Küssen auf eigene Gefahr
ähnlich, wie wenn du dir die Augenbrauen zupfst - die ersten paar Mal tut es weh, aber später spürst du es kaum noch.« Sie warf die gebrauchten Wachsstreifen in den Papierkorb neben dem Bett und griff nach einer Flasche Körperlotion, um die frisch enthaarten Stellen einzucremen. Dann sah sie Bobby an. »Also, was werde ich nicht glauben?«
»Häh?« Er musste sich zwingen, den Blick von ihren gespreizten glatten weißen Oberschenkeln und dem verlockenden, nur von einem Hauch Seide verhüllten Dreieck dazwischen loszureißen. Als er ihr in die Augen sah, stellte er fest, dass sie ihn mit diesem Denk-nicht-mal-dran-Freundchen-Ausdruck betrachtete. Mann, sie konnte wirklich nachtragend sein. »Ach so, ja. Scott hat gerade angerufen - du weißt schon, der Computercrack. Du wirst nicht glauben, womit McKade und deine Schwester nach Miami unterwegs sind.«
»Er hat sie gefunden?« Kaylee sprang mit einem Satz vom Bett. »Wo sind sie?«
»In Idaho.«
»Idaho?« Kaylee legte die Stirn in Falten. »Was in aller Welt machen sie denn in Idaho?«
»Sie sind - jetzt halt dich fest - mit einem Greyhound-Bus unterwegs.«
Kaylee schlug ihm mit der flachen Hand so fest gegen die Brust, dass er einen Schritt zurücktaumelte. »Verdammt noch mal, Bobby, lass die blöden Witze! Ich mache mir Sorgen um sie.«
»Das ist kein Witz, Baby. Sie sitzen wirklich in einem Greyhound-Bus. Genau genommen ist es der zweite - ich weiß nicht, was passiert ist, aber den ersten Bus haben sie offenbar verpasst, oder sie sind rausgeflogen.«
»Catherine!« Für einen Augenblick vergaß Kaylee, dass sie von Männern und vor allem von Bobby die Nase voll hatte, streckte die Hand aus und drückte Bobbys Arm. Dabei ließ sie dieses volle, tief aus der Kehle kommende, fröhliche Lachen hören, das Bobbys Blutdruck unweigerlich in die Höhe trieb. »Sie versucht ihn aufzuhalten. Cat ist wirklich klug und hatte schon immer gute Ideen. Sie könnte eine Menge Spaß haben, wenn sie nicht derart versessen darauf wäre, das Leben einer braven Spießerin zu führen.« Etwas betrübt über den Gedanken, was ihrer Schwester schon alles durch die Lappen gegangen war, schüttelte Kaylee den Kopf. »Als wir noch Kinder waren, hat sie sich immer die unglaublichsten Sachen einfallen lassen, um uns - na ja, hauptsächlich mir - aus der Patsche zu helfen.« Bei der Erinnerung daran musste sie grinsen. »Ich wette, sie ist gerade stinksauer, und wenn Cat sauer ist, sollte man sich besser in Acht nehmen.« Dann riss sie sich von ihren Erinnerungen los, nahm ihre Hand von Bobbvs Arm, trat einen Schritt zurück und sah ihn fragend an. »So, und was machen wir als Nächstes?«
»Wir sehen zu, dass wir in Boeing Field das nächste Flugzeug erwischen, mieten uns in Pocatello ein Auto und fahren ihnen hinterher.«
Hector Sanchez legte den Hörer auf und starrte ihn ein paar Sekunden lang nachdenklich an. Dann nahm er eine Zigarre aus dem Humidor, schnitt die Spitze ab und zündete sie an. Das gedämpfte Gelächter, das durch die dünne Wand in sein Büro drang, zeigte, dass der groß angekündigte Star der Woche beim Publikum ankam.
Kaylee befand sich im Gewahrsam eines Kopfgeldjägers namens McKade, und der war mit ihr gerade auf dem Rückweg nach Miami, wo die Verhandlung wegen Auto-di ebstahls auf sie wartete. Zumindest dieser Teil der Geschichte ergab für Sanchez noch Sinn, auch wenn er nicht besonders glücklich darüber war. Aber in einem Greyhound? Warum in aller Welt brachte der Kopfgeldjäger Kaylee im Bus zurück?
Auf diese Frage würde er vermutlich nie eine Antwort bekommen, und im Grunde genommen konnte es ihm auch egal sein, da es sich letzten Endes bestimmt zu seinen Gunsten wenden würde. Wenn sich McKade wie ein normaler Mensch verhalten hätte und mit Kaylee in ein Flugzeug gestiegen wäre, dann wären sie jetzt mit größter Wahrscheinlichkeit schon da und Kaylee säße bereits hinter Gittern. Und von dem Augenblick an, in dem sich die Tür einer Gefängniszelle hinter ihr schloss, waren seine Chancen, sie in die Finger zu bekommen, nur noch verschwindend gering. Diese Vorstellung gefiel Hector ganz und gar nicht. Kaylee MacPherson war ein Fragezeichen, das ausradiert werden musste. Es könnte momentan nicht besser für ihn laufen, und er würde den Teufel tun und zulassen, dass ihm ein dämliches Showgirl alles verdarb. Gott allein mochte wissen, was die Schlampe dem Staatsanwalt erzählen würde, wenn sie glaubte, damit ihren Hals aus der
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