Küssen auf eigene Gefahr
und wechselten einander ab. Am hartnäckigsten hielt sich ihr Schuldgefühl.
Catherine wusste, dass es ihre Pflicht war, Sam von Chains' Überfall zu erzählen. Seit sie aus Arabesque weggefahren waren, hatte sie mit diesem Problem gerungen wie eine junge Katze mit einem Wollknäuel, und der Zwischenfall mit der Limousine hatte das gewiss nicht leichter gemacht. Sie konnte daran herumnagen und es hin und her rollen und vergeblich nach einem losen Ende suchen, an dem sich das Knäuel aufrollen ließ, um ihr den Weg zu einer anderen Lösung zu zeigen, aber letzten Endes wusste sie, was sie zu tun hatte. Ihr blieb keine andere Wahl - nicht, wenn aus heiterem Himmel wieder ein Überfall stattfinden konnte, und zwar zu jeder Zeit und an jedem Ort.
Und vielleicht schon stattgefunden hatte.
Ihr graute nur davor, mit Sam darüber sprechen zu müssen. Dass er wieder in Schweigen verfallen war, zeigte ihr deutlicher als tausend Worte, dass seine Besorgnis am Aussichtspunkt nicht ihr gegolten hatte. Er hatte bloß Angst um seine Investition gehabt. Und er war so verbohrt, machte sich absichtlich blind , was seine Meinung von ihr betraf, dass es ein hartes Stück Arbeit sein würde, ihn von der Wahrheit ihrer Worte zu überzeugen.
Nichtsdestoweniger - sie stieß einen tiefen Seufzer aus -, wie hieß es so schön, frisch gewagt ist halb gewonnen. Vielleicht war ja was dran.
Sam spürte, dass Catherine sich zu ihm drehte. Seit sie wieder in den Bus gestiegen waren, war sie auf ihrem Sitz unruhig hin und her gerutscht, und dieses Gezappel ging ihm allmählich auf die Nerven. Ohne die Augen zu öffnen, streckte er die Hand aus und legte sie auf ihren Oberschenkel, um sie dazu zu bringen stillzusitzen. »Könnten Sie damit vielleicht mal aufhören?«
»Womit?«, fragte sie spitz. »Mit Atmen?«
»Dagegen hätte ich auch nichts«, rutschte es ihm heraus aber eigentlich hatte er keine Lust, sich mit ihr zu streiten Sie sollte nur endlich aufhören herumzuhampeln. Kalter Schweiß sammelte sich auf seiner Stirn und auf seiner Brust und in den Achselhöhlen, und ihm wurde übel, was aber Gott sei Dank schnell wieder vorüberging. »Hören Sie auf, dauernd so zu zappeln, verdammt noch mal.«
»Da ist etwas, das ich Ihnen sagen muss.« Sie schlug ihr auf die Hand, die auf ihrem nackten Oberschenkel lag und Sam zog sie zurück. Zum ersten Mal achtete er nicht darauf, wie sich ihre Haut anfühlte. Catherine stieß ihm ungeduldig ihren Ellbogen in die Seite, und er musste tief Luft holen, um einen neuen Anfall von Übelkeit zu bekämpfen.
»McKade, würden Sie mir vielleicht freundlicherweis: mal zuhören?«, fragte sie. »Ich habe Ihnen etwas zu sagen.«
»Und ich bin sicher, dass jedes Wort, das über Ihre Lippen kommt, eine echte Offenbarung ist«, presste er zwischen den Zähnen hervor. »Aber wissen Sie was? Sparen Sie es sich.« Langsam, aber sicher beschlich ihn das unangenehme Gefühl, dass es keine besonders gute Idee gewesen war, dieses Hühnchen zu essen.
»Nichts täte ich lieber, das können Sie mir glauben, raunzte sie zurück. »Aber da unter Umständen jede Minute ...«
»Ich sagte, dass Sie es sich sparen können!« Er öffnete die Augen, und alles kam ihm viel zu hell vor, die Farben wirkten viel zu grell. Seit wann war das Kleid des Rotschopfs derart knallig rosa? Er schluckte und sah sie mit finsterer Miene an. »Ich bin nicht in der Stimmung, haben Sie das jetzt kapiert?«
Sie ließ sich von seinem rüden Ton und der unterschwelligen Drohung nicht aus der Ruhe bringen. »Tja, Pech für Sie«, sagte sie gelassen, »weil ich nämlich nicht in der Stimmung bin, mich an Stelle meiner Schwester umbringen zu lassen!«
Er sah sie mit gerunzelter Stirn an. »Was zum Teufel soll denn das wieder heißen?«
»Jimmy Chains war heute in Arabesque, Sie wissen schon, der Kerl, der in Miami die Frau umgebracht hat - was Kaylee, wie Sie sich vielleicht erinnern, dazu veranlasst hat, die Kaution sausen zu lassen, und uns beide zusammengeführt hat.«
»Ach ja?« Auf diesen Schwachsinn konnte er gut verzichten, zumal er sich von Minute zu Minute mieser fühlte. »Und jetzt erwarten Sie wohl von mir, dass ich Ihnen das so einfach glaube? Nachdem wir inzwischen ein paar hundert Kilometer von Arabesque entfernt sind und ich keine Möglichkeit habe, Ihre Geschichte zu überprüfen. Als Nächstes werden Sie mir erzählen, dass er in dem Auto saß, das Sie vorhin beinahe über den Haufen gefahren hat.«
»Darüber habe ich auch
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