Küssen auf eigene Gefahr
mal, Sam, für solche Scherze ist es echt zu heiß.« Sie schlug mit der Faust auf seinen Rücken ein und spürte, wie sich an den Stellen, an denen sich ihre Körper berührten, Schweiß zu sammeln begann. »Lassen Sie mich runter.« Wieder raste ein Auto vorbei, voll besetzt mit jungen Männern, die ihnen irgendwelche Anzüglichkeiten zuriefen. »Verflucht noch mal, Sam, lassen Sie mich runter! Die können mir ja unter den Rock schauen!«
»Sie wollen mir doch nicht etwa weismachen, dass das eine Exhibitionistin wie Sie stört?«
»Sam!«
»Werden Sie Ihre Turnschuhe anziehen wie ein braves kleines Mädchen und mir keinen Ärger mehr machen?«
Bei jedem seiner Schritte stieß seine harte Schulter in ihren Magen und drohte das Frühstück, das sie eben erst zu sich genommen hatte, wieder ans Tageslicht zu befördern. Seine Wortwahl hätte normalerweise gereicht, um sie für längere Zeit verstummen zu lassen, aber diesmal schluckte sie ihren Ärger hinunter und sagte: »Ja. Und jetzt lassen Sie mich endlich runter.«
Er beugte sich nach vorne und stellte sie auf die Füße. Dann ließ er ihren Koffer auf den Boden plumpsen und machte ihn auf. Einen Augenblick später reichte er ihr ihre Turnschuhe. »Geben Sie mir die Stöckelschuhe.«
Sie folgte seiner Aufforderung und bückte sich, um die Schnürsenkel ihrer Turnschuhe zuzubinden. Als sie sich wieder aufrichtete, ertappte sie ihn dabei, dass er die rosafarbenen Riemchensandaletten in einer seiner großen Hände wog und dabei nachdenklich auf einen Busch am Straßenrand starrte. »Das schlagen Sie sich mal besser gleich aus dem Kopf, mein Freund«, sagte sie. »Es sei denn, Sie sind gewillt, einige Ihrer kostbaren Scheinchen zu opfern, um mir ein neues Paar zu kaufen.«
Mit einem Knurren legte er die Schuhe zurück in den Koffer und klappte den Deckel zu. Dann richtete er sich auf, packte sie am Handgelenk und setzte sich in Bewegung. »Kommen Sie schon. Diesen Bus werden wir nicht verpassen.«
Als sie schließlich die klimatisierte Busstation erreichten, war Catherine kurz vor einem Hitzschlag und ihre Laune auf dem Nullpunkt. Sie packte einen Zipfel von Sams Hemd, das er über der Jeans trug, um die Waffe in seinem Hosenbund zu verbergen, und wischte sich damit den Schweiß ab, der ihr über den Hals lief, und Sam war gezwungen, mit bis zum ersten Rippenbogen entblößtem Bauch dicht vor ihr stehen zu bleiben. Bevor er sich's versah, war ihre Hand mit seinem Hemd im Ausschnitt ihres winzigen rosafarbenen Minikleides verschwunden. Als sie sie wieder herauszog, war sein Hemdschoß ein feuchter, zerknitterter Lappen. Sie hielt ihn mit angewiderter Miene zwischen Daumen und Zeigefinger von sich weg und ließ ihn fallen.
»Ich habe keine Lust mehr, den lieben langen Tag nur irgendwelche Landschaften anzustarren«, erklärte sie Sam mürrisch. Sie fasste an den Saum ihres Kleides und zog es nach unten, während sie sich gleichzeitig ein paarmal unauffällig hin- und herwand, um alles wieder an die Stelle zu bringen, an die es gehörte. »Ich will etwas zu lesen.«
Sam riss sich von der wehmütigen Betrachtung seines verknitterten Hemdes los. »Ich bezweifle, dass es hier den Soap Opera Digest gibt, Red.«
»Haha, sehr witzig. Los, kommen Sie.« Sie packte sein Tandgelenk und zog ihn zu dem Stand mit Zeitschriften und Büchern.
Sam musterte die Auswahl und zog dann einen Liebesroman heraus. Er hatte den schauderhaftesten Einband, den er je gesehen hatte. »Hier«, sagte er und hielt ihn ihr entgegen. »Das dürfte doch Ihrem Geschmack entsprechen.«
Catherine nahm das Buch, drehte es um und las den Text auf der Rückseite. Danach schlug sie es auf und las ein bisschen darin rum. »Wow. Klingt echt gut.« Sie gab es ihm zurück. »Den nehme ich.«
Sam blickte auf das Preisschild. »Die wollen sieben Dollar für ein Taschenbuch?« Er stellte den Roman zurück ins Regal. »Suchen Sie sich was anderes aus.« Er zog eine Zeitschrift heraus, deren Titel der Leserin lauter wahre Lebensgeschichten versprach, und hielt sie ihr unter die Nase. »Hier. Wie wär's damit?«
»Mein Gott«, seufzte sie. »Sie sind dermaßen knauserig. Und Ihr literarischer Geschmack lässt wirklich zu wünschen übrig.« Sie ignorierte die Zeitschrift, die er ihr entgegenhielt, und griff stattdessen nach der neuesten Ausgabe der Time. »Ich nehme die hier.« Sie warf ihm einen verächtlichen Blick zu. »Sie sollten sich besser darüber freuen, McKade, weil Sie sie nämlich lesen werden,
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