste gegen ihn antreten. Sie trat von dem überteuerten Schlitten zurück und hob die Hand. «Ich kann nicht viel ausrichten, aber vielleicht kann ich ihn zumindest etwas bremsen –»
«Nein.» Mari riss Angelicas Arm herunter. «Hier wimmelt es von Anderswelt-Polizisten. Es ist verboten, auf öffentlichen Plätzen in weniger als hundert Metern Abstand von sterblichen Wesen schwarze Magie zu benutzen. Sie werden dich verhaften.»
Napoleon bewegte sich gemessenen Schrittes auf sie zu, wobei seine Männlichkeit auf und ab wippte. Angelica wartete unschlüssig. Sie bemerkte, dass Napoleon sich offenbar tarnte, denn niemand schien Notiz von dem nackten Mann zu nehmen, der aus dem Nichts aufgetaucht war. Diesen Zauber hatte er bestimmt bei seinen vielen Auftragsmorden perfektioniert.
Angelica war erleichtert. Was für ein unverschämtes Glück, dass sie sich eine besondere Begabung dafür angeeignet hatte, Tarnzauber zu neutralisieren, denn so hatte sie immer verhindern können, dass sich ihre Mädchen und Jungs vor ihr verstecken konnten. Unter ihrem Dach blieb kein geheimes Schäferstündchen unbemerkt.
Sie grinste. «Ich habe alles im Griff, Mari. Vertrau mir.» In ihrer Hand baute sich Hitze auf, schwarze Schwaden erfüllten die Luft und dann schleuderte sie eine herzförmige Rauchbombe nach Napoleon.
Napoleon blieb nicht einmal stehen, er hob lediglich seine Hand, um die Bombe abzufangen. Angelica schnippte mit dem Finger und ihre Kleidung verschwand. (Also zumindest gaukelte sie ihm das vor. Er hatte es sich nicht verdient, ihre echten Möpse sehen zu dürfen.)
Nacktszene für Angelica.
Nappy bekam große Augen, sein Arm fiel wieder nach unten – und ihr Zauber klatschte ihm mitten ins Gesicht. Augenblicklich wurde sein Spruch außer Kraft gesetzt. Sofort erklangen von überallher Schreie und die Menschen zeigten aufgeregt auf den gut ausgestatteten, nackten Mann, der mit einem riesigen Ständer durch den Boston Common Park flitzte.
Weniger als eine Sekunde später lag er bereits unter einem Haufen mit Jeans bekleideter, Magie begabter Herren begraben. Angelica hatte erwartet, dass sich die Cops eher auf den nackten Nappy stürzen würden, als sie wegen ihrer Magie zu belangen.
Die Welt der Menschen war schon lustig.
«Ein Punkt für die Mädels», triumphierte Angelica und ging wieder zum Auto.
Mari saß bereits auf dem Fahrersitz und hatte das Schauspiel lässig durch das heruntergelassene Fenster beobachtet. «Weißt du, es begeistert mich immer wieder, wie viel Macht wir über die Männer haben. Es braucht nur ein paar falsche Brüste und schon vergisst er, deinen Spruch zu blockieren.» Angelica schlüpfte in das Auto und Mari startete den Motor. «Männer zu übertrumpfen ist wirklich kinderleicht.»
Angelica sah zurück und beobachtete irritiert, wie Nappy sich mühelos aus der Traube von Polizisten befreite und vollständig bekleidet dastand. «Ach, ist das so?»
Mari folgte ihrem Blick. «Ein zweites Mal wird es wohl nicht funktionieren, oder?»
Angelica lehnte sich in ihrem Sitz zurück. Ihre junge Assistentin trat das Gaspedal durch und der Wagen schoss davon. «Nein, das wird es nicht.»
Mari blickte in den Rückspiegel. «Wie lange wird es dauern, bis er uns einholt?»
«Nicht lange genug.»
«Wohin also?»
Angelica zog zwei kleine, gelbe Tulpen hervor, die sie mit großer Sorgfalt im Garten der Zerbrechlichkeit aufgezogen hatte. Dort waren sie, beschützt von bedacht
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