Küssen auf eigene Gefahr
wehren, als er... oh Gott, als er...« Sie schluckte ein paarmal, so als könne sie vor Entsetzen nicht weitersprechen.
Außer sich vor Wut sprang Sam von seinem Stuhl auf. »Wollen Sie etwa behaupten, dass ich Sie vergewaltigt habe?« Es war nicht zu fassen, ihr Mund sah so unschuldig aus, aber jedes Mal, wenn sie ihn öffnete, kamen nichts als Lügen, Lügen und noch mal Lügen heraus. Zu keinem vernünftigen Gedanken mehr fähig, machte er Anstalten, sich auf sie zu stürzen. Er würde ihr den Mund stopfen, und wenn es das Letzte war, was -
Kräftige Hände drückten ihn unsanft auf den Stuhl zurück. Dabei stießen die Handschellen um seine Handgelenke erneut hart gegen die Plastiklehne und schürften ihm die Knöchel auf. Der plötzliche Schmerz bewirkte zumindest, dass er wieder halbwegs zur Vernunft kam. Sein Brustkorb hob und senkte sich unter heftigen Atemzügen, während er sich bemühte, seinen Zorn niederzuhalten. Er musste ein paarmal blinzeln, bis er das Gesicht des Majors, der sich über ihn beugte, wieder klar erkennen konnte.
»Eine wehrlose Frau anzugreifen ist Ihrer Sache nicht gerade besonders dienlich, mein Sohn«, erklärte ihm Major Baskin ruhig. Die drei Polizisten, die aufgesprungen waren, um ihm Unterstützung zu leisten, steckten ihre Pistolen wieder zurück in die Holster - außer dem jungen Polizisten, der sie hierher gebracht hatte. Er zielte weiterhin mit seiner Waffe auf Sams Kopf.
»Wehrlos?« Sams Kehle entfuhr ein lautes Lachen. »Das ist wirklich ein toller Witz. Werfen Sie sie in ein Bassin mit Haifischen, und ich gehe jede Wette ein, dass die aus Höflichkeit unter Kollegen Platz für sie machen. Sie ist ungefähr so wehrlos wie ein Barrakuda.« Immer noch schwer atmend, richtete Sam seine Aufmerksamkeit plötzlich auf den jungen Polizisten, der hinter dem Major stand und nach wie vor mit seiner Waffe auf ihn zielte, und sein ganzer Ärger konzentrierte sich auf dieses neue Ziel. »Verdammt noch mal, nehmen Sie endlich das Ding aus meinem Gesicht«, fuhr er ihn an. »Wenn Sie mir vorhin im Bus die Chance gegeben hätten, Ihnen die Sache zu erklären, hätten wir uns diesen ganzen Zirkus hier sparen können.«
»Nur für meinen Bericht, Ma'am«, sagte der Major zu Catherine, ohne Sam dabei aus den Augen zu lassen. »Beschuldigen Sie diesen Mann, Sie sexuell belästigt zu haben?« Er warf ihr einen raschen Blick zu.
»Nein, natürlich nicht«, erwiderte Catherine in einem Ton, als sei es ihr unbegreiflich, wie jemand zu diesem Schluss gelangen konnte. »Ich habe nur gesagt, dass er mich mit Handschellen ans Bett gefesselt hat und dass ich keine Möglichkeit hatte, etwas dagegen zu unternehmen.« Sie sah dem Major in die Augen und fuhr niedergeschlagen fort: »Aber Sie sehen ja selbst, wie schnell er aus der Haut fährt, Major. Ein falsches Wort, und schon rastet er aus.«
»Ja«, stimmte ihr der Major trocken zu. »Und ich bin sicher, dass es nicht das Geringste damit zu tun hat, wie Sie diese Geschichte mit den Handschellen präsentiert haben.«
»Das ist keine Geschichte, Sir; es ist die Wahrheit! Und das war so ziemlich das Demütigendste, was ich je in meinem Leben erlebt habe.« Sie wich dem Blick des Majors nicht aus. »Und alles, was noch schlimmer war, habe ich ebenfalls diesem Mann zu verdanken.«
Major Baskin wusste nicht, was er von Catherine halten sollte. In all den Jahren, die er nun beruflich mit Menschen umging, hatte er ein sicheres Gespür für deren Verhaltensweisen entwickelt, und dieses Gespür ließ ihn erkennen, wann er es mit jemandem zu tun hatte, der andere zu manipulieren versuchte. Sie hatte sich die Gefühle ihres angeblichen Entführers geschickt zunutze gemacht. Der Mann hatte genau die Schlussfolgerung gezogen, die er ziehen sollte. Andererseits hatte es auch aufrichtig geklungen, als sie von den Demütigungen sprach, die McKade ihr zugefügt hatte. Ein interessanter Fall.
Sam drängte seinen Ärger und seine Frustration zurück und atmete einmal tief durch. Er ignorierte alle übrigen Anwesenden und konzentrierte seine Aufmerksamkeit ausschließlich auf den Major.
»Bitte«, sagte er mit erzwungener Ruhe. »Ich versuche einfach nur, meinen Job zu erledigen. In meiner rechten Hosentasche steckt meine Brieftasche. Darin finden Sie meinen Ausweis und die Erlaubnis, eine Waffe zu tragen. Im Geldscheinfach finden Sie außerdem eine Kautionsvereinbarung für diese ach so arme, gedemütigte Frau.«
»Wollen Sie damit sagen, dass Sie
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